Die Katholischen Könige: Vereinigung, Politik und Staatsbildung Spaniens
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Das Problem der Einheit auf der Iberischen Halbinsel
Die Iberische Halbinsel bestand aus vier christlichen Königreichen: der Krone von Aragón, Navarra, Kastilien und Portugal. Kastilien übertraf die anderen demografisch und territorial, litt jedoch unter einer schweren politischen Krise während der Regierungszeit Heinrichs IV. Elisabeth gelang es, den kastilischen Thron gegen Juana la Beltraneja zu behaupten. Zur Vereinigung der Kronen heirateten Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón. Nach dem Tod des Monarchen führten die Ansprüche von Juana la Beltraneja zu einem Bürgerkrieg. Isabella siegte in der Schlacht von Toro, festigte ihre Herrschaft und stärkte somit die Union.
Die Politik der Katholischen Könige zur Einigung Spaniens
Die Katholischen Könige versuchten, durch militärische Aktionen oder diplomatische Bemühungen die Kontrolle über die gesamte Iberische Halbinsel und die Straße von Gibraltar zu vereinen. Die wichtigsten Schritte waren:
- Granada: Der Krieg gegen die Muslime wurde als Reaktion auf die Eroberung von Zahara initiiert. Nach einer langen Belagerung wurde Granada annektiert und in die Krone von Kastilien eingegliedert.
- Roussillon und Cerdanya: Dank Ferdinand gab Frankreich diese Gebiete unter der Bedingung zurück, dass die Katholischen Könige nicht die Feinde Frankreichs unterstützten.
- Navarra: Dies war das Ergebnis eines Bürgerkriegs. Es wurde 1512 an Kastilien angegliedert.
- Gescheiterte Vereinigung mit Portugal: Die Heiratspolitik sollte die beiden Dynastien verbinden, doch frühe Todesfälle durchkreuzten die Einigungspläne.
Internationale Politik der Katholischen Könige
Die Katholischen Könige hatten als Hauptziel, Frankreich zu isolieren. Dies versuchten sie durch Heiratsbündnisse sowohl mit England als auch mit dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zu erreichen. Die Interessen Spaniens und Frankreichs kollidierten insbesondere in Italien. Die italienischen Stadtstaaten waren reich und gebildet, konnten aber politisch nicht mit den sich formierenden Nationalstaaten Europas konkurrieren.
Die Geburt des modernen spanischen Staates
Die Inquisition war eine zentrale Institution. Daneben wurden bestehende Institutionen beibehalten, während neue geschaffen wurden. Kastilien und Aragón wurden von den Königen selbst regiert; dies wird als Personalunion oder dynastische Union bezeichnet. Als Isabella in ihrem Testament starb, hinterließ sie ihre Tochter Johanna als Königin von Kastilien. Da Johanna jedoch geistig behindert war, wurde Ferdinand die Regentschaft übertragen, bis ihr Enkel Karl volljährig wurde. Doch Philipp, Johannas Ehemann, bestand darauf, zum Regenten ernannt zu werden, und es gelang ihm. Nach Philipps Tod erhielt Ferdinand die Regentschaft von Kastilien zurück.
Die Unvollständigkeit der Union zeigte sich in mehreren Aspekten:
- Handel: Zollschranken blieben an den Grenzen bestehen. Der Wert der Münzen war uneinheitlich.
- Juristischer Bereich: Es gab keinen Versuch einer Rechtsvereinheitlichung, sondern lediglich die Verpflichtung zur Kodifizierung des Rechts der verschiedenen Königreiche.
Die territoriale Ausdehnung unter denselben Königen stärkte zwei Institutionen:
- Das Vizekönigreich: Eine Delegation der königlichen Macht bei Abwesenheit des Monarchen.
- Der Expertenrat: Ein beratendes Gremium im staatlichen Bereich.
Die religiöse Einheit unter den Katholischen Königen
Die Katholischen Monarchen richteten ihre Bemühungen auf die religiöse Einheit, die sie durch drei wesentliche Schritte erreichten:
- Die Vertreibung der Juden: Der Sieg in Granada zwang die Juden, zum Christentum zu konvertieren oder das Land zu verlassen. Einige konvertierten, andere wanderten aus.
- Die Vertreibung der Mudéjaren: In den Jahren nach der Eroberung Granadas konnten die Mauren zunächst in Frieden leben. Doch Kardinal Cisneros wollte die Muslime zum Christentum bekehren, was Aufstände provozierte. Die Katholischen Könige zwangen sie ebenfalls, sich taufen zu lassen oder Spanien zu verlassen. Die getauften Muslime wurden als Morisken bekannt.
- Die Inquisition: Die Inquisition war ein geistliches Gericht, das die Reinheit des Glaubens gewährleisten und Ketzerei bekämpfen sollte.
Die spanische Wirtschaft im späten 15. Jahrhundert
Im späten 15. Jahrhundert stagnierte die Landwirtschaft.
- Die Wirtschaft Kastiliens: Die Mesta, eine Vereinigung von Schafzüchtern, erhielt Privilegien von den Katholischen Königen, was ihre Entwicklung förderte. Der Export von Wolle wurde zur primären Einnahmequelle für die kastilische Wirtschaft. In Burgos wurde ein Konsulat für den Wollhandel im Ausland gegründet, um den Export zu kanalisieren.
- Die Wirtschaft der Krone von Aragón: Die Wirtschaft begann sich im späten 15. Jahrhundert zu erholen, nachdem die spanische Herrschaft über Italien konsolidiert wurde, was den Handel im Mittelmeer ankurbelte. Besonders wichtig wurden Textilhandwerk und Textilien.
Die Organisation des Staates unter den Katholischen Königen
Um ihre eigene Macht zu festigen, schufen die Monarchen neue Institutionen, die besser auf die Bedürfnisse zugeschnitten waren:
- Der Königliche Rat wurde reorganisiert und der Rat von Kastilien sowie der Rat von Aragón wurden geschaffen, deren Aufgabe die Beratung der Monarchen war.
- Die Finanzen wurden saniert, indem alle Vermögenswerte der Militärorden der Krone zugeschlagen und die Steuern angepasst wurden.
- Die Santa Hermandad (Heilige Bruderschaft) wurde als Miliz oder zivile Ordnungstruppe etabliert, um die Ordnung auf den kastilischen Straßen und Feldern zu gewährleisten.
- Die Autorität der lokalen Behörden oder städtischen Delegierten wurde beschnitten, wodurch deren Autonomie und Einfluss stark abnahmen.
- Es wurden Audiencias (Hohe Gerichte) in Valladolid und Granada geschaffen.