Karl Marx: Kontext, Einflüsse und historischer Materialismus
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Historischer Kontext: Die industrielle Revolution
Karl Marx (1818–1883) lebte in der Zeit der industriellen Revolution, die von wissenschaftlicher und technischer Entwicklung geprägt war. Frankreich und Belgien schlossen sich später an, und um 1870 begann für Deutschland und die USA die zweite industrielle Revolution.
Die Revolution in der Medizin führte zu einem starken Bevölkerungswachstum. Dies hatte mehrere Folgen:
- Migration in die industriellen Zentren, was zu Überbelegung und mangelhafter Infrastruktur sowie fehlenden sanitären Einrichtungen führte.
- Interkontinentale Migrationen, die die Kolonisierung vorantrieben.
Die Industrialisierung bereicherte die Bourgeoisie, die zur herrschenden Klasse aufstieg. Gleichzeitig litten die Arbeiter unter Ausbeutung und gravierenden sozialen Problemen, was die Entstehung von Arbeiterbewegungen erklärt. Der Realismus und der spätere Naturalismus waren ebenfalls Ausdruck dieser sozialen Situation.
Die Verbesserungen im Transportwesen ließen die Welt „schrumpfen“. Die Industrialisierung erforderte neue Rohstoffe und große Märkte. Daher übte die Bourgeoisie Druck auf die Staaten aus, eine Kolonialpolitik zu betreiben, um ihre Industrien zu fördern. Für Marx war die Kolonialisierung die Internationalisierung des ausbeuterischen Verhältnisses zwischen Eigentümern und Arbeitern.
Ihr neuer wirtschaftlicher Einfluss ermöglichte es der Bourgeoisie, durch die liberalen Revolutionen von 1830 und 1848 neue Rechte zu erlangen. Diese Zeit war geprägt von Liberalismus, Nationalismus und Romantik. Marx verstand, dass die neuen Nationalstaaten Strukturen schufen, die der Bourgeoisie zugutekamen. Im Gegensatz dazu strebte die von ihm mitgegründete Internationale Arbeiterassoziation (IAA) die Einheit der Arbeiter über Staatsgrenzen hinweg an, nicht die Einheit der Bürger innerhalb eines Staates.
Marx' intellektuelle Entwicklung und Einflüsse
Nach der gescheiterten Revolution von 1848 und dem Bündnis zwischen Aristokratie und Bürgertum war Marx überzeugt, dass sich die Lage der Arbeiter niemals durch eine Zusammenarbeit mit der Bourgeoisie verbessern würde.
Wissenschaftliche Analyse als Ziel
Marx entwickelte einen Vorschlag für eine wissenschaftliche Analyse dieser Ereignisse. Er trat im 19. Jahrhundert in einen Dialog mit anderen Denkern, um eigene Diagnosen und Lösungen für die gesellschaftlichen Probleme anzubieten. Obwohl er im Kontext der Restauration aufwuchs, wurde Marx in einem Umfeld erzogen, das der preußischen Regierung kritisch gegenüberstand; sein Vater bewunderte die Franzosen. Marx übernahm das deutsche Ideal, ein anständiger, freier und glücklicher Mensch zu werden, erkannte aber, dass die vorgeschlagenen Mittel dafür unzureichend waren, da die Gesellschaft nicht mehr die des 18. Jahrhunderts war.
Auseinandersetzung mit Hegel und Feuerbach
An der Universität begegnete er dem Idealismus Hegels. Obwohl seine intellektuelle Entwicklung eine fortschreitende Abkehr von Hegel bedeutete, blieb dessen Einfluss entscheidend. Marx übernahm die Annahme, dass Realität und Wissen eine dialektische Struktur haben, distanzierte sich jedoch von Hegels idealistischer Sichtweise und wandte sich dem Materialismus zu.
Das einflussreichste Mitglied der Linkshegelianer war Ludwig Feuerbach. Dieser vertrat die Ansicht, dass nicht der Geist (wie bei Hegel), sondern die Natur des Menschen – sein Körper, seine Gefühle – das Wesentliche sei. Er kritisierte Hegel auch dafür, eine rationalisierte Theologie zu entwerfen, die über einen einzigen Geist reflektiert. Für Feuerbach ist Gott lediglich eine Projektion des Menschen. Marx übernahm diese Kritik, distanzierte sich aber in zwei Punkten von Feuerbach:
- Obwohl er zustimmte, dass der Mensch eine materielle Realität ist, lehnte er die Vorstellung ab, dass diese unveränderlich sei. Für Marx ist der Mensch ein historisches Wesen.
- Der Mensch verändert sich durch seine Arbeit, die er zum Überleben verrichtet.
Die Hinwendung zur Ökonomie
In Paris lernte Marx den französischen Sozialismus und Kommunismus kennen. Dort traf er auf andere Ideologen, die glaubten, die Bourgeoisie von der Notwendigkeit eines Wandels überzeugen zu können. Marx und Engels bezeichneten sie später als Utopisten. Marx' Beharren auf dem historischen Materialismus ist eine Reaktion auf diese Lösungsansätze, da sie seiner Meinung nach die Logik des kapitalistischen Systems ignorierten. Seine wissenschaftliche Analyse der Gesellschaftsstruktur sollte dies korrigieren.
Enttäuscht vom Idealismus Hegels, dem Naturalismus Feuerbachs und dem utopischen Sozialismus, widmete sich Marx dem Studium der Ökonomie. In dieser Disziplin sah er das beste Werkzeug, um die materiellen Bedingungen der menschlichen Existenz und deren Entwicklung zu erklären. Hier sammelte er die wichtigsten Elemente für seinen historischen Materialismus.