Kognitive Verzerrungen: Denkfehler erkennen und verstehen

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1. Willkürliche Schlussfolgerung (Arbitrary Inference)

Bezieht sich auf den Prozess, Schlussfolgerungen zu ziehen, die nicht im Einklang mit objektiven Beweisen stehen. Eine nicht depressive Person würde negative Interpretationen von Ereignissen eher als neutral oder positiv ansehen. Zum Beispiel: Ein 15-jähriges Mädchen fand, dass die Leute, die ihren Spind in der Schule geschmückt hatten, dies taten, um sie zu bestrafen, weil sie sie nicht mochten. Dabei war die Dekoration eines Spinds in der High School als Belohnung gedacht.

2. Selektive Abstraktion (Selektives Filtern)

Besteht aus der Auswahl eines einzigen Aspekts einer Situation, der die gesamte Interpretation der Situation dominiert, während andere Aspekte, die dem widersprechen könnten, ignoriert werden. Man konzentriert sich auf ein Detail, das aus dem Zusammenhang gerissen wurde, ignoriert andere relevante Merkmale der Situation und bewertet die gesamte Erfahrung auf der Grundlage dieses Details. Beispiel: Eine Person trifft sich mit einem Freund und sie unterhalten sich über viele angenehme Themen. Doch nach einer Diskussion über Politik geht die Person wütend nach Hause und denkt, dass die Kritik an ihren politischen Ideen die anderen angenehmen gemeinsamen Themen überschattet. Bei Patienten mit diesem negativen Filter werden positive Dinge vergessen. Bei Depressionen neigt dieses Denkmuster dazu, negative Ansichten zu verstärken. Beispiel: Ein Patient glaubt, dass die Schulprobleme ihres Sohnes ein Zeichen ihres Versagens als Mutter waren. Sie erinnerte sich nicht spontan an die Kompetenz des Kindes in anderen Bereichen, seine Zärtlichkeit gegenüber anderen und sein Selbstvertrauen trotz seiner Lernschwierigkeiten. Selbst als sie an diese Dinge erinnert wurde, konnte sie sie nicht als Zeichen einer guten Mutter sehen, sondern als Beweis für die Stärke ihres Sohnes, trotz ihres schlechten Verhaltens als Mutter.

3. Polarisiertes Denken (Alles-oder-Nichts-Denken)

Besteht darin, Ereignisse in einer extremen Form zu beurteilen, ohne Zwischenaspekte zu berücksichtigen. Dinge werden als gut oder schlecht, schwarz oder weiß bewertet, Zwischenstufen werden ignoriert. Zum Beispiel: Ein Junge, der keine Einladung von einem Mädchen erhält, denkt: „Mir passieren nur schlechte Dinge.“ Eine andere Person, die keine Arbeit findet, meint: „Ich bin unfähig und nutzlos.“ Schlüsselwörter für den Nachweis dieser Verzerrung sind alle, die Bewertungen maximieren und mittlere Qualitäten und Nuancen vergessen. Beispiele: „Verlierer“, „Feigling“, „Nutzlos“ usw.

4. Übergeneralisierung

Diese Denkverzerrung ist eine umfassende Schlussfolgerung aus einer bestimmten Tatsache, ohne ausreichende Grundlage. Zum Beispiel: Eine Person sucht Arbeit, findet keine und kommt zu dem Schluss: „Ich werde nie einen Job bekommen.“ Eine andere Person, die sich traurig fühlt, denkt: „Ich werde immer so sein.“ Schlüsselwörter, die zeigen, dass eine Person übergeneralisiert, sind: „Alle…“, „Niemand…“, „Nie…“, „Immer…“, „Alles…“, „Keine…“. Bei Depressionen kann man sagen: „Alles ist ruiniert. Mein ganzes Leben ist ein Wrack. Jeder hat die gleiche Haltung.“

