Karl Marx: Leben, Werk und die Kontexte des 19. Jahrhunderts

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Karl Marx: Leben, Werk und die prägenden Kontexte

Biografie und Hauptwerke

Karl Marx (1818–1883), geboren in Trier, Deutschland, stammte aus einer jüdischen Familie des Kleinbürgertums. Er studierte Jura und Philosophie. Aufgrund seiner Ideen gegen die Aristokratie wurde er ins Exil nach Frankreich gezwungen, wo er in Kontakt mit Bakunin und Proudhon kam. Später zog er nach Belgien und dann nach London, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Er lebte mit sehr bescheidenen wirtschaftlichen Mitteln und wurde oft von seinem Freund und Mitarbeiter Friedrich Engels unterstützt. Im Jahr 1864 gründete er in London die Internationale Arbeiterassoziation (Erste Internationale).

Das Werk von Marx ist sehr umfangreich und umfasst wichtige Schriften wie:

  • Das Kommunistische Manifest
  • Das Kapital
  • Kritik der politischen Ökonomie
  • Der Klassenkampf in Frankreich
  • Das Elend der Philosophie
  • Die deutsche Ideologie

Historischer Hintergrund des 19. Jahrhunderts

Das 19. Jahrhundert beginnt mit dem Zusammenbruch des Ancien Régime nach der Französischen Revolution. Die ständisch gegliederte Gesellschaft weicht einer Klassengesellschaft, die enorme soziale Ungleichheiten aufweist: Eine zunehmend mächtige Bourgeoisie steht der Arbeiterklasse gegenüber.

Gesellschaftlicher Wandel und Revolutionen

Der Wiener Kongress im Jahr 1815 stellte einen Versuch dar, das Ancien Régime wiederherzustellen, doch nach der Französischen Revolution konnte dies nicht mehr vollständig gelingen. Eine Folge des Kongresses war die Annexion von Gebieten durch Preußen, was zur Schaffung des Deutschen Bundes führte. Die Ideen von Nation und nationalem Markt führten zum Phänomen des Nationalismus, einem der grundlegenden Merkmale des 19. Jahrhunderts.

Die Revolutionen von 1830 und 1848

Die Revolution in Paris von 1830 beendete die Herrschaft der Bourbonen und breitete sich auf andere europäische Länder aus. Sie forderte mehr Freiheit, Bildung für das Volk, das Wahlrecht (obwohl zu diesem Zeitpunkt noch kein allgemeines, sondern ein Zensuswahlrecht), Gleichheit vor dem Gesetz und Pressefreiheit. Die Zeit nach der Revolution von 1830 war geprägt von einer weiteren großen Revolution im Jahr 1848, die in verschiedenen europäischen Ländern stattfand. Sie entstand aufgrund massiver Unruhen unter der Arbeiterschaft, hervorgerufen durch die Entwicklung des frühen liberalen Kapitalismus.

Klassenkampf und Kommunistisches Manifest

Nach der Revolution spaltete sich die Gesellschaft deutlich in die Klasse, die über Vermögen und Kapital verfügte, und jene, die nur ihre Arbeitskraft besaßen. Im Jahr 1848 veröffentlichten Marx und Engels das Kommunistische Manifest. Sie betrachteten die Beziehung zwischen diesen beiden Gruppen als einen „Klassenkampf“.

Soziokultureller Kontext der Industrialisierung

Die Industrielle Revolution und ihre Folgen

Der wichtigste Faktor zur Erklärung der gesellschaftlichen Realität des 19. Jahrhunderts ist die Industrielle Revolution. Ihr Beginn wird gemeinhin mit der Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt in Verbindung gebracht. Zuerst entwickelte sich die Textilindustrie, gefolgt von der Stahlindustrie. Die Entwicklung der Industrie und die Entstehung von Fabriken führten zu neuen Transportmitteln, wie der Eisenbahn, wodurch der Handel expandierte und sich weiterentwickelte.

Migration und Urbanisierung

Während des 19. Jahrhunderts gab es eine starke Migrationsbewegung. Die Bevölkerung aus den weniger industrialisierten Ländern des Südens wanderte nach Norden, aber auch in die Vereinigten Staaten, nach Argentinien oder Brasilien. Mit der Entwicklung der ländlichen Wirtschaft zogen Handwerker und Bauern in die Städte, um in Fabriken zu arbeiten, was zur Entstehung von Arbeitervierteln führte.

