Kants Kritik der praktischen Vernunft: Ethik & Moral
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Immanuel Kants Werk „Kritik der praktischen Vernunft“ befasst sich mit der Anwendung der Vernunft in theoretischen (Erkenntnistheorie) und praktischen Bereichen (Moral, die Wahl zwischen Gut und Böse). Kant erläuterte diese Konzepte ausführlich in seinen Büchern „Kritik der praktischen Vernunft“ und „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“.
In der praktischen Philosophie Kants sind Konzepte wie Gott und die Seele als Postulate der Vernunft notwendig, während sie in der theoretischen Philosophie nicht als Gegenstände der Erkenntnis gelten können.
Arten der Ethik: Materiale und Formale
Kant unterscheidet grundsätzlich zwei Arten von Ethik:
- Materiale Ethik: Diese Ethik verfolgt ein bestimmtes Ziel oder einen Zweck (z.B. Glückseligkeit, Gottes Wohlgefallen). Sie ist oft individuell oder gruppenspezifisch (z.B. christliche oder buddhistische Ethik) und daher nicht universell gültig.
- Formale Ethik: Kants Ethik ist eine formale Ethik. Sie ist a priori (vor aller Erfahrung) und legt nicht fest, was man tun soll, sondern wie man handeln soll – nämlich aus Pflicht und nach einem Prinzip, das universell gültig sein könnte.
Der Kategorische Imperativ: Universelles Sittengesetz
Der Kategorische Imperativ ist das zentrale Prinzip von Kants Moralphilosophie. Er ist universell, absolut und unbedingt gültig. Im Rahmen der Autonomie des Willens ist er zwingend, da der Mensch sich diese Gesetze selbst auferlegt und somit frei ist, ihnen zu folgen.
Für Kant ist das Einzige, was uneingeschränkt als gut gelten kann, ein „guter Wille“ – ein Wille, der aus Pflicht handelt. Kant unterscheidet dabei drei Arten von Handlungsweisen:
- Pflichtwidrige Handlungen: Handlungen, die gegen die Pflicht verstoßen.
- Pflichtgemäße Handlungen: Handlungen, die der Pflicht entsprechen, aber nicht aus Pflicht erfolgen (z.B. aus Neigung oder Eigennutz).
- Handlungen aus Pflicht: Handlungen, die allein aus Achtung vor dem Sittengesetz erfolgen und somit moralischen Wert besitzen.
Kants Ethik unterscheidet zudem zwischen zwei Arten von Imperativen:
- Hypothetische Imperative: Diese sind bedingt und zweckgebunden (z.B. „Wenn du X erreichen willst, tue Y“). Sie können problematisch (wenn das Ziel beliebig ist) oder assertorisch (wenn das Ziel die Glückseligkeit ist) sein. Sie sind nicht das Wesen der Moral, da sie nicht aus reiner Pflicht erfolgen.
- Kategorische Imperative: Diese sind unbedingt gültig, autonom und apodiktisch. Ihre bekannteste Formulierung lautet: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Für Kant ist es dem Menschen in dieser Welt unmöglich, vollkommen gut (heilig) zu sein, da er stets von Neigungen beeinflusst wird. Die Moral fordert jedoch eine unendliche Annäherung an dieses Ideal.
Die Postulate der Praktischen Vernunft
Aus der Notwendigkeit des Sittengesetzes ergeben sich für Kant drei Postulate der praktischen Vernunft – Annahmen, die nicht theoretisch bewiesen, aber für die Moral notwendig sind:
Freiheit als Postulat
Die Freiheit ist die notwendige Bedingung der Moral. Ohne die Freiheit zur Wahl zwischen Gut und Böse gäbe es keine moralische Verantwortung und somit keine Moral.
Unsterblichkeit der Seele
Da das höchste Gut (die vollkommene Übereinstimmung von Wille und Sittengesetz, also Tugend und Glückseligkeit) in einem endlichen Leben nicht vollständig erreicht werden kann, ist die Unsterblichkeit der Seele als unendlicher Fortschritt hin zu diesem Ideal notwendig.
Gott als Garant des höchsten Gutes
Gott existiert als Garantie dafür, dass das höchste Gut – die Vereinigung von Tugend und Glückseligkeit – letztendlich erreicht werden kann. Ohne Gott wäre die Erreichung dieses höchsten Gutes nicht gewährleistet, da die Natur allein keine solche Harmonie garantiert.