Kants Philosophie: Erkenntnistheorie, Ethik und Politik
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Kants Philosophie im Vergleich
Im Folgenden wird die Philosophie von Immanuel Kant mit der seiner Vorgänger verglichen. Dazu werden folgende Studiengänge betrachtet: Erkenntnistheorie, Ontologie, Ethik und Politik.
Erkenntnistheorie: Überwindung von Rationalismus und Empirismus
Kant lebte im 18. Jahrhundert, einer Ära, die von zwei Strömungen geprägt war: dem Rationalismus (Vorrang der Vernunft als Grundlage des Wissens) und dem Empirismus (Erfahrung als Ursprung und Grenze des Wissens). Kant überwand diese beiden Theorien und verteidigte den transzendentalen Idealismus. Demnach geht das Wissen zwar von der Erfahrung aus, aber das Subjekt verändert das Objekt, das es erfasst (dies setzt a priori formale Bedingungen – Raum/Zeit – voraus).
Die kantische Philosophie überwand auch die Kritik Humes am Prinzip der Kausalität, veranschaulicht am Beispiel der Billardkugel (wenn wir zum ersten Mal ein Billardspiel sehen, können wir nicht vorhersagen, dass der Stoß der Kugel 1 die Kugel 2 bewegen wird). Kant argumentiert, dass wir die Sache an sich a priori erkennen können, weil unser Geist über die Kategorien „Substanz“ und „Kausalität“ verfügt.
Kant verteidigt sowohl Doxa (Erfahrung) als auch Episteme (Vernunft). Diese Position wird von den Milesiern, Pluralisten, Sokrates und Aristoteles geteilt. Descartes (Rationalismus) hingegen verteidigt die Bedeutung der Vernunft, wie Parmenides und Platon. Hume wiederum argumentiert, dass Wissen nur von der Erfahrung/Doxa abhängt, eine Position, die der von Heraklit und den Sophisten analog ist. Darüber hinaus verteidigt die Scholastik den Glauben als einen Weg, um die von Gott offenbarten Wahrheiten zu erkennen (Hl. Augustinus, Hl. Thomas).
Kant ist Objektivist (wir können die absolute Wahrheit erreichen), wie die Rationalisten („der Grund kann alles“), Aristoteles, Sokrates, Platon und die Vorsokratiker. Empiristen und Sophisten sind hingegen Relativisten (jeder hat seine Wahrheit) und Skeptiker (man kann die absolute Wahrheit nicht erkennen). Zu beachten ist der Unterschied zwischen dem Begriff „Idee“ bei Kant (Begriff der Vernunft über Objekte, die nicht wahrgenommen werden können) und Platon („Vorlagen“ der Entitäten, die wir in der sinnlichen Welt wahrnehmen).
Ontologie: Noumenon und transzendentale Ideen
In der Ontologie bezeichnet Kant das Noumenon als das Ding an sich (das noch nicht durch die Erfahrung erfasst wurde). Im Gegensatz dazu stehen Platons Ideen – wie bereits erwähnt – und Aristoteles' Sein (konkrete Entitäten). Darüber hinaus gibt es bei Kant drei transzendentale Ideen (Gott, Welt und Seele), eine Position, die der von Descartes analog ist (es gibt drei Substanzen: res-infinitas – Gott –, res-extensa – alles Materielle – und res-cogitans – das Denkende).
Platon hingegen argumentiert, dass es die Idee des Guten gibt, und Aristoteles spricht vom „Ersten Beweger“ (Ursache der Bewegung). Schließlich ist der Unterschied zwischen Realismus (das Objekt verändert das Subjekt – es erzeugt in seiner Seele ein wahres Bild) und Idealismus (das Subjekt ist aktiv – es verändert das Objekt) hervorzuheben.
Ethik: Kants kategorischer Imperativ
Kants Ethik unterscheidet sich grundlegend von anderen Ethiken. Sie ist allgemein, da sie Maximen umfasst, die für den Einzelnen gelten (andere beschreiben spezifische Ziele); formal und autonom, da sie kein höchstes Gut beschreibt und das Individuum entscheidet, wie es handeln soll (andere sind material und heteronom: „Es gibt ein höchstes Gut und wir müssen uns danach richten“). Daher enthält Kants Ethik kategorische Imperative (Handeln ohne Zweck), während andere Ethiken hypothetische Imperative präsentieren (wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir …).
Darüber hinaus wird der kategorische Imperativ von der Vernunft abgeleitet. In diesem Sinne lehnt Kant Humes moralischen Emotivismus (Gefühle bestimmen unser Verhalten) und den moralischen Intellektualismus des Sokrates ab (wer die Tugend kennt, kann nur tugendhaft sein). Schließlich ist der Unterschied in der Vorstellung vom Glück zwischen Kant (abhängig von subjektiven Interessen) und Aristoteles (Ziel: erfordert ein theoretisches Leben) zu beachten.
