Kindliche Entwicklung: Psychomotorik & Kognition im Überblick

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Psychomotorische Entwicklung: Meilensteine & Grundlagen

Die psychomotorische Entwicklung und das motorische Verhalten sind von Beginn an die ersten und deutlichsten Anzeichen der kindlichen Entwicklung.

Fundamentale Gesetze der motorischen Entwicklung

Das zephalo-kaudale Gesetz

Dieses Gesetz besagt, dass sich die Steuerung von Körperteilen, die dem Kopf nahe sind, zuerst entwickelt und sich dann nach unten ausbreitet.

Das proximal-distale Gesetz

Dieses Gesetz verweist auf die Tatsache, dass Körperteile, die näher an der Körperachse liegen, wie die Schulter, vor weiter entfernten Teilen, wie dem Ellbogen, kontrolliert werden.

Das erste Lebensjahr: Motorische Meilensteine

A) Entwicklung der posturalen Kontrolle

Die Entwicklung der posturalen Kontrolle schreitet durch Reifungsprozesse voran, die den zephalo-kaudalen und proximal-distalen Gesetzen folgen. Auch dank externer Reize entwickelt das Kind eine Körperhaltungskontrolle, die im Allgemeinen folgende Meilensteine umfasst:

  • Kontrolle des Kopfes: Der Kopf kann in etwa 3 bis 4 Monaten in einer Linie mit der Rumpfverlängerung gehoben werden.
  • Sitzposition: Babys können mit Unterstützung im Alter von 4 bis 5 Monaten sitzen. Mit etwa 7 Monaten können sie ohne Hilfe sitzen bleiben.
  • Krabbeln: Diese Bewegungen und Fortbewegungen treten mit etwa 8 Monaten auf.
  • Stehen und Gehen: Mit etwa 9 bis 10 Monaten kann das Kind sich an etwas festhalten, um aufzustehen. Es kann mit Unterstützung ab etwa 10 Monaten gehen und sich mit einem einzigen Stützpunkt ab 11 Monaten halten. Ohne Unterstützung kann es mit etwa 12 Monaten stehen und gehen.

B) Allgemeine motorische Entwicklung

  • Anfängliche diffuse Aktivität: Zunächst ist die motorische Aktivität diffus und wird von subkortikalen Zentren gesteuert. Das Kind bewegt sich, ohne dass seine Bewegungen auf absichtliches Verhalten reagieren.
  • Koordinierte Aktivität: Nach etwa 4 Monaten beginnt eine koordinierte motorische Aktivität, da die Hirnrinde eine leitende und hemmende Funktion ausübt.
  • Gezielte Handhabung: Gegen Ende des ersten Jahres ist die aktive Beteiligung der Hirnrinde und damit die motorische Aktivität ausreichend, um koordinierte Handhabungsaktivitäten zu ermöglichen.

Um den 3. oder 4. Monat tritt die okulo-manuelle Koordination auf. Gleichzeitig beginnt ein primitives Greifen. Mit 6 bis 7 Monaten ist das Kind noch beidhändig. Danach werden seine Hände vielseitiger. Es kann bereits absichtlich Druck ausüben. Mit 10 Monaten ist das Kind daran interessiert, Objekte präzise mit dem Zangengriff (Daumen und Zeigefinger) zu greifen. Um diese Zeit erreicht die Entwicklung der Handbewegung zum Greifen eines Objekts ihre letzte Etappe.

Das zweite Lebensjahr: Motorische Fortschritte

A) Motorische Entwicklung

Im zweiten Lebensjahr entwickelt das Kind Fähigkeiten wie Laufen, Springen und Treppensteigen mit Hilfe. Zwischen 12 und 15 Monaten kann es autonom gehen. Sein Verständnis für Bewegungen ist gereift; es kann fast jedes Objekt mit der gleichen Präzision wie ein Erwachsener greifen, auch wenn es noch fallen gelassen wird. Mit etwa 15 bis 18 Monaten entspannen sich die Muskeln, und das Kind kann Objekte immer wieder ziehen und greifen. Nach 18 Monaten beginnt es zu laufen, aber sein Gang ist noch wackelig. Mit etwa 21 Monaten kann es hüpfen. Nach 2 Jahren ist sein Gang immer noch etwas wackelig; es kann jetzt hüpfen und bevorzugt das Laufen gegenüber dem Gehen, kann aber noch nicht plötzlich anhalten oder scharf abbiegen. Die feine Hand-Koordination schreitet ebenfalls weiter voran; es kann alleine essen, verschüttet aber noch etwas. In diesem Alter wird auch die Darmkontrolle tagsüber erreicht, wenn es zur richtigen Zeit auf die Toilette geht.

Das dritte Lebensjahr: Präzision und Koordination

Im dritten Lebensjahr gewinnen die Beinbewegungen an Präzision: Das Kind kann Aktivitäten wie Anhalten beim Laufen oder schnelleres Laufen besser kontrollieren. Auch dominierende Verhaltensweisen wie das Klettern oder Absteigen von Treppen werden sicherer.

Feinmotorik im dritten Jahr

Mit etwa 3 Jahren erwirbt das Kind Fähigkeiten, die Aktivitäten wie das Zeichnen vertikaler Linien ermöglichen. Im Laufe des dritten Jahres beginnt es, Werkzeuge wie Pinsel und Schere zu verwenden. Es ist in der Lage, Perlen aufzufädeln und den Deckel eines Topfes abzuschrauben.

