Körperlicher Ausdruck: Geschichte, Merkmale und Strömungen
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Quelle: E. C.
Die 1960er Jahre: Ein Wendepunkt des körperlichen Ausdrucks
Bereits im Jahr 1921 gründete José Luis Moreno ein Improvisationstheater, das die therapeutische Wirkung des Psychodramas betonte. Im Jahr 1923 griff Jacques Coplan den Begriff auf und integrierte Tanz (klassisch und modern), Theater und Pantomime. Er versuchte, Kommunikation und Aktivitäten durch den Körper zu manifestieren, stets auf der Suche nach mehr als bloßer Kreation und Improvisation.
Im Jahr 1924 wurde die Pariser Hochschule für darstellende Kunst von Coplan gegründet. Dort wurde die Maske eingesetzt, um Schauspielern zu helfen, sich von der verbalen Sprache zu lösen und mit dem Körper zu sprechen. Bereits im Jahr 1920 schuf Martha Graham den Dance Message (Tanzbotschaft), basierend auf Introspektion und gesellschaftlicher Analyse.
Im zweiten und dritten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts entwickelte sich der körperliche Ausdruck zu einem Element, einer Reaktion und einer Technik. In der Psychologie reagierten W. Reich und J.L. Moreno gegen die „Couch“ (Psychoanalyse), im Theater gegen den „Text“ und im Tanz gegen technische Ausbildung, Passivität und mangelnde Kreativität.
Körperliche Praktiken nach Pujade-Renaud (1975)
- Körperliches Training als integraler Bestandteil der Schauspielausbildung.
- Der „Tanz als Ausdruck“ im modernen Tanz.
- Integration in universitäre Weiterbildungsprogramme.
- Einrichtung von Körpersprache-Workshops in psychiatrischen Kliniken.
- Zunahme von psychomotorischen und körpersprachlichen Kursen bei Bildungsträgern.
- „Freiwillige Trainingseinheiten“ (Voluntary Training Sessions) fokussieren auf Ausdrucksaktivitäten.
- Ein signifikanter Platz im soziokulturellen Bereich.
Merkmale des körperlichen Ausdrucks
- Reaktion gegen die Dominanz des Wortes.
- Ablehnung eines mechanistischen, deterministischen und reduktionistischen Menschenbildes.
- Betonung der Kreativität des Individuums.
- Auflösung der Dichotomie zwischen Natur und Kultur; Proklamation der sexuellen Revolution.
- Weitgehende Opposition gegen das System.
Ansätze in der Praxis des körperlichen Ausdrucks
Nach Blouin Le Baron (1985):
- Physisches Theater (bühnenbezogen oder pädagogisch).
- Psychologischer und psychoanalytischer Ansatz.
- Metaphysischer Ansatz.
- Bühnenorientierter Ansatz.
Nach T. Teruel (1983):
- Beratung als therapeutische Technik.
- Vorbereitung auf die Handlungsorientierung.
- Tanzschulorientierung.
Vorbereitung des Schauspielers als psychophysisches Training
Ziel ist die Beseitigung von Blockaden des Schauspielers. Das Ergebnis ist, dass der Schauspieler befreit wird und externe Impulse zu einer Einheit verarbeitet. (Nach Grotowski).
Psychologische und Psychoanalytische Strömungen
Diese Strömung des körperlichen Ausdrucks findet Anwendung im Bereich der psychoanalytischen Therapie. Sie begreift körperlichen Ausdruck als eine Technik, die dem Menschen zur besseren Selbstregulierung und Selbstverwirklichung dient. Ziel ist es, das in den Tiefen des Selbst Verborgene zu vertiefen und auszudrücken. Der Mensch sucht in seinem Körper ein Mittel zur Befreiung.
Der bahnbrechende Einsatz von Ganzkörper-Techniken in der Psychotherapie erfolgte durch J.L. Moreno. In den siebziger Jahren entstanden „kalifornische Techniken“ wie die „Sensorischen Erweckungstechniken“ zur Wiederentdeckung grundlegender Empfindungen (Berühren, Atmen, Riechen etc.). Die Bioenergetik, die emotionale Befreiung durch Schreien, gestische und gewalttätige Ausdrucksformen sowie das Lösen angestauter Spannungen anstrebt, wurde maßgeblich von Alexander Lowen mit seiner Arbeit vorangetrieben.
Metaphysische Strömungen
Diese Strömung zielt auf die Verbindung von Seele und Körper ab, wobei der Körper als einfaches Ausdrucksmittel dient. In diesem Ansatz wird Technologie nicht berücksichtigt; die motorische Struktur ist auf Entspannung und Meditation ausgerichtet, wobei eine Internalisierung oder die einsame Verfolgung betont wird.
Bühnenorientierte Strömungen
Diese Strömung ist eng mit den darstellenden Künsten verbunden. Hier werden Komponenten der Bühnenkunst untersucht, wobei der Schwerpunkt auf der öffentlichen Übertragung einer Botschaft liegt. Es wird nach optimaler Kohärenz eines Zeichens oder Gefühls gesucht, das interpretiert und durch die am besten geeignete Geste ausgedrückt und kommuniziert werden muss.
Der Wert der technischen Kunst wird betont: Die moderne Mime (vertreten durch Étienne Decroux, Marcel Marceau, Matho, Pinok und Cotillard) sowie dramatische Techniken (Drama) verfolgen einen Ansatz, der technische Ausbildung als Mittel zur Bewertung der körperlichen Meisterschaft einsetzt. Übung und Kontrolle des Körpers dienen dazu, den Ausdruck zu verbessern. Ein Vertreter dieser Richtung ist Doat.
Tanzorientierte Strömungen
Der Tanz hat sich als Mittel erwiesen, nicht nur motorische Fähigkeiten, sondern auch affektive, emotionale und sogar retrospektive Aspekte auszudrücken. Pujade-Renaud (1975) beschreibt in der Regel zwei Perioden in der Entwicklung des zeitgenössischen Tanzes.
Die erste Periode ist geprägt von Martha Graham, die zwischen 1920 und 1940 wirkte. Sie versuchte, die Essenz der Bewegung neu zu entdecken, eine Rückkehr zu einem primitiven Zustand, und zeigte einen starken Einfluss der Psychoanalyse. Sie versuchte, eine Botschaft durch den Tanz zu vermitteln, die deutlich symbolisch war.
Die zweite Periode wird von P. Clinninghan und A. Nicolais repräsentiert. Hier steht die einfache Freude am Tanzen im Vordergrund. Der Tanz zeichnet sich durch unstrukturierte Körperbewegungen aus, ohne einen Sinn für Choreografie, nach dem Vorbild des „Freien Tanzes“, dessen Initiatorin Isadora Duncan war.