Karl Marx: Leben, Werk und philosophische Einflüsse im Industriezeitalter
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Karl Marx: Leben und Zeit im Industriezeitalter
Historischer Kontext: Die Erste Industrielle Revolution
Karl Marx (1818-1883) lebte in einer Zeit, in der sich infolge der wissenschaftlichen und technischen Entwicklung die Erste Industrielle Revolution in England konsolidierte. Um 1830 wurden auch Frankreich und Belgien in diesen Prozess einbezogen, und um 1870 begann die Zweite Industrielle Revolution, die insbesondere Deutschland und die USA prägte. Die Agrarrevolution sowie Verbesserungen in Hygiene und Medizin führten zu einem Bevölkerungswachstum und zur Migration in die Industriezentren. Dies war die Geburtsstunde der modernen Stadt mit ihren Problemen wie Überbevölkerung, mangelnder Infrastruktur und unzureichenden sanitären Einrichtungen.
Soziale Auswirkungen der Industrialisierung
Die Industrialisierung bereicherte die Bourgeoisie, die zur herrschenden Klasse aufstieg. Gleichzeitig litten die Arbeiter unter Ausbeutung und Ausgrenzung. Diese sozialen Probleme führten zur Entstehung der Arbeiterbewegung.
Kolonialismus und die bürgerliche Gesellschaft
Ohne die Industrialisierung und ihre Folgen ist die Kritik der modernen bürgerlichen Gesellschaft nicht zu verstehen. Die Verbesserung der Transportmittel ließ die Welt schrumpfen. Die Industrialisierung erforderte reichlich Rohstoffe und neue Märkte. Daher drängte die Bourgeoisie auf eine koloniale Politik, die ihrer Industrie zugutekommen würde. Für Marx war die Kolonisation die Internationalisierung der ausbeuterischen Beziehung zwischen Eigentümer und Arbeiter. Er entwickelte seine Theorien auch, um dieses Phänomen zu untersuchen.
Politische Entwicklungen und Marx' Gegenentwurf
Ihre neue wirtschaftliche Lage ermöglichte es der Bourgeoisie, durch die Liberale Revolution von 1830 und den Nationalismus neue Rechte zu erobern. Liberalismus und Nationalismus nährten sich aus dem Streben nach individueller Freiheit und Menschenrechten, das auch von der Romantik – einer Bewegung, die ihren deutlichsten Ausdruck in Literatur, Malerei und Musik fand – verkörpert wurde. Marx verstand jedoch, dass die neuen, durch den Nationalismus geschaffenen Staaten Strukturen hervorbrachten, die der Bourgeoisie zugutekamen. Dem stellte er die Internationale Arbeiter-Assoziation entgegen, die die Einheit der Menschen nicht innerhalb desselben Staates, sondern aufgrund ihrer gemeinsamen Gattung (als Arbeiter) forderte. Das Scheitern der Revolution von 1848 überzeugte Marx, dass die Arbeiter auf diesem Wege niemals eine Verbesserung ihrer Lage erreichen würden.
Marx' philosophische Entwicklung und Einflüsse
Der Einfluss Hegels und die Dialektik
Marx hatte die Vision eines würdigen, freien und glücklichen Menschen. Er erkannte jedoch, dass die zur Erreichung dieses Ziels notwendigen Mittel nicht von denjenigen umgesetzt werden konnten, die sie ursprünglich vorschlugen. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts war noch nicht die industrielle Gesellschaft. An der Universität Berlin traf Marx auf den allgegenwärtigen Idealismus Hegels. Obwohl seine geistige Entwicklung eine fortschreitende Abkehr von Hegel darstellte, blieb dessen Einfluss von entscheidender Bedeutung. Er übernahm die Annahme, dass Realität und Wissen eine dialektische Struktur besitzen. Marx distanzierte sich jedoch von Hegels idealistischer Vision: Für Hegel war die Geschichte der Menschheit die Geschichte des sich manifestierenden freien Geistes, der durch sie sein Ideal verwirklichen wollte.
Feuerbachs Kritik und Marx' Distanzierung
Das wohl einflussreichste Mitglied der Linkshegelianer für Marx war Feuerbach. Feuerbach glaubte, dass der Mensch nicht durch seinen Geist definiert wird, sondern durch seine Natur: seinen Körper, seine Empfindungen, seine Bedürfnisse, seine Wünsche. Er warf Hegels Philosophie vor, eine rationalisierte Theologie zu sein, die den Geist in einem einzigen Wesen widerspiegelt. Für Feuerbach war Gott lediglich eine Projektion des Menschen. Marx übernahm diese Kritik, distanzierte sich aber auch von Feuerbach.