Körperbewusstsein & Bewegung: Grundlagen und Techniken
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Einführung in Körperwahrnehmung und Bewegung
Die Körpersprache und der Ton werden maßgeblich durch ihre Funktion ausgedrückt. J. de Ajuriaguerra prägte den Begriff des „tonischen Dialogs“, der einen ständigen Austausch des „Gebens und Nehmens“ im Umgang mit unserer Umwelt beschreibt. Unser Hauptinteresse gilt dabei den zugrunde liegenden Ursachen des Ausdrucks, die nicht allein durch die Bewegung entschlüsselt werden können.
Körperwahrnehmung: Ein schrittweiser Lernprozess
Die Entwicklung der Körperwahrnehmung ist ein schrittweiser und langsamer Prozess, bei dem persönliche Erfahrungen übertragbar sind.
Muskelunabhängigkeit: Die erste Lernstufe
Die erste Stufe des Lernprozesses beinhaltet die Erkundung einzelner Muskeln, um die Wirkung eines einzelnen Muskels in einem bestimmten Körperteil zu isolieren. Es geht darum, jeden Muskel, jedes Segment und jede Zone unabhängig voneinander wahrzunehmen.
Fließen (Bio-Bewegung): Energie und Kontrolle
Das Leiten der Bio-Bewegung bedeutet, die natürliche Entwicklung (Bio) der Bewegung zu kontrollieren und zu spüren, wie die Energie fließt. Dies bestimmt ihre Reichweite. Die gesamte Bewegungsdomäne umfasst die grundlegende Funktion der Muskelkontraktion und -entspannung.
Entspannung und Erholung: Techniken und Arten
Entspannung ist eine Technik, die zur psychischen Entspannung und Erholung der willkürlichen Muskulatur führt, was zu Immobilität als Teil des Flusses einer Bewegungsabfolge führen kann.
Zwei Arten der Lockerung
- Auflockernde Entspannung: Hierbei verschwindet die Kontraktion sofort und es erfolgt ein schneller, vollständiger Verzicht auf Muskelspannung. Das Prinzip dabei ist, die Schwerkraft ohne Widerstand wirken zu lassen.
- Kontrolliertes Loslassen: Ein passiver Mechanismus, der verhindert, dass das Bewusstsein die Trägheit des aktiven Muskels beeinflusst, welcher die Ausführung der Belastung steuert.
Partielle und globale Entspannung
Entspannung kann partiell oder global sein.
- Globale Entspannung: Hierbei nimmt die Person das Gewicht ihres Körpers wahr, das von der Schwerkraft angezogen wird, und spürt die Unterstützung der Oberflächen, die mit dem Boden in Berührung kommen. Dies führt zu einer maximalen Passivität der Muskulatur.
Körperschema: Mentale Repräsentation und Entwicklung
Jede Person entwickelt eine mentale Repräsentation des eigenen Körpers als organisierte Struktur. In dieser Repräsentation konvergieren taktile, visuelle und kinästhetische Empfindungen, die untrennbar miteinander verbunden sind.
Henri Wallon beschreibt die Wechselwirkung zwischen der Entwicklung des Körperbewusstseins und dem psychischen Entwicklungszyklus. Das Konzept des eigenen Körpers entwickelt sich und umfasst die Persönlichkeitsentwicklung durch alles, was das Kind aus seiner Umgebung aufnimmt.
Funktion des kinästhetischen Sinns
Der kinästhetische Sinn dient dazu, das Gleichgewicht und die Koordination bei der Bewegung des Körpers zu regulieren.
Die Atmung: Eine natürliche Funktion mit bewusster Kontrolle
Die Atmung ist eine natürliche und spontane Funktion, die in der Regel ohne aktive Beteiligung des Willens geschieht, aber auch auf bewusste und freiwillige Kontrolle reagieren kann.
Atemübungen sind darauf ausgelegt, das Bewusstsein für diesen natürlichen Prozess zu erhöhen, die Lungenkapazität und -belüftung zu verbessern und zu erweitern, die Kontrolle während der Bewegung zu erleichtern und Anomalien zu korrigieren, die mit dieser Funktion in Verbindung stehen.
Arten der Atmung
Es gibt verschiedene Arten der Atmung:
- Viszeral (Bauchatmung)
- Thorakal (Brustatmung)
- Klavikulär (Schlüsselbeinatmung)
- Umfassende Vollatmung
Verbindungen zwischen Bewegung und Atmung
Die Koordination von Bewegung und Atmung kann in drei verschiedenen Fällen beobachtet werden:
- Natürliche Anpassung: Der Atemfluss passt sich der Bewegung an, ohne diese zu behindern.
- Entspannungsförderung: Die Atmung wird genutzt, um Entspannung zu fördern.
- Geräuschemission: Der Atem wird für die Geräuschemission während der Bewegung eingesetzt.
Die tonische Komponente im Ausdrucksbereich
Die tonische Komponente ist auf drei Weisen in den Ausdrucksbereich integriert:
- Beziehung zwischen dem Grad der Muskelspannung und dem Raum (Antagonismus).
- Beziehung zwischen Tonus und Geisteshaltungen in statischen Haltungen.
- Beziehung zwischen dem Grad der Muskelspannung und Geisteshaltungen in Geste und Bewegung.