Kants Philosophie: Kritiken, Erkenntnis & Metaphysik
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Kants Philosophie: Die Grundfragen
Was kann ich wissen? Erkenntnistheorie
Wissen ist das zentrale Problem, das die Grenzen eines wissenschaftlichen Verständnisses von Natur und Wahrheit untersucht. Dieses Thema wird ausführlich in der Kritik der reinen Vernunft behandelt.
Was soll ich tun? Ethik und Moral
Dies ist das Problem der Moral. Es legt die Grundsätze und Bedingungen fest, unter denen Menschen in voller Freiheit handeln können. Dieses Problem wird in der Kritik der praktischen Vernunft behandelt.
Was darf ich hoffen? Religion und Geschichte
Dies ist das Problem der Religion und Geschichte.
Was ist der Mensch? Anthropologie
Diese Frage bezieht sich auf die drei zuvor genannten Fragen und thematisiert den Menschen. Es ist die grundlegende Frage, die die Anthropologie behandelt.
Kants Metaphysik: Wissenschaftliche Grundlagen
Kant fragt sich, ob Metaphysik als Wissenschaft gelten kann. Dazu muss er untersuchen, wie Wissenschaft und Metaphysik zu verstehen sind und ob Metaphysik die notwendigen Voraussetzungen für Wissenschaftlichkeit erfüllt.
Kant akzeptierte stets, dass Sinnlichkeit (Sinne) und Verstand (Vernunft) notwendig sind, um zu Wissen zu gelangen. Er argumentiert, dass der Geist universelle Inhalte (wie von den Rationalisten behauptet) besitzt und dass alles Wissen aus Erfahrung (wie von den Empiristen postuliert) stammt. Dies sind die beiden notwendigen Bedingungen für mögliche wissenschaftliche Erkenntnis. Jede Wissenschaft muss auf Erfahrungsdaten basieren, und ihre Inhalte müssen universell und notwendig sein, also a priori vor der Erfahrung bestehen.
Kants Urteilslehre: Analytisch, Synthetisch, A priori, A posteriori
Arten von Urteilen nach ihrer Struktur
- Analytische Urteile: Das Prädikat ist bereits im Subjekt enthalten, wenn auch nur implizit. Diese Urteile sind universell, notwendig und nicht erweiternd (sie erweitern unser Wissen nicht und tragen nicht zum wissenschaftlichen Fortschritt bei).
Beispiel: Das Ganze ist größer als der Teil. - Synthetische Urteile: Das Prädikat ist nicht im Subjekt enthalten. Diese Urteile sind erweiternd, aber nicht universell oder notwendig.
Beispiel: Die Frau aus Córdoba ist schön (Nicht jede in Córdoba geborene Frau muss schön sein).
Arten von Urteilen nach ihrer Abhängigkeit von Erfahrung
- A-priori-Urteile: Sie sind unabhängig von der Erfahrung. Sie sind universell und notwendig.
Beispiel: Das Ganze ist größer als der Teil (Es ist nicht notwendig, Teile zu messen, um die Wahrheit zu erkennen). - A-posteriori-Urteile: Ihre Wahrheit hängt von der Erfahrung ab. Ihre Wahrheit muss direkt an der Realität überprüft werden. Sie sind nicht universell oder notwendig.
Beispiel: Die Frau aus Córdoba ist schön (Wir können uns nur durch Beobachtung vergewissern).
Die Kritik der reinen Vernunft: Aufbau und Ziele
- Empfindlichkeit: Die Transzendentale Ästhetik untersucht die sinnlichen Bedingungen der Erkenntnis (Raum und Zeit) und zeigt die Bedingungen auf, die synthetische Urteile a priori in der Mathematik ermöglichen.
- Verstand: Die Transzendentale Analytik untersucht den Verstand und die Bedingungen, die synthetische Urteile a priori in der Physik ermöglichen.
- Vernunft: Die Transzendentale Dialektik untersucht die Vernunft und die Möglichkeit oder Unmöglichkeit synthetischer Urteile a priori in der Metaphysik, um deren Wissenschaftlichkeit zu prüfen.
Transzendentale Ästhetik: Sinnlichkeit und Erkenntnis
Dies sind die von Kant so genannten a priori Formen der Sinnlichkeit. Die apriorischen Formen sind Raum und Zeit, die unsere Wahrnehmung prägen. Dies entspricht dem, was man früher als angeborene Ideen bezeichnete.
Diese a priori Formen organisieren die Daten, die durch die Sinne empfangen werden. Das Ergebnis der Vereinigung dessen, was wir durch die Sinne erhalten, mit Raum und Zeit ist das, was Kant als Phänomen bezeichnete.
Dies ist die sogenannte kopernikanische Wende: Nicht mehr passt sich das Subjekt dem Objekt an, um es mit den Sinnen zu erfassen, sondern das Objekt passt sich der Erkenntnisweise des Subjekts an, wobei das Ding an sich (das unbekannte Objekt) ausgeschlossen bleibt.
Synthetische Urteile a priori sind in der Mathematik aufgrund der Existenz von a priori Formen der Sinnlichkeit (Raum und Zeit) möglich. Die Geometrie befasst sich mit dem Raum, die Arithmetik mit der Zeit.
Die Schlussfolgerung ist, dass Erkenntnis nur durch die Verbindung von Erfahrung und a priori Formen möglich ist.
Transzendentale Analytik: Verstand und Kategorien
Der Verstand dient dazu, Objekte zu denken und zu verstehen. Sinnlichkeit (Sinne) und Verstand (intellektuelles Wissen) benötigen einander: „Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“
Kant erklärt, dass wir die a priori Formen des Verstandes (die Kategorien) anwenden, wenn wir den Dingen, die wir mit den Sinnen wahrgenommen haben, Namen geben. Unser Wissen umfasst daher Konzepte verschiedener Arten:
- Empirische Begriffe: Stammen aus der Erfahrung und sind a posteriori.
- Reine Begriffe (Kategorien): Stammen nicht aus der Erfahrung und sind a priori.
Die Physik verwendet synthetische Urteile a priori, da ihre Gesetze auf solchen Urteilen basieren.
Kants Philosophie ist als Transzendentaler Idealismus bekannt. Wir erkennen nur das, was wir mit unseren Sinnen erfassen können, nicht aber das Noumenon, das heißt, das Ding an sich. Unser Wissen ist auf die Welt der Erscheinungen beschränkt. Alles, was außerhalb der Erfahrung liegt, ist der Erkenntnis unzugänglich, da es nur durch Raum und Zeit erkannt werden kann.
Transzendentale Dialektik: Die Grenzen der Vernunft
Die dritte Erkenntnisfähigkeit ist die Vernunft. Sie dient dazu, menschliches Wissen zu verallgemeinern und zu systematisieren, und verwendet dabei folgende Ideen:
- Welt: Die Gesamtheit der äußeren Erfahrung.
- Seele: Die Gesamtheit der inneren Erfahrung.
- Gott: Die Verbindung zwischen Welt und Seele, Anfang und Ende.
Die Vernunft muss diese Ideen verwenden, um Wissen zu vereinheitlichen, aber wir dürfen nicht glauben, dass sie einen wirklichen, objektiven Inhalt haben.