Kognitive Theorie & Subjektive Wahrnehmung von Zeit/Raum

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Kognitive Theorie

Diese Theorie, auch als kognitive Schule bekannt, entstand in den 1960er Jahren in den USA. Sie entwickelte sich nicht nur im Bereich der Wahrnehmung, sondern auch in anderen Gebieten, wie beispielsweise der Therapie. Die Kognitive Theorie besagt, dass Wahrnehmung keine reine fotografische Abbildung der Realität ist. Bevor wir Objekte direkt wahrnehmen, aktivieren wir bereits vorhandene mentale Schemata oder Wahrnehmungskarten in unserem Geist. Diese Schemata beeinflussen unsere Erwartungen und informieren uns darüber, was wir wahrscheinlich wahrnehmen werden.

Ein Beispiel: Ein Freund bittet uns, in seinem unbekannten Haus ohne Strom ein Buch zu holen. Dank unseres mentalen Schemas für 'Haus' können wir uns orientieren. Wir erwarten bestimmte Räume (z. B. Wohnzimmer, Bad, Schlafzimmer) und suchen entsprechend, bis wir das Buch finden, auch wenn wir das spezifische Haus nicht kennen.

Dieses Prinzip erklärt auch, warum wir uns bei einem lauten Geräusch hinter uns vielleicht umdrehen, aber keine Angst haben, wenn unser kognitives System es als bekanntes Geräusch (z. B. Müllwagen) identifiziert. Ähnliches gilt für die Interpretation von Filmen oder anderen Situationen. Es gibt auch kognitive Skripte oder Verhaltensmuster, die unser Verhalten in bestimmten Situationen leiten.

Wahrnehmung von Raum und Zeit

Entgegen der Annahme, dass Raum und Zeit nur objektiv durch Maßeinheiten (wie Meter und Stunden) bestimmt werden, ist ihre Wahrnehmung subjektiv. Sie hängt von verschiedenen Variablen ab:

  • Physischer und psychischer Zustand: Müdigkeit oder Depression können Zeit und Entfernungen länger erscheinen lassen.
  • Aktivität: Angenehme Aktivitäten (z. B. ein Strandausflug mit Freunden) lassen die Zeit kürzer wirken.
  • Kontext und Sicherheit: Der Jakobsweg erschien früher vielleicht länger und gefährlicher als heute mit moderner Infrastruktur und Sicherheit. Für Vielreisende 'schrumpft' die Welt.
  • Lebensgeschwindigkeit: In alten bäuerlichen Gesellschaften mit langsamerem Lebensrhythmus wurde Zeit anders wahrgenommen als heute.

Auch die Kultur beeinflusst die Zeitwahrnehmung. Im modernen Arbeitsleben haben viele Menschen das Gefühl, dass die Zeit 'gestohlen' wird oder zu schnell vergeht, da ein Großteil des Lebens mit Arbeit verbracht wird.

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