Grobmotorik im dritten Jahr

Was die Grobmotorik betrifft, so kann das Kind einige Sekunden auf einem Bein balancieren, auf Zehenspitzen gehen, ein Dreirad fahren und Treppen im Wechselschritt hinauf- und hinabsteigen.

Körperschema und Lateralisation

Entwicklung des Körperschemas

In dieser Phase erwirbt das Kind das geistige Bild des eigenen Körpers. Dies umfasst Aspekte wie die Kenntnis der verschiedenen Körperteile, das Bewusstsein für die Körperachse und den Prozess der Lateralisation.

Der Lateralisationsprozess

Der Lateralisationsprozess, der sich in der bevorzugten Nutzung einer Körperseite gegenüber der anderen manifestiert, beginnt um das 3. Lebensjahr und ist mit etwa 6 Jahren abgeschlossen. Seitliche Präferenzen können homogen (z.B. immer die rechte Hand) oder gekreuzt (z.B. rechte Hand, linkes Bein) sein. Bei einigen Kindern ist die laterale Präferenz bereits im frühen Kindesalter deutlich ausgeprägt. Andere Kinder zeigen im Vorschulalter weiterhin eine gewisse Unsicherheit. Wenn sich das Kind spontan lateralisiert, sollte dies mit etwa 5 Jahren und definitiv vor dem Erlernen des Schreibens geschehen sein.

Kognitive Entwicklung: Verständnis und Denken

Das erste Lebensjahr: Kognitive Grundlagen

Ein typischer kognitiver Meilenstein dieser Zeit ist die Entwicklung der Objektpermanenz, die sich zwischen 8 und 12 Monaten entwickelt.

  • Saugreflexe: Zunächst sind Saugreflexe auf die Ausübung abgestimmt.
  • Neue Verhaltensweisen: Ab dem zweiten oder dritten Monat zeigen sich Verhaltensweisen, die sich von reinen Reflexen unterscheiden, wie zum Beispiel das Daumenlutschen. In dieser Zeit haben die Aktivitäten noch keinen externen Zweck und sind auf den Körper des Babys beschränkt.
  • Differenzierung von Handlung und Ergebnis: Ab etwa dem 4. Monat erfolgt eine erste Differenzierung zwischen der Handlung und ihrem Ergebnis, was für das Baby wirklich zählt. Obwohl seine Handlungen noch kein klares Ziel haben, versucht das Baby, Aktionen zu wiederholen, die zu einem interessanten Ergebnis geführt haben.
  • Intelligenzsprung & Absicht: Gegen Ende des 8. Monats beginnt eine Phase, die einen deutlichen Sprung in der Entwicklung der Intelligenz markiert. Im Verhalten des Kindes zeigt sich nicht nur eine klare Absicht, sondern auch die Fähigkeit, sein Wissen koordiniert einzusetzen, um in neuen Situationen ein Ziel zu erreichen. Es versteht erste Ursache-Wirkung-Beziehungen.
  • Zielgerichtetes Handeln: Am Ende des ersten Jahres ist die Aktivität des Kindes noch auf die Anwendung und Kombination bekannter Schemata beschränkt. Ein Merkmal dieses ersten Jahres ist, dass das Baby seine Handlungen nun auf vorgeschlagene Ziele hin organisieren kann. Das Kind kann bereits untergeordnete Mittel zum Zweck einsetzen. Wenn beispielsweise ein Hindernis vor dem Ziel bekannt ist, kann es dieses nun entfernen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Das zweite Lebensjahr: Symbolisches Denken

Zu den wichtigsten Errungenschaften zwischen 12 und 18 Monaten gehören Verhaltensweisen, die ein erweitertes Verständnis der Mittel-Zweck-Beziehungen beinhalten. Die großen Fortschritte zwischen 18 und 24 Monaten basieren auf dem Auftreten der symbolischen Funktion, d.h. der Fähigkeit, Handlungen, Objekte und Ereignisse intern zu repräsentieren.

  • Kategorisierung: Das Kind kann Objekte nach Ähnlichkeit ordnen.
  • Arbeit mit Sammlungen: Es ist in der Lage, Beziehungen zwischen zwei Mengen von Elementen zu erkennen.
  • Nachahmung: Bezüglich der Nachahmung kann das Kind eine verzögerte Imitation durchführen (Nachahmung von Verhaltensweisen, die es nicht unmittelbar beobachtet).
  • Symbolisches Spiel: Zwischen 2 und 3 Jahren erscheint das symbolische Spiel. Die Besonderheit dieses Spiels liegt in der Verwendung von Symbolen, als ob es handeln könnte (z.B. eine Banane als Telefon benutzen).

Das dritte Lebensjahr: Vertiefung der kognitiven Fähigkeiten

Im dritten Lebensjahr ist die symbolische Funktion der psychologische Prozess, der eine erhebliche Bedeutung erlangt. Obwohl das Kind nicht mehr darauf beschränkt ist, die Realität direkt zu manipulieren, sondern sie auch mental repräsentieren kann, sind seine Leistungen noch eng mit der Handlung verbunden.

  • Mengen diskriminieren: Es kann diskrete Mengen unterscheiden.
  • Zählen: Es kann bis zu 3 Objekte zählen.
  • Mittel-Zweck-Kombinationen: Es ist in der Lage, komplexere Kombinationen von Mittel-Zweck-Handlungen auszuführen.

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