Kommunikation & Sprache: Grundlagen, Modelle und Entwicklung

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Kommunikation: Definition & Elemente

Menschliche vs. Tierische Kommunikation

Was den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet, ist die Fähigkeit zur Kommunikation mittels Referenzen und Sprache, da die meisten Tiere nur stereotype und unflexible Kommunikationsmuster verwenden. Tierische Kommunikation ist oft ein Ausdruck stereotyper, wenig flexibler Muster, die zwar Informationen übertragen, dies aber nicht ihre primäre Funktion ist.

Verbale Kommunikation und Sprache

Die verbale Kommunikation und Sprache des Menschen definieren sich durch eine Reihe willkürlicher Symbole und Regeln für deren Kombination. Diese ermöglichen es, Ideen über die Welt darzustellen und komplexe kommunikative Zwecke zu erfüllen.

Das Symbol in der Kommunikation

Ein Symbol ist ein Zeichen, dessen Bezug zur Referenz ausschließlich auf Konventionen basiert, die in einer Nutzergemeinschaft vereinbart wurden.

Nonverbale Kommunikation

Bei der nonverbalen Kommunikation sind die verwendeten Elemente nicht vollständig symbolisch. Das bedeutet, sie haben entweder eine Beziehung zum Referenten, die über willkürliche Übereinkunft in einer Nutzergemeinschaft hinausgeht, oder es fehlen klare Regeln für ihre Kombination auf der bereits erwähnten Ebene.

Verhalten der persönlichen Interaktion

Das Verhalten der persönlichen Interaktion, das zur nonverbalen Kommunikation gehört, wird von Zeichen begleitet, die eine größere Transparenz der sprachlichen Kommunikation zwischen Menschen ermöglichen.

Blick, Gesichtsausdruck & Körperbewegungen

Der Blick und der Gesichtsausdruck sind entscheidende nonverbale Signale. Beim Sprechen bewegen wir den Körper, hauptsächlich Arme, Hände und Kopf. Diese Bewegungen, die uns die meiste Zeit unbewusst sind, helfen uns ebenfalls, die Botschaft zu verstehen.

Tonfall, Rhythmus & Intonation

Der Tonfall, der Rhythmus der Rede und die Intonation, die die Worte begleiten, ermöglichen es, unterschiedliche Ideen und persönliche Nuancen auszudrücken.

Körpersprache (Kinesik)

Die Studie der Kinesik untersucht Zeichen des Verhaltens, die natürlich oder kulturell emittiert werden.

Die Bedeutung von Gesten

Gesten bilden eine eigene Grammatik. Alle Kulturen verfügen über ein umfangreiches System der gestischen Kommunikation. Diese Gesten begleiten den Diskurs oder können ihn sogar ersetzen, um bestimmte Botschaften zu vermitteln.

Analyse der Kommunikation: Das Johari-Fenster

Das Johari-Fenster (benannt nach seinen Schöpfern Joseph Luft und Harry Ingham) ist ein Analysemodell der Kommunikation, das beschreibt, wie eine Person Informationen über sich selbst und andere ausdrückt und/oder empfängt.

Die vier Quadranten des Johari-Fensters

  • Der offene Quadrant (Open Self)

    Er ist gekennzeichnet durch einen freien Austausch von Informationen und Erfahrungen, die sowohl der Person selbst als auch ihrem Umfeld bekannt sind.

  • Der verborgene Quadrant (Hidden Self)

    Er umfasst die Welt der intimen Gefühle und Erfahrungen, die der Person bekannt, aber anderen unbekannt sind. Eine bessere Kommunikation dieser Gefühle ist wichtig, um im Hier und Jetzt zu leben. Manchmal werden Informationen aus dem Wunsch heraus verborgen, jemanden zu kontrollieren oder zu manipulieren.

  • Der blinde Quadrant (Blind Self)

    Er umfasst Aspekte, die anderen bekannt sind, uns selbst aber nicht. Diese Informationen sind anderen bekannt, uns selbst jedoch unbekannt. Manchmal drücken wir durch Gesten und Haltungen etwas aus, das nicht mit dem Bild übereinstimmt, das wir von uns selbst haben. Wir empfinden die Meinungen anderer als beunruhigend und geben bestimmte Tatsachen nur ungern zu.

  • Der unbekannte Quadrant (Unknown Self)

    Dieser Quadrant präsentiert den Bereich der unbewussten Persönlichkeit: verdrängte Triebe, Motivationen und unbewusste Verweigerungen. Er ist sowohl uns als auch anderen unbekannt. Unter bestimmten Umständen können diese Inhalte (z. B. verdrängte Kindheitserlebnisse) ins Bewusstsein gelangen.