5. Personalisierung

Besteht in der Gewohnheit, ohne ausreichende Grundlage Sachverhalte aus der Umwelt auf sich selbst zu beziehen. Es bezieht sich auf die Tendenz, externe Ereignisse übermäßig als persönliche Attribute zu interpretieren, ohne Beweise dafür zu haben. Zum Beispiel: Bei der Arbeit hatte eine Person den Eindruck, dass jedes Mal, wenn der Manager über die Verbesserung der Arbeitsqualität sprach, dies ausschließlich auf sie bezogen war. Diese Person dachte: „Ich weiß, er meint mich.“ Eine Frau, die ihren Mann klagen hörte, wie langweilig das Wochenende war, dachte: „Sicher, er denkt, ich bin langweilig.“

6. Gedankenlesen

Bezieht sich auf die Tendenz, Gefühle und Absichten anderer grundlos zu interpretieren. Manchmal basieren diese Interpretationen auf einem projektiven Mechanismus, bei dem man anderen die eigenen Gefühle und Motivationen zuschreibt, als ob die anderen einem selbst ähnlich wären. Zum Beispiel: Eine Person fühlt sich seltsam angesehen und denkt: „Ich weiß, dass sie schlecht über mich denken.“ Jemand wartet auf ein Date, und es dauert fünf Minuten länger. Ohne jegliche Beweise kommt ihm der Gedanke: „Ich weiß, dass er lügt und mich betrügt.“

7. Katastrophisieren

Besteht darin, zukünftige Ereignisse als katastrophal für die persönlichen Interessen zu betrachten, ohne Beweise dafür zu haben, dass das Schlimmste eintreten wird. Zum Beispiel: Eine Person sieht im Fernsehen Statistiken über Verkehrsunfälle und denkt: „Was, wenn mir das passiert?“ Eine andere Person hörte die Nachricht, dass jemand die Kontrolle verloren und sich umgebracht hat, und dachte: „Was, wenn mir das Gleiche passiert?“

8. Fehlschluss der Kontrolle

Besteht darin, wie eine Person das Ausmaß der Kontrolle, die sie über die Ereignisse ihres Lebens hat, extrem wahrnimmt. Entweder wird die Person im Allgemeinen als sehr kompetent und verantwortlich für alles, was um sie herum geschieht, angesehen, oder am anderen Ende ist sie kraftlos und hat keinerlei Kontrolle über die Ereignisse ihres Lebens. Beispiele: „Wenn andere Menschen ihre Haltung ändern, würde ich mich gut fühlen.“ „Ich bin verantwortlich für das Leiden der Menschen um mich herum.“ Schlüsselwörter sind: „Ich kann nichts tun…“, „Ich fühle mich nur gut, wenn diese Person sich ändert…“, „Ich bin für alles verantwortlich…“

9. Fehlschluss der Gerechtigkeit

Besteht in der Gewohnheit, alles als ungerecht zu beurteilen, was nicht mit unseren Wünschen übereinstimmt. Zum Beispiel: Eine Person, die ohne Beweise eine Prüfung nicht besteht, meint: „Es ist unfair, dass ich durchgefallen bin.“ Eine andere denkt über ihren Partner: „Wenn du mich wirklich schätzen würdest, würdest du das nicht sagen.“ Schlüsselwörter sind: „Es ist nicht richtig.“, „Es ist unfair, dass…“. In Situationen von Krankheit und Depression: „Warum ich?“, „Ich verdiene das nicht!“

10. Emotionales Schließen

Besteht in der Annahme, dass das, was die Person emotional fühlt, unbedingt wahr ist. Wenn eine Person wütend ist, weil jemand etwas getan hat, um sie zu ändern, oder wenn man sich ängstlich fühlt, dann muss eine reale Gefahr bestehen usw. Emotionen werden als gefühlte Fakten, als objektive Tatsachen und nicht als Ergebnis persönlicher Interpretation wahrgenommen. Die Schlüsselwörter sind hier: „Wenn ich das fühle, dann bin ich… / oder ist es passiert…“

11. Fehlschluss der Veränderung

Besteht in der Annahme, dass das eigene Wohlergehen ausschließlich von der Veränderung anderer abhängt. Die Person glaubt oft, dass ihre Bedürfnisse nur davon abhängen, dass andere ihr Verhalten ändern müssen. Zum Beispiel: Ein Mann meint: „Die Beziehung in meiner Ehe wird sich nur verbessern, wenn meine Frau sich ändert.“ Die Schlüsselwörter sind: „Wenn sich diese Sache ändert, dann könnte ich…“

12. Globale Etikettierung

Besteht darin, sich selbst oder andere mit einem allgemeinen oder globalisierenden Namen oder Etikett zu versehen, oft durch das Wort „sein“. Wenn wir etikettieren, globalisieren wir in der Regel alle Aspekte einer Person oder eines Ereignisses durch das Prisma des Selbst und reduzieren sie auf ein einziges Element. Dies schafft eine stereotype und unflexible Sicht auf die Welt und die Menschen. Zum Beispiel: Ein Mann, der Schwierigkeiten hatte, mit einer Frau zu sprechen, die er mochte, sagte: „Ich bin schüchtern, deshalb habe ich es nicht geschafft.“ Die Schlüsselwörter sind: „Ich bin…“, „Er ist…“, „Sie sind…“

13. Schuldzuweisung

Besteht in der Zuweisung der Verantwortung für Ereignisse entweder vollständig sich selbst oder anderen, ohne ausreichende Grundlage und ohne Berücksichtigung anderer Faktoren, die zu den Ereignissen beitragen. Zum Beispiel: Eine Mutter, die ihre Kinder zunehmend anschreit, gereizt ist oder mit ihnen weint, wirft sich vor, sie nicht besser zu erziehen, und grollt ihnen. Eine andere Person macht ihre Frau dafür verantwortlich, dass sie zu viel fetthaltiges Essen zubereitet hat und er dadurch zugenommen hat. Ein weiteres Merkmal dieser Verzerrung ist, dass sie Menschen oft dazu bringt, ihr Verhalten zu ändern, aber nur, um die schlechten Taten zu rechtfertigen. Schlüsselwörter sind: „Meine Schuld“, „Seine Schuld“, „Schuld an…“

14. Müssen-Aussagen (Sollte-Sätze)

Besteht in der Gewohnheit, starre und fordernde Regeln darüber aufrechtzuerhalten, wie die Dinge geschehen müssen. Jede Abweichung von diesen Regeln oder Normen wird als inakzeptabel oder unerträglich angesehen und führt zu extremen emotionalen Störungen. Einige Psychologen haben festgestellt, dass diese Verzerrung der Kern der meisten emotionalen Störungen ist. Beispiele: Ein Arzt ist ständig verärgert über Patienten, die seine Anweisungen nicht befolgen, und denkt: „Sie sollten auf mich hören.“ Dies hindert ihn daran, seine Tätigkeit zu hinterfragen oder Faktoren zu untersuchen, die die Einhaltung seiner Anweisungen stören könnten. Ein Mann war besorgt über mögliche Fehler, die in seiner Arbeit auftreten könnten, weil er sagte: „Ich sollte verantwortlich sein und professionell handeln, und ich sollte keine Fehler machen.“ Die emotionale Konsequenz ist Schuld. Wenn eine Person „Sollte-Sätze“ auf andere Menschen richtet, empfindet sie Wut, Frustration und Groll.

15. Fehlschluss der göttlichen Belohnung

Besteht in der Tendenz, Schwierigkeiten nicht zu lösen, nach einer Lösung für aktuelle Probleme zu suchen und zu glauben, dass sich die Situation in der Zukunft „magisch“ verbessern wird oder dass man eine Belohnung erhalten wird, wenn man sie unverändert lässt. Der Effekt ist oft, dass sich unnötige Unannehmlichkeiten, Groll und das Versäumnis, machbare Lösungen zu finden, ansammeln. Zum Beispiel: Eine Frau duldet, dass ihr Mann spät und betrunken nach Hause kommt und sie beschimpft. Sie sagte: „Morgen wird er sehen, was ich für ihn tue.“ Sie sammelte jedoch großen Zorn an und reagierte indirekt auf ihre Not, als ihr Partner sie um Sex bat und sie mit „Müdigkeit und Kopfschmerzen“ ablehnte. In diesem Fall sind die Schlüsselwörter, die diese Verzerrung anzeigen: „Morgen werde ich meinen Lohn haben“, „Die Dinge werden sich in der Zukunft verbessern.“

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