Kriterien und Theorien der Wahrheit

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Kriterien der Wahrheit

Es gibt verschiedene Verfahren, um Wahres von Falschem zu unterscheiden. Dazu gehören:

  • Autorität: Eine Aussage wird als wahr akzeptiert, weil sie von jemandem stammt, dem aufgrund seines Wissens in einem bestimmten Bereich Glaubwürdigkeit zugesprochen wird.
  • Tradition: Etwas wird als wahr angesehen, weil es über lange Zeit hinweg als wahr akzeptiert wurde und gesellschaftliche Unterstützung genießt.
  • Übereinstimmung mit der Realität: Was wir denken, ist wahr, wenn es bei der Überprüfung mit der empirischen Realität übereinstimmt. Dieses Kriterium prüft die Angemessenheit oder Korrespondenz zwischen dem Gesagten und dem Seienden.
  • Logische Kohärenz: Es wird geprüft, ob es keinen Widerspruch zwischen den Aussagen innerhalb desselben Systems gibt und ob diese sich logisch zwingend aus den Axiomen oder Grundprinzipien ableiten lassen.
  • Evidenz: Dies ist ein grundlegendes Kriterium. Im Bereich der Vernunft gelten klare Grundsätze wie der Satz der Identität und des Nicht-Widerspruchs (rationale Evidenz). Im Bereich der Sinneseindrücke sind es die Sinnesdaten (empirische Evidenz). Nach Descartes muss die Evidenz des Wissens von zwei Merkmalen begleitet sein: Klarheit und Deutlichkeit.
  • Nutzen (Pragmatismus): Eine Aussage ist wahr, wenn sie für uns nützlich oder vorteilhaft ist, wenn sie uns Orientierung in unserer Forschung gibt und uns weiterbringt.

Theorien der Wahrheit

  1. Wahrheit als Korrespondenz

    Aristoteles formulierte: „Zu sagen, von dem, was ist, es sei nicht, oder von dem, was nicht ist, es sei, ist falsch; während zu sagen, von dem, was ist, es sei, und von dem, was nicht ist, es sei nicht, wahr ist.“ Die am Erkenntnisakt beteiligten Elemente sind: das Objekt (was ist), das Subjekt (der Sprechende) und seine Vorstellung des Objekts. Wahrheit als Korrespondenz bedeutet die Übereinstimmung zwischen dem, was über etwas gesagt wird, und dem, was dieses Etwas ist.

  2. Wahrheit als Kohärenz

    Von Hegel formuliert: „Das Wahre ist das Ganze“ (Phänomenologie des Geistes). Hegel vertrat die Ansicht, dass Wahrheit historisch erreicht wird: Jede Erkenntnis, die Wahrheit ausdrückt, ist historisch bedingt und zeigt sich erst am Ende der Geschichte in ihrer vollen Größe und Bedeutung.

  3. Pragmatische Wahrheitstheorie

    Der Pragmatismus, vertreten durch William James, akzeptiert eine Form der Korrespondenztheorie. James versteht „Übereinstimmung“ (fitness) im Sinne von Nützlichkeit oder Zweckdienlichkeit, ähnlich wie man sagt: „Diese Maschine ist für Motocross geeignet“. Eine Aussage ist demnach wahr, wenn sie nützlich ist, um Probleme zu lösen oder Bedürfnisse zu befriedigen.

  4. Konsenstheorie der Wahrheit

    Vertreten von Peirce, Apel und Habermas, betont diese Theorie die Notwendigkeit des Dialogs als Rahmen, in dem kooperativ die Wahrheit von Aussagen ermittelt wird.

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