Klassifizierung und Analyse motorischer Fähigkeiten

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Eine motorische Fähigkeit ist jede motorische Kompetenz, die von einer Einzelperson erworben wird, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Es ist die Fähigkeit, spezifische motorische Probleme effizient und ökonomisch zu lösen, zu entwickeln und darauf zu reagieren, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Sie ist das Ergebnis eines Lernprozesses, bei dem die Person ihr Repertoire an Antworten entsprechend ihrer Fähigkeiten anpasst.

Systeme zur Klassifizierung und Analyse motorischer Fähigkeiten

Gemäß dem Ansatz der Informationsverarbeitung werden motorische Fähigkeiten und Aufgaben in Bezug auf ihre Anforderungen an Wahrnehmung, Entscheidungsfindung, Ausführung und Bewegungskontrolle klassifiziert und analysiert. Diese Variablen, die unterschiedliche Klassifizierungssysteme hervorgehoben haben, sind:

Klassifizierung nach Umgebungsbedingungen

  • Vorwiegend offene Aufgaben (situationsabhängig): Die Ausführung der motorischen Handlung wird durch situative Veränderungen beeinflusst, die in der Umgebung auftreten.
  • Vorwiegend geschlossene Aufgaben (routinemäßig): Hierbei sind die Umgebungsbedingungen stabiler und berechenbarer für den Sportler.

Poultons Klassifizierung

Poulton unterschied Aufgaben und motorische Fähigkeiten in zwei Typen:

  • Offene Aufgaben: Hier ist extrinsisches Feedback notwendig.
  • Geschlossene Aufgaben: Bei der Ausführung der Bewegung wird diese vom Ausführenden (intrinsisches Feedback) gesteuert, sodass die Anforderungen an die Umsetzung sehr vorhersehbar sind.

Zeitliche Regulierung von Bewegungen

Vor allem wahrnehmungsbasierte und offene Übungen werden als extern reguliert betrachtet. Aufgaben mit externer Regulierung und geschlossene Aufgaben sind typischerweise selbstregulierend. Eine weitere Art der Regulierung ist die gemischte Regulierung.

Gentiles Klassifizierung nach Objektmanipulation

Gentile bietet grundsätzlich zwei mögliche Kategorien motorischer Handlungen: Solche, die eine Änderung der Haltung oder Position (Selbstmobilisierung) beinhalten, oder solche, die die Manipulation von Objekten erfordern.

Fitts' System zur Analyse motorischer Aufgaben

Fitts schlug ein System zur Analyse motorischer Aufgaben vor, das die Einbeziehung von Objekten berücksichtigt. Dabei werden folgende Interaktionen behandelt:

  • Person (statisch)
  • Person-Objekt (zunächst statisch)
  • Statisch-bewegtes Objekt
  • Bewegter Mensch und Mensch-statisches Objekt
  • Sich bewegendes Objekt

Higgins' Klassifizierung nach ökologischen Bedingungen

Higgins klassifizierte motorische Aufgaben aus der Sicht ökologischer Bedingungen, indem er den Begriff der räumlichen und zeitlichen Unsicherheit einführte. Daraus ergeben sich vier verschiedene Aufgabentypen, basierend auf räumlichen und zeitlichen Zwängen:

  • Aufgaben ohne große räumliche oder zeitliche Bedingungen (z.B. Kiefer)
  • Aufgaben mit überwiegend räumlichen, aber geringen zeitlichen Beschränkungen (z.B. Sportakrobatik)
  • Aufgaben mit überwiegend zeitlichen, aber geringen räumlichen Beschränkungen (z.B. Basketball: den Ball vor jemand anderem bekommen)
  • Aufgaben mit hoher räumlicher und zeitlicher Konditionierung (z.B. Fechten)

Grad der Unsicherheit bei Entscheidungen

Bei Aufgaben mit Selbstkontrolle ist der Grad der Unsicherheit fast Null. Jedoch müssen bei einigen Tätigkeiten eine Reihe unvorhersehbarer Ereignisse berücksichtigt werden, was ein zusätzliches Element der Komplexität darstellt. Diese Komplexität ist umso größer, je höher die Anzahl unvorhersehbarer Umstände (Unsicherheit) und deren Zufälligkeit ist.

Höhe des Risikos bei Entscheidungen

Je nach Höhe des Risikos, das mit einer Situation verbunden ist, überlegt die Person, welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Dies hängt vom Vertrauen des Lernenden, seinem Lernniveau und seiner Risikobereitschaft ab.

Sequentielle Entscheidungen und Aufgabenorganisation

Die hierarchische und zeitliche Organisation, die mit Entscheidungen zur Ausführung einer motorischen Aufgabe einhergeht, bestimmt die Reihenfolge der Aufgaben selbst. Dies führt zu einer Reihe von Entscheidungen mit großer Variabilität.

Aufgaben mit geringer Organisation, z.B. Aufgaben im Fußball, bei denen die Aktionssequenz nicht festgelegt ist, werden als Aufgaben mit geringer Organisation bezeichnet. Aufgaben, bei denen die Aktionssequenz festgelegt ist, werden als Aufgaben mit hoher Organisation bezeichnet, wie z.B. der Weitsprung (Anlauf, Absprung, Flug und Landung). Die Komplexität, die Aufgaben mit geringer Organisation an den Entscheidungsfaktor stellen, ist weitaus größer als die von Aufgaben mit hoher Organisation.

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