Wirtschaftlicher Liberalismus und Kapitalismus

Die sozialen Folgen der Industrialisierung waren gravierend, geprägt von einer Wirtschaft des freien Wettbewerbs und ungezügelten Freihandels, ohne jeglichen Schutz oder staatliche Bürgschaft. Es herrschte das unerbittliche Gesetz des Kapitalismus: die Reinvestition von Gewinnen zur Schaffung von mehr Kapital.

Soziale Ungleichheit und Arbeiterbewegung

Der Villermé-Bericht spiegelt die Lebenssituation der Arbeiterklasse wider. Diese sozialen Ungleichheiten führten einerseits zur intellektuellen Kritik, die sich im Denken von Marx widerspiegelt, und andererseits zur Organisation der Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert, die laut Marx zur Entwicklung eines „Klassenbewusstseins“ führte.

Kultureller Kontext: Die Romantik

Im Bereich der Kultur entwickelte sich sowohl in Deutschland als auch in England die Romantik, eine im Wesentlichen bürgerliche Bewegung, die vor allem das Gefühl über die Rationalität stellte. Große englische Vertreter der Romantik waren Lord Byron und John Keats, und im Deutschen Sprachraum Goethe, Schiller und Schelling. Die Romantik war auch stark von der Musik beeinflusst; Ludwig van Beethoven, Hector Berlioz, Felix Mendelssohn Bartholdy, Frédéric Chopin und Franz Liszt sind einige der besten Musiker der Romantik.

Philosophischer Kontext und Marx' Denken

Hegels Idealismus und die Dialektik

Der philosophische Kontext, in dem Marx sein Werk entwickelte, ist vom deutschen Idealismus und insbesondere von Hegels Gedanken geprägt. Hegel glaubte, dass sich die Geschichte in einer dialektischen Struktur entfaltet: These, Antithese und Synthese. Marx übernahm von Hegel die dialektische Bewegung der Geschichte, gab ihr jedoch eine völlig entgegengesetzte Richtung.

Die Hegelsche Rechte und Linke

Hegels geistiges Erbe spaltete sich in zwei Hauptströmungen:

  • Die Hegelsche Rechte bot eine konservative Interpretation von Hegels Denken. Sie übte zwar Kritik an der damaligen Situation, rechtfertigte aber den bestehenden Zustand.
  • Die Hegelsche Linke hingegen übernahm Hegels dialektische Methode, war aber sehr kritisch gegenüber der Armut und Ungerechtigkeit, unter der die Arbeiterklasse litt.

Marx' Materialistische Dialektik

Marx bewunderte Hegels Idee, dass jeder Prozess der Dialektik folgt. Während Hegel diese Aktivität als etwas Geistiges, Ideales verstand, sah Marx sie als materiell an.

Kritik an Religion: Feuerbachs Einfluss

Die Junghegelianer, darunter Marx, übten starke Religionskritik. An dieser Stelle ist die Figur Feuerbachs, des Schöpfers des atheistischen Humanismus, wichtig. Er vertrat die Ansicht, dass nicht Gott den Menschen schafft, sondern der Mensch Gott als Trost erfindet, um sein Leid zu ertragen.

Marx und der Anarchismus: Proudhon und Bakunin

In Paris kam Marx mit dem Sozialisten Proudhon in Kontakt, einem der Begründer des anarchistischen Denkens neben Bakunin. Im Laufe der Zeit kritisierte Marx die anarchistischen Grundlagen, da diese auf individuellen Handlungen basierten, während Marx soziale Organisationen vorschlug.

Einfluss der Ökonomen: Adam Smith und David Ricardo

Im 19. Jahrhundert war der Einfluss der Ökonomen Adam Smith und David Ricardo sehr bedeutend. Laut Smith hat die Wirtschaft ihre eigenen Gesetze, und die Regierung sollte nicht in diese eingreifen; dies begünstigte den Wirtschaftsliberalismus. David Ricardo...

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