Kolonisierung, Imperialismus und der Weg zum Ersten Weltkrieg
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Methoden der Kolonisierung
Bis 1870 reagierte die Kolonialpolitik oft auf private Initiativen, die dem staatlichen Handeln vorausgingen. Diese Initiativen waren hauptsächlich:
- Wissenschaftliche Erkundungen: Geographische Gesellschaften förderten Expeditionen, die zu Zentren der Propaganda und Ideologie wurden und später Kolonisten und Kolonisierungsrouten vorbereiteten. Die wichtigsten konzentrierten sich auf Afrika und bezogen sich auf Naturwissenschaften und Anthropologie: die Suche nach den Quellen des Nils und die Erforschung der Flüsse Niger und Kongo (z.B. durch Livingstone).
- Missionarische Tätigkeit: Den Forschern folgten katholische und evangelische Missionare, die miteinander wetteiferten. Dies hatte große Auswirkungen auf die indigene Bevölkerung, die neue Anbaumethoden und Gesundheitstechniken kennenlernte, aber auch einer Verwestlichung ausgesetzt war. Regierungen nutzten dies zur Einflussnahme.
- Private Wirtschaftsinitiativen: Unternehmen schlossen Verträge mit indigenen Völkern über Territorien ab, oft ohne angemessene Gegenleistung.
Diese Methoden stellten zunächst eine scheinbar friedliche Eroberung dar und waren das wichtigste Mittel zur Bildung der Kolonialreiche. Aufgrund der technischen und militärischen Überlegenheit der Kolonisatoren sowie ethnischer Spaltungen unter den Einheimischen war die Eroberung jedoch meist einfach.
Folgen des Imperialismus
Wirtschaftliche Folgen
- Ausbeutung von Bodenschätzen und landwirtschaftlichen Ressourcen der Kolonien.
- Deindustrialisierung der Kolonien zugunsten der Metropolen.
- Ungleiche Entwicklung: Unterentwicklung in den Kolonien und Wirtschaftswachstum für die imperialistischen Mächte. Diese Situation besteht oft auch nach der Unabhängigkeit fort.
Soziale Folgen
- Zerschlagung der Strukturen indigener Gesellschaften durch die Einführung europäischer Modelle (z.B. Städte).
- Soziale Ausgrenzung, Rassentrennung und teilweise Völkermord an indigenen Völkern.
- Bevölkerungsexplosion durch medizinischen Fortschritt ohne paralleles Wirtschaftswachstum, was zu Hungersnöten führte.
Politische Folgen
- Verlust der politischen Unabhängigkeit und Unterwerfung unter europäische Kolonialbehörden.
- Willkürliche Grenzziehung und Aufzwingen von Verwaltungsstrukturen auf unterworfene Völker.
- Internationale Konkurrenz um Kolonien und die Schaffung von Militärbündnissen, die zum Ersten Weltkrieg (1914-1918) führten.
Kulturelle Folgen
- Verlust der kulturellen Identität der indigenen Bevölkerung durch die Aufzwingung des europäischen Kulturmodells.
Hintergrund des Ersten Weltkriegs
Marokkokrisen
Deutschland stellte sich gegen ein französisches Protektorat in Marokko, was zu zwei Krisen führte:
Erste Marokkokrise (1905)
- Kaiser Wilhelm II. landete in Tanger und trat als Verteidiger der marokkanischen Unabhängigkeit auf, was einen diplomatischen Konflikt auslöste. Lösungen wurden auf der Konferenz von Algeciras 1906 gesucht.
- Ergebnis: Bestätigung spanischer Besitzungen im Rif-Gebiet und eines französischen Protektorats über Marokko.
Zweite Marokkokrise (1911)
- Deutsche Entsendung des Kanonenboots Panther nach Agadir (Panthersprung nach Agadir), um Handelsvorteile zu erzwingen und Gebietsansprüche in Zentralafrika (auf Kosten von Französisch-Kongo) durchzusetzen.
- Ergebnis: Stärkung der britisch-französischen Allianz (Entente Cordiale) gegen Deutschland.