Katalanische Literatur: Renaixença, Modernisme und Schlüsselautoren
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Die Renaixença (1833–1877)
Die Renaixença (Katalanische Wiedergeburt) bezeichnet den Zeitraum von 1833 bis 1877. Sie diente dazu, die literarische Produktion in katalanischer Sprache zu fördern und zu motivieren. Dieser Impuls wurde durch das bürgerlich-nationalistische Bewusstsein ausgelöst und zielte darauf ab, die katalanische Sprache und Kultur wiederzubeleben.
Caterina Albert (Víctor Català)
Caterina Albert i Paradís (1869–1966) war die Tochter reicher Grundbesitzer; ihr Vater war Rechtsanwalt. Sie nutzte das Pseudonym Víctor Català, um ihre Weiblichkeit zu verbergen, da es damals nicht allgemein akzeptiert war, dass eine Dame sich der Literatur widmete. Caterina Albert beeinflusste spätere Autoren maßgeblich.
Merkmale der Modernistischen Poesie
- Weltanschauung: Eine Vision der Welt, die oft von Politik und dem Unerkennbaren geprägt ist.
- Konflikt: Die Beziehung zwischen Mensch und Welt kann nur durch einen harten Kampf harmonisch gelöst werden.
- Künstlerrolle: Der Künstler beansprucht keine Überlegenheit des Geistes oder der Kunst über die Natur.
- Individualismus: Starker Fokus auf das Individuum, was zu Einsamkeit und Entfremdung führen kann.
- Themen: Skandalöse Themen, die die Sensibilität des konservativen Bürgertums verletzen.
Erzählwerk von Caterina Albert
Ihr erzählerisches Werk wird oft in vier Phasen unterteilt (die Titel sind hier stark verfremdet):
- Einsamkeit (Solitud, 1905)
- Zweite Phase (1919)
- Dritte Phase: Gegenlicht (Contrallum, 1930)
- Vierte Phase: Jubiläum (Jubileu, 1951)
Narcís Oller (Realistischer Roman)
Narcís Oller (geboren 1846 in Valls, gestorben 1930 in Barcelona) studierte Jura, widmete sich aber später der Literatur. Er gilt als wichtigster Vertreter des katalanischen realistischen Romans.
Oller begann zunächst, wie viele seiner Zeitgenossen, auf Spanisch zu schreiben, wechselte aber später zum Katalanischen. Er pflegte enge literarische Beziehungen und orientierte sich an den realistischen Vorbildern Europas.
Sein Werk umfasst sechs Romane, die ihn zum führenden Exponenten des realistischen Romans machten:
- Schmetterling (La Papallona)
- L'Escanyapobres (Der Armutsdrücker)
- Schurken (Vilaniu)
- Goldfuß (La febre d'or)
- Wahnsinn (El Foll)
- Dünne Säule (Pilar Prim)
Joan Maragall (1860–1911)
Joan Maragall wurde 1860 in Barcelona geboren. Seine Familie besaß eine kleine Textilindustrie, die ihnen ein komfortables Leben ermöglichte. Schon früh zeigte er literarische Neigungen.
Er studierte Rechtswissenschaften, übte den Beruf des Anwalts jedoch nicht aus, sondern wechselte sofort in den journalistischen Bereich. Das Familiengeschäft sicherte ihm ein ausreichendes Einkommen, was ihm erlaubte, am Ateneu de Barcelona aktiv zu sein und die Modernisme-Feste in Sitges zu genießen.
Maragall erwarb sich einen Ruf als Intellektueller innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft Barcelonas. Sein Privatleben entsprach den sozialen und moralischen Normen des konservativen, katholischen Bürgertums.
Wichtige Lyrik-Werke:
- Lyrik (Poesies, 1895)
- Vision & Gesänge (Visions & Cants, 1900)
- Jenseits (Enllà, 1906)
- Sequenzen (Seqüències, 1911), kurz vor seinem Tod veröffentlicht.
Der Modernisme
Die Modernistische Erzählung
Die modernistische Erzählung entstand aus der Krise des Positivismus und des realistischen Romans. Sie wandte sich vom Naturalismus ab und orientierte sich an der französischen Tradition des Symbolismus und der Dekadenz, wobei die Emotion stark betont wurde.
Der Künstler suchte das Wesen der Emotion zu ergründen (symbolische Romane). Die Erzählungen dieser Zeit interpretierten die gesellschaftliche Realität durch die Konzeption des Symbolismus. Das Hauptthema ist der Kampf zwischen dem Selbst und der Natur, zwischen der Menschheit und der Welt.
Sozialer und Politischer Kontext des Modernisme
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts herrschte eine allgemeine Wirtschaftskrise. Die katalanische Arbeiterbewegung gewann an Dynamik und entwickelte sich zur wichtigsten revolutionären Kraft in Spanien. Die anarchistische Bewegung etablierte sich fest unter den Arbeitern, was zur Gründung der Gewerkschaft CNT führte und eine große anarchistische soziale Bedeutung hatte.
Die wichtigste soziale Revolte war die Tragische Woche (26. Juli bis 2. August 1909). Dieser Volksaufstand, der antimilitaristische und antiklerikale Züge trug, wurde durch die Mobilisierung der Reservisten des Heeres ausgelöst.
Konzept und Chronologie des Modernisme
Der Modernisme basierte auf zwei Säulen: dem Konzept der Moderne und dem Modernismus als Prozess. Die Haltung der Anhänger war die Befürwortung alles Modernen, im Gegensatz zu den katalanischen Intellektuellen, die eine Erneuerung anstrebten.
Chronologie: Zwei Perioden
1. Erste Periode (1892–1900): Die kämpferische Phase
- Diese Phase war kämpferisch und hatte einen radikalen, anarchistischen Ton in Bezug auf soziale Ansichten.
- Die Zeitschrift L'Avenç (Der Fortschritt) spielte eine wichtige Rolle.
- 1893 wurde die Dritte Modernistische Festa in Sitges organisiert, die alle modernistischen Tendenzen vereinen sollte.
- Der Herbst 1893 war geprägt von anarchistischen Bombenanschlägen in Barcelona, der wichtigste davon im Opernhaus Liceu. Dies löste Misstrauen gegenüber dem extremen Charakter der bürgerlichen Moderne aus.
- Im Februar 1898 erschien die Zeitschrift Catalònia, die den Zusammenhalt der Werke weiter vorantrieb. Sie war weniger radikal und stärker literarisch orientiert. Hier wurden Autoren wie Goethe, Nietzsche und Baudelaire vorgestellt.
- Wichtige Kunstzeitschriften waren Quatre Gats (Vier Katzen) und Pèl & Ploma (Haar & Feder).
- Die Haltung dieser ersten Phase war eine Antwort auf Nietzsches Lebensphilosophie, die den Individualismus und das Konzept des Künstlers als messianischen Führer betonte.
2. Zweite Periode (1900–1911): Die Konsolidierung
- Diese Phase verlor viel von der Aggressivität, die die erste Periode kennzeichnete.
- Es gab eine große literarische Produktion.
- Das Bürgertum akzeptierte und assimilierte die Bewegung, insbesondere in ästhetischer Hinsicht.
- Repräsentativ für diesen Zeitraum war die Zeitschrift Joventut (1900–1906).
- In den letzten Jahren überschnitten sich die Demonstrationen des Modernisme mit dem aufkommenden Noucentisme.
- Der Modernisme endete symbolisch mit dem Tod von Joan Maragall im Jahr 1911.