Kindesmissbrauch: Aufdeckung, Untersuchung und Bewertung

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Historische Entwicklung des Kindesmissbrauchs

Kindesmissbrauch hat es schon immer gegeben. Über Jahrhunderte hinweg wurden Kinder als Privateigentum ihrer Eltern oder zu bestimmten Zeiten als Besitz der Gesellschaft angesehen, in der sie lebten. Im siebzehnten Jahrhundert legte die Geburt den Grundstein für das Kindeswohl. Im Jahr 1923 verfasste Eglantyne Jebb die Erklärung über die Rechte des Kindes. Im Jahr 1955 begann man, traumatische ökologische und familiäre Faktoren als Determinanten zu bewerten. Im Jahr 1959 verabschiedeten die Vereinten Nationen die Rechte des Kindes. Während die Beschreibung von Missbrauch ursprünglich auf körperliche Gewalt beschränkt war, erweiterte sich das Konzept allmählich. Lukianowicz sprach von psychischem Missbrauch, und später wurden auch die Folgen sexuellen Missbrauchs berücksichtigt.

Merkmale von Kindesmissbrauch

Kindesmissbrauch weist Merkmale auf, die für alle Missbrauchssituationen gelten. Er ist das Ergebnis einer Reihe von Problemen, die das Wohl der Eltern/Erziehungsberechtigten beeinträchtigen und sich negativ auf die körperliche oder seelische Gesundheit und Entwicklung der Kinder auswirken. Missbrauch nimmt zu und wird chronisch, je länger die Situation andauert.

Arten von Kindesmissbrauch

Im Folgenden werden einige Arten von Missbrauch definiert:

  • Körperliche Misshandlung: Definiert als jede Handlung oder Vernachlässigung, die nicht-zufällige körperliche Verletzungen oder Krankheiten verursacht.
  • Körperliche Vernachlässigung: Eine Situation, in der die körperlichen Bedürfnisse des Kindes nicht erfüllt werden.
  • Emotionale Misshandlung: Verbale Feindseligkeit in Form von Beleidigung, Spott, Hohn und Blockierung von Interaktionsinitiativen.
  • Emotionale Vernachlässigung: Anhaltender Mangel an Reaktion der Eltern/Erziehungsberechtigten auf emotionale Äußerungen oder Zeichen des Kindes.
  • Sexueller Missbrauch: Jede Art von sexuellem Kontakt eines Minderjährigen durch einen Erwachsenen aus einer Machtposition heraus. Dies muss nicht zwingend körperlichen Kontakt beinhalten, sondern kann auch verbale Verlockungen oder die Exposition der Geschlechtsorgane umfassen.
  • Ausbeutung der Arbeitskraft: Zwangszuweisung von Arbeit, die über die normalen Grenzen innerhalb des sozio-kulturellen Kontextes hinausgeht, in dem sich der Minderjährige befindet.
  • Korruption: Verhaltensweisen, die die Integration verhindern und antisoziales Verhalten verstärken.
  • Unfähigkeit zur Verhaltenssteuerung des Kindes: Wenn Eltern/Erziehungsberechtigte Unfähigkeit zeigen, ihre Kinder zu erziehen und zu kontrollieren.
  • Pränataler Missbrauch: Die Verwendung schädlicher Substanzen, die das ungeborene Kind beeinträchtigen.
  • Nicht-organisches Entwicklungsversagen: Kinder, die aufgrund nicht-organischer Ursachen nicht ausreichend an Gewicht zunehmen.
  • Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom: Kontinuierliche Einweisungen und ärztliche Untersuchungen für Kinder, die von Erwachsenen verursacht werden.
  • Vernachlässigung: Ablehnung der elterlichen Pflichten.

Erkennung von Missbrauchsfällen

Die Erkennung von Missbrauch basiert oft auf externen Ereignissen, wobei die meisten Missbrauchsfälle im privaten Umfeld stattfinden. Die Indikatoren beziehen sich auf:

  • Physische Merkmale des minderjährigen Kindes
  • Das Verhalten des Kindes
  • Das Verhalten der Eltern

Indikatoren für Kindeswohlgefährdung

Es sind indirekte Indikatoren zu berücksichtigen, wie:

  • Verzögerung der allgemeinen Entwicklung aus nicht-organischen Ursachen
  • Sexuelle Verhaltensstörungen
  • Nahrungsverweigerung
  • Mangel an Impfungen und Gesundheitsversorgung
  • Gleichgültigkeit und Einsamkeit
  • Abwehr und Angst gegenüber Erwachsenen

Das Vorhandensein dieser Faktoren ist kein Beweis für Misshandlung, aber es wird vermutet, dass sie ein Risiko darstellen könnten.

Wenn Teams der Kinder- und Jugendhilfe bestimmte Indikatoren erkennen, ist es ihre Aufgabe zu ermitteln, ob es sich um eine Missbrauchssituation oder andere Probleme handelt. Dabei werden relevante Informationen gesammelt, um die beteiligten Personen und den aktuellen Status des Falles zu identifizieren sowie eine erste Bewertung des weiteren Vorgehens vorzunehmen. Die Informationsbeschaffung kann schriftlich oder mündlich, in Anwesenheit oder Abwesenheit der betroffenen Person erfolgen.

Die Forschungsphase

In der Forschungsphase werden Daten erhoben, um festzustellen, ob klare Beweise für den Vorfall vorliegen, das Risiko für das Kind zu bewerten und bei Bedarf Notdienste sicherzustellen. Die Geschwindigkeit des Handelns ist in dieser Phase sehr wichtig.

Grundlegende Informationen, die in dieser Phase gesammelt werden, umfassen:

  • Das Alter des Kindes
  • Informationen über die Betreuungsperson
  • Informationen über Geschwister und Haushaltsmitglieder
  • Details zum Vorfall
  • Informationen über Personen oder Dienste, die Auskunft geben können
  • Quellen für familiären Stress, Unterstützung, Sensibilisierung und Kooperation

Diese Informationen werden primär durch Interviews und Beobachtungen gesammelt. Sekundäre Informationen stammen von Angehörigen anderer Berufe oder Dienste, wie Ärzten oder Lehrern. Die in diesem Fall erhaltenen Informationen umfassen: Merkmale, Eigenschaften und Herkunft der Pflegeperson.

Die Assessment-Phase

Die Assessment-Phase zielt darauf ab, positive Aspekte der Untersuchung zu nutzen, um die Ursachen des Missbrauchs zu ermitteln und die Intervention auf Stärken aufzubauen. Gleichzeitig werden negative Aspekte oder Schwächen identifiziert, die die Lösung behindern könnten, um Vorhersagen zu treffen und Handlungsfelder zu klassifizieren.

Methoden der Informationserhebung für Sozialarbeiter sind primär Interviews und Beobachtungen sowie sekundäre Quellen, die von der Familie gesammelt werden. Oft werden in diesem Stadium standardisierte Instrumente zur Informationssammlung eingesetzt.

Informationen, die von anderen Diensten eingeholt werden, umfassen:

  • Die körperliche, kognitive und emotionale Entwicklung des Kindes
  • Körperliche, intellektuelle und emotionale Merkmale der Eltern
  • Drogenmissbrauch
  • Belastende Lebensereignisse
  • Das Temperament des Kindes
  • Bindung
  • Erziehungsgeschichte
  • Informationen zu Diensten im Zusammenhang mit Gewalt, Beziehungen und Zugang zu Hilfen

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