Die komplexe Beziehung zwischen Governance und Demokratie
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Governance und Demokratie sind zwei Bereiche, die nicht unbedingt konvergieren. Tatsächlich haben Überlegungen immer wieder Wege aufgezeigt, die nur gelegentlich übereinstimmen, was die Spannungen in ihrer Beziehung offenbart.
Allerdings fördert das Denken über Governance außerhalb der Demokratie die Keime des Autoritarismus oder bestenfalls eine effiziente Regierung ohne öffentliche Legitimation. Ebenso kann Governance, die ohne Rücksicht auf Demokratie angewendet wird, zu politischer Instabilität führen. Aus diesen Gründen ist es angebracht, gleichzeitig über demokratische Regierungsführung und die Regierbarkeit der Demokratie nachzudenken. Dies bezieht sich auf zwei grundlegende Ebenen der Politik:
- Demokratische Prozesse für die Bildung legitimer Regierungen
- Die Ausübung effizienter, bürgerorientierter Regierungsführung
Governance und Wirksamkeit: Die Tradition der "Staatsräson"
Der erste Ansatz betont die Dimension der Effektivität/Effizienz bei der Ausübung politischer Macht und somit der staatlichen Verwaltung als Schlüssel zur Governance eines sozialen Systems. Für diese Auffassung ist Governance eine Eigenschaft politischer Systeme, die durch ihre Fähigkeit definiert wird, Ziele zu möglichst niedrigen Kosten zu erreichen. Abgesehen von der Frage der Definition und Messung dieser "Kosten" ist klar, dass jedes System dazu neigt, sein eigenes Überleben zu sichern und seine operative Leistungsfähigkeit zu stärken. In diesem Sinne ist das Konzept von Governance und Effektivität/Effizienz dem Begriff der "Staatsräson" ähnlich, der mit Machiavellis Werk das moderne wissenschaftliche Denken über Politik begründet.
Wie bekannt ist, entbindet die offene Tradition des florentinischen Denkers das politische Handeln von der moralischen Notwendigkeit einer Kohärenz zwischen Mittel und Zweck. Stattdessen wird ein instrumentelles Wirksamkeitskriterium durch die Notwendigkeit des Machterhalts ersetzt. Ähnlich verhält es sich in den Überlegungen des "politischen Realismus": Das zentrale Problem der Politik bleibt die Ausübung wirksamer/effizienter Macht, nämlich die ordnungsgemäße Aufrechterhaltung des "Regierungsgrades" in einer Gesellschaft. In diesem Sinne könnte man eine aufschlussreiche Parallele zwischen Governance, verstanden als der Grad effektiver Regierung, und dem bekannten Weberschen Begriff der "Herrschaft" ziehen. Wenn also der Grad der Regierung sich auf "die Wahrscheinlichkeit des Gehorsams gegenüber einem Mandat bestimmten Inhalts zwischen Individuen" bezieht, dann sagen wir, dass eine höhere Wahrscheinlichkeit, Erfüllung (oder zumindest gesellschaftliche Akzeptanz) für eine politische Entscheidung zu finden, einen höheren Grad an Regierung und somit bessere Governance bedeuten würde. 11
Nuancen der Machtausübung in komplexen Gesellschaften
Natürlich muss diese Vorstellung vor zwei großen Vereinfachungen geschützt werden:
- Die effiziente Ausübung von Macht schließt die Dimension des Konsenses als Input für den Prozess der Entscheidungsfindung und Politikimplementierung nicht aus, sondern umfasst sie.
- Der Begriff der Macht, der in diese Überlegungen einbezogen wird, ist nicht in Begriffen linearer Kausalität und Mechanik definiert. Im Gegensatz dazu ist in komplexen Gesellschaften, in denen die Anzahl und Vielfalt der gesellschaftlichen Subsysteme zunimmt, kein Akteur in der Lage, "alle" seine Macht zu verfügen. Vielmehr üben die verschiedenen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Akteure "viel" Macht aus, indem sie gegenseitige Vetos gegen Entscheidungen anderer Akteure schaffen. Daher muss jeder Akteur bei seinen Entscheidungen alle Erwartungen und Strategien der anderen berücksichtigen.