Kants Philosophie im Kontext der Aufklärung

Eingeordnet in Philosophie und Ethik

Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 5,09 KB

Immanuel Kants Denken entwickelte sich im achtzehnten Jahrhundert, einer Epoche, die stark von der Aufklärung geprägt war. Diese Bewegung, die ihren Ursprung in England hatte und sich durch französische Werke in ganz Europa verbreitete, fällt zeitlich mit bedeutenden historischen Ereignissen zusammen: der Englischen Revolution von 1688 und den Anfängen der Französischen Revolution von 1789. Es war ein Jahrhundert voller Vertrauen in die leuchtende Kraft der Vernunft.

Die Vernunft der Aufklärung ist säkular, unabhängig und kritisch. Sie verkörperte das höchste Streben der Zeit: die Emanzipation des Menschen. Die Aufklärung war eine Bewegung, die sich der Verbreitung von Kultur und Wissen widmete, indem sie diese allen zugänglich machte. Ihr Ziel war die Bildung für alle, damit jeder Mensch sein moralisches Verhalten selbst bestimmen konnte.

Historischer Kontext: Umbrüche und Krisen

Dieser historische Moment war geprägt von gewaltigen Umbrüchen an allen Fronten der Vernunft und Freiheit. Die sozialen Strukturen der geschichteten Gesellschaft des Ancien Régime befanden sich in einer tiefen Krise. Die Gesellschaft war traditionell in drei Stände unterteilt:

  • Adel
  • Geistlichkeit
  • „Dritter Stand“ (Bürgertum, Bauern, Arbeiter)

Die Krise des Absolutismus, in der Könige und Adlige ihre Macht verloren, führte zum Aufstieg der Bourgeoisie, die schließlich die Oberhand gewann.

Politische und Gesellschaftliche Aspekte

Ablehnung des Absolutismus

Politisch stand die Aufklärung für die Ablehnung von Absolutismus und Despotismus. Gegen den Absolutismus göttlichen Ursprungs verteidigten die Aufklärer:

  • Die konstitutionelle Monarchie
  • Die Gewaltenteilung
  • Die nationale Souveränität
  • Allgemeine Forderungen als Legitimation der Macht

Diese Ideen kulminierten in der Französischen Revolution und der Erklärung der Menschenrechte.

Wirtschaftlicher Liberalismus und Religiöser Pluralismus

Wirtschaftlich verteidigte die Aufklärung die Thesen des wirtschaftlichen Liberalismus, der die Nicht-Intervention in die Mechanismen der natürlichen Gesetze der Ökonomie, den freien Wettbewerb und den freien Handel befürwortete.

Im Bereich der Religion befürwortete die Aufklärung Pluralismus und Religionsfreiheit. Im Gegensatz zu Theismus und offenbarter Religion gab es zwei Hauptpositionen:

  • Agnostizismus
  • Deismus

Das Ziel war eine freie und tolerante Gesellschaft.

Kants Philosophie: Eine Kritische Prüfung der Vernunft

Kants philosophisches Denken war zerrissen zwischen zwei dominanten Positionen seiner Zeit:

  • Rationalismus: Dieser sah die Vernunft als die wichtigste Quelle der Erkenntnis an, die alle Erkenntnisse aus angeborenen Prinzipien ableiten kann.
  • Empirismus: Dieser lehnte angeborene Ideen ab und sah die Erfahrung als die einzige Grundlage des Wissens.

Nach Kant war keines dieser Modelle allein in der Lage, uns auf den sicheren Weg der Wissenschaft zu führen. Der Rationalismus führte zum Dogmatismus, der Empirismus zum Skeptizismus. Kants Philosophie beabsichtigte daher eine kritische Prüfung der Vernunft.

Die Frage nach den Grenzen des Wissens

Kant versuchte, die Frage zu beantworten: „Was kann ich wissen?“ oder „Woher kann unser Wissen stammen und welche Grenzen darf es nicht überschreiten?“

Die Philosophie des transzendentalen Idealismus Kants besagt, dass unser Wissen mit der Erfahrung beginnt, aber nicht darauf beschränkt ist. Es gibt etwas in der Vernunft a priori, das heißt, wir erkennen nur das, was wir selbst in die Erfahrung hineinlegen. Wir können die Dinge, wie sie an sich sind (das „Ding an sich“), nicht erkennen.

Kant setzt somit Grenzen für die menschliche Vernunft: Die Vernunft kann niemals zu einem Wissen über Realitäten gelangen, die über die Erfahrung hinausgehen.

Kants Programm der Aufklärung

Kants Programm erfüllt die Forderung der Aufklärung nach einer eingehenden kritischen Prüfung der Vernunft, um drei zentrale Fragen zu beantworten:

  1. Was können wir wissen?
  2. Was sollen wir tun?
  3. Was dürfen wir hoffen?

Alle diese Fragen münden in die übergeordnete Frage: „Was ist der Mensch?“ Der Mensch ist die grundlegende Frage seiner Philosophie. In seiner Behandlung des Menschen leitet er ihn durch seine eigene Vernunft.

Im Gegensatz zur Tradition, die blinden Gehorsam förderte, sah Kant die wichtigste Aufgabe der Philosophie darin, die Freiheit zu fördern. Er begründete seine Theorie der Freiheit und machte die Vernunft zur Grundlage der Moral, einer Moral, die nach Allgemeingültigkeit strebt. Dies ist der zentrale Gedanke, den wir in Kants Grundlegung zur Metaphysik der Sitten finden: die Begründung einer universellen Moral, sodass die Vernunft die einzige Quelle des moralischen Gesetzes ist.

Verwandte Einträge: