Kolonialismus & Imperialismus: Formen der Besetzung und Schlüsselereignisse
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Das System der kolonialen Besetzung
Das System der kolonialen Besetzung unterscheidet grundsätzlich zwischen privaten und öffentlichen Kolonien:
Formen der Kolonialherrschaft
Private Kolonien (Wirtschaftliche Ausbeutung)
Hierbei handelt es sich um die wirtschaftliche Ausbeutung durch ein Unternehmen. Das Hauptinteresse ist der Profit. Siedler, die ein neu entdecktes Land in Besitz nehmen, erheben ihre eigenen Regeln und sind der Metropole nicht rechenschaftspflichtig.
Beispiel: Der Belgisch-Kongo war zunächst eine private Wirtschaftsunternehmung, bei der der belgische König der Hauptaktionär war. Dieses Unternehmen wurde später verstaatlicht.
Öffentliche Kolonien (Staatliche Kontrolle)
Der Staat selbst beutet die Territorien aus. Die Regierung ordnet die Nutzung und Erforschung an. Hier galten die Rechtsvorschriften der Metropole, allerdings oft mit einem gesonderten Status für die indigene Bevölkerung.
Ausbeutungskolonien
Diese Kolonien, oft privat geführt, dienen primär der Nutzung von Rohstoffen (z. B. Minen, Land). Fast alle Kolonien waren zur Zeit ihrer Entstehung Ausbeutungskolonien.
Konzessionsgebiete (Verpachtete Territorien)
Hierbei handelt es sich um Gebiete, die von einem Staat an eine andere Macht lizenziert oder verpachtet wurden. Beispiel: Das Japanische Kaiserreich gewährte im 19. Jahrhundert Lizenzen für Orte wie Hongkong oder Macao.
Protektorate
Die Metropole verteidigt das Territorium militärisch, kontrolliert die Währungsreserven und den tatsächlichen Besitz, erlaubt es jedoch den lokalen Behörden, einen Teil ihrer traditionellen Macht zu behalten.
Beispiel: Marokko wurde in ein nordspanisches und ein französisches Protektorat unterteilt.
Dominions (Selbstverwaltete Kolonien)
Kolonien mit einer sehr großen Anzahl von in der Metropole geborenen Siedlern. Diese Gebiete hatten bei der Entkolonialisierung bessere Voraussetzungen für die Unabhängigkeit, da ihnen die Selbstverwaltung erlaubt wurde.
Beispiel: Kanada und Australien. Das Staatsoberhaupt war dasselbe wie das der Metropole. Dominions waren im Wesentlichen britisch.
Integrierte Gebiete (Stadtgebiet oder Provinz)
Kolonien, deren rechtliche und Lebensbedingungen denen der Metropole sehr ähnlich waren. Beispiel: Algerien und Tunesien, die fast die gleichen Rechte wie eine französische Provinz hatten. Die algerische Bevölkerung, die dieses Gebiet als Teil Frankreichs betrachtete, hatte große Schwierigkeiten, die Unabhängigkeit ihrer Gebiete zu akzeptieren. Im Fall von Kuba wurde gedacht...
Imperialismus (1875–1914)
Der Imperialismus beschreibt den Höhepunkt der Expansion der Großmächte auf andere Kontinente. Dieser Prozess begann zwar bereits im 16. Jahrhundert, beschleunigte und intensivierte sich jedoch zwischen 1875 und 1914. Er verbindet die wirtschaftliche Nutzung eines Gebietes mit politischer, militärischer und administrativer Kontrolle.
Royalties und Abgaben
Für die Ausbeutung von Rohstoffen (z. B. Öl) in den Kolonien zahlte die Metropole bestimmte Steuern oder Abgaben.
Die Berliner Konferenz (1884/1885)
Die Konferenz wurde einberufen, um Zusammenstöße zwischen den kolonisierenden Ländern (Großbritannien, Frankreich, etc.) zu verhindern. Ursprünglich ging es um die Frage, ob afrikanische Flüsse schiffbar waren oder nicht. Wenn sie schiffbar waren, durften keine Zölle erhoben werden; wenn nicht, waren Steuern möglich. Dies führte zur Festlegung der freien Schifffahrt auf den Flüssen und zur Verteilung des afrikanischen Territoriums. Die Verteilung erfolgte auf einer Karte durch gerade Linien, weshalb viele Gebiete in Afrika heute so geradlinige Grenzen aufweisen.
In diesem Gebiet blieben nur zwei Länder frei:
- Liberia (Hauptstadt Monrovia), gegründet von ehemaligen Sklaven, ein Land mit ähnlichen Merkmalen wie die USA.
- Abessinien (Äthiopien, Hauptstadt Addis Abeba), im 20. Jahrhundert von den Italienern besetzt.
Anglo-Russisches Abkommen (1907)
Dieses Abkommen ist Teil der Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs. Die Vereinbarung betraf Zentralasien, wobei Russland den Norden und die Briten den Süden kontrollierten. Indien (zusammen mit Staaten wie Pakistan und Burma) gehörte damals zur Indischen Union. Der zentrale Teil war theoretisch unabhängig, stand aber unter starkem kolonialem Einfluss sowohl Russlands als auch Großbritanniens.
Die Faschoda-Krise (1898)
Ein Konflikt zwischen Frankreich und Großbritannien, der im heutigen Sudan stattfand, da die kolonialen Interessen beider Länder kollidierten. Nach einigen Monaten zog sich Frankreich schließlich zurück. Großbritannien behielt das Gebiet, was zur Demütigung der Franzosen führte, da sie die Überlegenheit Großbritanniens anerkennen mussten.
Britisches Ultimatum an Portugal (1890)
Konflikt zwischen Großbritannien und Portugal. Portugal plante die Vereinigung von Angola und Mosambik (die sogenannte „Pink Map“), während Großbritannien die Kap-Kairo-Linie anstrebte. Der Zusammenstoß war unvermeidlich, und die Briten stellten Portugal ein Ultimatum. Portugal gab sein Projekt auf und machte den Weg frei für die britische Expansion. Die Briten setzten ihre Eroberungen mit Gewalt durch.