Klassizismus: Kunst, Geschichte und die Rückkehr zur Antike
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Klassizismus: Eine Einführung in die Kunstströmung
Die Kunst des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts spaltete sich in eine eher rational eingestellte und eine emotionalisierte Strömung. Während Revolutionskunst und Klassizismus nationalistische Argumentationslinien verfolgten, die die Unterordnung des Einzelnen unter die Nation betonten, lehnten die romantischen Richtungen die damalige Wirklichkeit radikal ab.
Klassizismus bezeichnet all jene Kunstrichtungen, die sich bewusst auf antike Vorbilder berufen. Im Besonderen kennzeichnet der Begriff eine in Deutschland und Frankreich vorherrschende Stilepoche zwischen 1750 und 1830.
Merkmale und Ideale des Klassizismus
Klassizistische Künstler eiferten, ähnlich wie in der Renaissance, der Harmonie und Idealität der Antike nach. Sie versuchten, die als Trivialität empfundene Ästhetik des Rokoko-Stils durch einen logischen, ernsten und moralisierenden Stil zu ersetzen.
Die Kunst verlagerte sich aus den Schlössern und Luxusunterkünften der Adeligen. Stattdessen entstanden erste Museen, die Kunst einem breiteren Publikum zugänglich machten.
Im Einklang mit den Idealen der Französischen Revolution wählten die Künstler bedeutsame, belehrende Bildinhalte, die vorwiegend der altrömischen Geschichte und Sage entnommen waren. Bilder dienten im Klassizismus dem Aufruf zu Bürgertugenden (wie Vaterlandsliebe) und der Verbreitung von politischen Ideen und Vorstellungen.
Die Wiederentdeckung der Antike als Impuls
Die Überladenheit des Barock sollte durch eine Rückkehr zur klassischen Formstrenge überwunden werden. Im 18. Jahrhundert wuchs das Interesse am Altertum, nachdem die archäologischen Ausgrabungen in Herculaneum (1738) und Pompeji (1748) neue Erkenntnisse über die antike Kunst erbracht hatten. Die Euphorie für alte Kulturen wurde neu entfacht, wobei gerade Griechenland besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Als Reaktion auf Barock und Rokoko wurde der bewusste Rückgriff auf Elemente griechisch-römischer Kunst mit ihrer einfachen Gliederung und den klaren, gesetzmäßigen Formen der klassischen Malerei und Baukunst angestrebt.
Wegbereiter und Theoretiker des Klassizismus
Voraussetzung dafür war die genaue Kenntnis der antiken Gestaltungsweisen. In Deutschland wird vor allem der Kunstgelehrte und Archäologe Johann Joachim Winckelmann mit seinen Schriften „Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst“ (1755) sowie „Geschichte der Kunst des Altertums“ (1764) als Wegbereiter und geistiger Vater der neuen Richtung angesehen. Auch G.E. Lessing und R. Mengs beeinflussten durch ihr kunsttheoretisches Schrifttum die Erneuerung der klassischen Kunst.
Die Entdeckungen von Herculaneum und Pompeji trugen ebenfalls zum neuen Interesse am klassischen Altertum bei. Großer Beliebtheit erfreuten sich auch neu erschienene Übersetzungen antiker Werke der Dichtkunst, etwa von Homer und Vergil.