Sprache: Das Fundament menschlicher Kommunikation

Die menschliche Sprache ist ein systematisches Kommunikationsmittel, das durch den Einsatz von Vokallauten, Zeichen oder Gesten erfolgt und Menschen jeder Herkunft oder Kultur miteinander verbindet.

Merkmale der Sprache

  • Kreativität

    Sprache ermöglicht es, unendlich viele neue Sätze und Ideen zu bilden, die über bloße Reaktionen auf Reize hinausgehen.

  • Struktur (Form)

    Sprache wird durch eine begrenzte Anzahl von Lauten gebildet, die in vorhersehbaren Sequenzen angeordnet sind, um Bedeutung zu erzeugen.

  • Inhalt (Bedeutung)

    Im Gegensatz zu einfachen Zeichen (z. B. Gesten) ermöglicht Sprache die Kommunikation von Abstraktionen und Bedeutungen, die unabhängig von der augenblicklichen Situation sind.

  • Verwendung (Funktion)

    Sprache organisiert unsere sinnliche Erfahrung, drückt unsere Identität aus und dient als primäres Mittel der sozialen Kommunikation.

Funktionen der Sprache

  • Referentielle oder darstellende Funktion

    Dies ist die wichtigste Funktion der Sprache, bei der der Sprecher Objekte und Sachverhalte der Welt beschreibt. Sie ist auf den Kontext bzw. die Referenz orientiert und berichtet über Ereignisse und deren Beziehungen.

  • Expressive oder emotive Funktion

    Sie bezieht sich auf den Sender und ermöglicht es dem Sprecher, seine Gefühle und Ideen auszudrücken.

  • Appellative oder konative Funktion

    Sie ist auf den Empfänger ausgerichtet und zielt darauf ab, eine Wirkung beim Hörer zu erzielen oder ihn zu überzeugen, etwas zu tun oder auf eine bestimmte Weise zu denken.

  • Phatische Funktion

    Diese Funktion bezieht sich auf den Kommunikationskanal. Ihr Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Personen aufrechtzuerhalten oder zu beenden.

  • Metasprachliche Funktion

    Sie ist codeorientiert, wobei Sender und Empfänger sicherstellen wollen, dass sie denselben Code verwenden und verstehen.

  • Poetische Funktion

    Sie ist auf die Botschaft selbst ausgerichtet und betont den expressiven Wert der Aussagen, die Auswahl und Kombination sprachlicher Einheiten.

Neurologische Grundlagen der Sprache

Die Neuropsychologie zielt darauf ab, die Lokalisation höherer psychischer Funktionen im Gehirn zu erforschen.

Pioniere der Sprachforschung: Broca & Wernicke

Pierre Broca entdeckte 1861, dass die Sprachproduktion von einem bestimmten Bereich im linken Frontallappen gesteuert wird. Diese Erkenntnis gewann er aus der Untersuchung von Gehirnen verletzter aphasischer Patienten. Im Jahre 1876 veröffentlichte Carl Wernicke seine Studie „Der aphasische Symptomencomplex auf Grund einer psychologisch-anatomischen Basis“.

Das Broca-Areal (Sprachproduktion)

Das Broca-Areal steuert die Sprachproduktion. Es liegt in der Nähe der motorischen Zone, die die Bewegungen von Mund und Zunge zur Wortproduktion steuert.

Das Wernicke-Areal (Sprachverständnis)

Das Wernicke-Areal befindet sich in der Nähe des primären auditorischen Kortex. Es verarbeitet auditive Spracheingaben und ist entscheidend für das Sprachverständnis.

Evolutionäre Entwicklung der Sprache

Sprachentwicklung im Kindesalter

  • 6 Monate

    Lallen und erste Konsonantenlaute.

  • 1 Jahr

    Beginn des Spracherwerbs, Ein-Wort-Äußerungen.

  • 12-18 Monate

    Einzelne Wörter werden verwendet; Sätze können noch nicht gebildet oder vollständig verstanden werden.

  • 18-24 Monate

    Zwei-Wort-Phasen, die bereits durch einfache syntaktische Regeln organisiert sind.

  • 2-5 Jahre

    Täglich neue Wörter; Kombination von drei oder mehr Wörtern auf vielfältige Weise; gutes Sprachverständnis.

  • 3 Jahre

    Vollständige Sätze mit wenigen Fehlern; Wortschatz von ca. 1000 Wörtern.

  • 4 Jahre

    Sprachfähigkeit nähert sich der eines Erwachsenen. Die Nachahmung von Erwachsenen und Gelegenheiten zur korrekten Wortverwendung beeinflussen den Spracherwerb maßgeblich.

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