Kants Transzendentale Illusion: Vernunft, Metaphysik & Moral
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Kants Transzendentale Illusion: Eine Einführung
Die Transzendentale Illusion beschreibt eine natürliche, aber irreführende Tendenz der menschlichen Vernunft. Der Verstand neigt dazu, Urteile zu fällen, die sich auf Objekte beziehen, und allgemeine Konzepte von Phänomenen zu erkennen, wobei ein gewisses a priori Wissen erforderlich ist.
Es gibt zwei grundlegende Elemente des Denkens: Konzepte und Erfahrungen. Denken bedeutet, Begriffe nach logischen Beziehungen zu organisieren und sie je nach ihrem Grad an Universalität miteinander zu verbinden.
Die Ideen der Vernunft nach Kant
Die daraus resultierenden allgemeinen Begriffe nennt Kant Ideen der Vernunft. Diese sind:
- Seele: Als Einheit des inneren Erlebens.
- Welt: Als Einheit der äußeren Erfahrung.
- Gott: Als Synthese beider Einheiten.
Grenzen der Metaphysik als Wissenschaft
Obwohl wir alle Phänomene durch diese Ideen denken, vermitteln sie uns kein vollständiges Wissen, da eine direkte Intuition der Ideen der Vernunft unmöglich ist. Daher ist die Metaphysik als Wissenschaft unmöglich, da die Grenze des Wissens die sinnliche Erfahrung ist.
Dennoch hat der Mensch eine natürliche Tendenz, sich grundlegende Fragen zu stellen:
- Wer bin ich?
- Was ist dieses Gefühl von der Welt?
- Gibt es Gott?
Wir wissen, dass wir niemals eine definitive Antwort auf diese Fragen finden werden. Diese Tendenz, über die Grenzen der Erfahrung hinauszugehen, nennt Kant die transzendentale Illusion oder Wahn.
Regulative Nutzung der Ideen der Vernunft
Wir können die Ideen der Vernunft zwar nicht erkennen, aber wir können sie in zweifacher Hinsicht regulativ nutzen:
- Negativ: Sie zeigen die Grenzen des Verstandes auf.
- Positiv: Sie treiben an, die Konzepte des Verstandes zu organisieren und zu erweitern.
Die Postulate der Praktischen Vernunft
Obwohl die großen metaphysischen Themen nicht durch die reine theoretische Vernunft zu erfassen sind, glaubt Kant, dass wir uns ihnen durch die praktische Vernunft nähern können. Die Postulate der praktischen Vernunft sind Annahmen oder Bedingungen, die für die Existenz der Moral notwendig sind:
Freiheit
Die Freiheit des Willens ist die Grundlage der Moralität. Ohne Freiheit gäbe es keine moralische Verantwortung.
Unsterblichkeit der Seele
Die Tendenz zur Pflicht ist dem Menschen von Natur aus eigen. Wenn dieser Trend erfüllt werden muss, der Mensch aber in seiner Lebenszeit begrenzt ist, dann ist die Unsterblichkeit der Seele eine notwendige Garantie für die Möglichkeit eines unbegrenzten Fortschritts in der Tugend.
Existenz Gottes
Tugend ist die Absicht und der Kampf, sich der Pflicht zu unterwerfen. Die moralische Pflicht muss spürbar sein, und Gott sorgt für einen Ausgleich zwischen Tugend und Glück in der Zukunft, indem er die Übereinstimmung von Moralität und Glückseligkeit gewährleistet.
Diese drei Postulate sind Noumena – Dinge an sich, die unbeweisbar und unerkennbar sind. Die Postulate der praktischen Vernunft fordern uns auf, an sie zu glauben, jedoch mit einem vernünftigen Glauben.
Fazit der Kantischen Kritik
Letztlich ist ein zentrales Ergebnis von Kants Kritik der reinen Vernunft, dem metaphysischen Wissen Platz zu entziehen, um dem Glauben Raum zu geben. Dies ermöglicht eine fundierte Ethik und Moral.