Politik: Gesellschaftsvertrag und Republik
In Bezug auf die Politik sagt Kant, dass Menschen im Naturzustand eine „Doppelnatur“ haben: Wir sind irrational (wir lassen uns von Wünschen leiten) und gleichzeitig moralisch gut. Motiviert durch die Pflicht halten wir es für notwendig, einen „Gesellschaftsvertrag“ zu schließen, der die Schaffung eines zivilen Zustands ermöglicht (Gewährleistung von Sicherheit und Freiheit). Darin würde der Einzelne als Mitgesetzgeber fungieren (also nur dann ist es erforderlich, den Gesetzen zu gehorchen, die mit seiner Zustimmung angenommen wurden).
Hobbes sagt auch, dass der Naturzustand als „ewiger Krieg“ gekennzeichnet ist, aber um den Vertrag zu regeln, wird Sicherheit erreicht (wenn auch jeder Einzelne seine Freiheit aufgibt). Rousseau hingegen argumentiert, dass im Naturzustand Individuen „ein friedliches Leben führen, aber das Entstehen des Privateigentums Gier und Ungerechtigkeit erzeugt“, so dass der Vertrag die Schaffung eines gerechten Staates garantieren würde (Gesetze sollen durch den „allgemeinen Willen“ beschlossen werden – ähnlich wie bei Kant).
Die Art der Regierung, die von jedem Autor vertreten wird, ist unterschiedlich. So schlägt Kant die Republik (repräsentativ) vor, Rousseau die direkte Demokratie (Regierung von allen, der allgemeine Wille) und Hobbes die absolute Monarchie (schützt). Die ersten beiden setzen auf eine Gewaltenteilung (Exekutive, Legislative und Judikative – Rousseau; Legislative und Exekutive – Kant), während letzterer die höchste Gewalt vertritt. Schließlich ist zu beachten, dass Kant, Rousseau, Hobbes und St. Pierre den Frieden verfochten, während andere Autoren wie Machiavelli, Augustinus und Thomas den gerechten Krieg unterstützten.
Repräsentative Demokratie: Eine kritische Reflexion
In der Mitte des 18. Jahrhunderts, inmitten eines Europas, das von der absoluten Monarchie und dem aufgeklärten Absolutismus beherrscht wurde, wagte Kant, eine alternative Regierungsform vorzuschlagen, die sich deutlich von der vorherrschenden unterschied: die Republik. In diesem Regime ist die Repräsentativität der Bürger von grundlegender Bedeutung. Es gibt eine Macht, Gesetze zu entwerfen, mit Zustimmung der Individuen, die den Staat bilden, damit sie sich mit ihnen identifizieren.
Fast drei Jahrhunderte später hat sich in Europa das Modell der repräsentativen Demokratie etabliert, das der Republik Kants sehr ähnlich ist. Seit den Wahlen im Jahr 1977 hat unser Land ein Parlament und Gewaltenteilung. Es stellt sich jedoch die Frage: Vertreten uns unsere Abgeordneten und Senatoren wirklich? Sollten wir das System der Repräsentation überdenken?
In Spanien wählen die Bürger die Parlamentarier nicht direkt. Wir wählen zwischen verschiedenen politischen Gruppierungen. Bei der Zustimmung zu einem Gesetz werden sie von der Parteidisziplin getrieben und vergessen die Wähler, die sie vertreten. Auch die Einbeziehung der Bürger in Fragen, die den Staat betreffen, ist praktisch null. Volksabstimmungen und Unterschriftensammlungen sind mit vielen Anforderungen und rechtlichen Hindernissen verbunden. In diesem Zusammenhang handeln wir Bürger nicht in „Zusammenarbeit“, im Widerspruch zu Kants Vorschlag.
Darüber hinaus ist der bestehende Mechanismus der Repräsentation von zweifelhafter Zuverlässigkeit, da er den Willen des Volkes nicht vollständig widerspiegelt. Ein Beispiel dafür sind die letzten Regionalwahlen, bei denen die zweitplatzierte Partei weniger Sitze erhielt als die drittplatzierte. Die Verteilung der Abgeordneten ist unausgewogen.
Es gibt zunehmend Hinweise auf die Distanz zwischen Abgeordneten und Senatoren (Vertretern) und dem Volk (Vertretenen). Es könnte notwendig sein, die alten politischen Theorien von Kant zu überdenken. Wir wären von ihrer enormen Nützlichkeit im 21. Jahrhundert überrascht.