Kritische Analyse: Cartas Marruecas
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Kritische Analyse - *Cartas Marruecas* von José Cadalso
Cadalso schrieb dieses Buch mit der Absicht, eine lehrreiche und nachhaltige Kritik zu üben. Er bemüht sich um Objektivität, vermeidet jedoch nicht die Projektion persönlicher Gefühle. Er deckt eine spezifische Krise auf und macht sie zu einem aufschlussreichen Dokument der allgemeinen Krise und des Niedergangs Spaniens im 18. Jahrhundert. Spanien war zu dieser Zeit nicht mehr als das "Skelett eines Riesen", wie es im dritten Brief heißt.
Aufklärerische Lehre und Briefform
Zu diesem Zweck wählte Cadalso, inspiriert von aufklärerischen Idealen, die formale Form des Briefromans. Dieses Kompositionsmodell sollte das Lesen unterhaltsamer und eindrücklicher machen.
Struktur und Inhalt
Das Werk besteht aus:
- Neunzig Briefen
- Einer Einleitung, in der die Absichten dargelegt werden
- Einer "Anmerkung" mit neuen Informationen über das gefundene Manuskript
- Einem "literarischen Protest" mit einigen ironischen Bemerkungen des Herausgebers und Selbstkritik an der Arbeit
Die Korrespondenten
Es gibt drei Korrespondenten:
- Gazel: Ein Araber, Mitglied der Umgebung des marokkanischen Botschafters. Er bleibt länger in Spanien, um das Land besser zu verstehen. In seinen Einschätzungen sucht er oft Rat bei seinem spanischen Freund.
- Nuño: Ein Spanier, in dem sich Cadalso selbst widerspiegelt, insbesondere in seinen Gedanken über den Niedergang und die Erschöpfung Spaniens.
- Ben-Beley: Gazels alter Lehrer und Empfänger der Briefe des jungen Schülers. Er schreibt selbst elf Briefe.
Die Illusion der Objektivität
Durch den dreieckigen Schnittpunkt der Briefe wird die Illusion einer größeren Objektivität in der kritischen Betrachtung der spanischen Sitten und des spanischen Wohlbefindens erreicht. Der ausländische Status der arabischen Korrespondenten fördert die Distanzierung und Unparteilichkeit ihrer Beobachtungen. Die Kombination der drei Ansichten schafft einen reichen Perspektivismus.
Thematische Vielfalt
Eine chronologische Ordnung der *Cartas Marruecas* ist nicht erkennbar, ebenso wenig eine Einteilung nach Themen, da diese sehr vielfältig sind. Das häufigste Element der Arbeit ist gerade die thematische Vielfalt. Die Meinungen zu den gleichen Gegebenheiten werden wiederholt analysiert. Unter anderem geht es um:
- Die spanische Realität, von ihrer glorreichen nationalen Geschichte und der Entdeckung Amerikas
- Bedenken hinsichtlich der sich verschlechternden Sprache und Literatur der Zeit
- Die kulturelle Armut des Landes
- Die Rückständigkeit der Wissenschaft
- Mangelnde Bildung und Zensur
- Verbreitete Laster in der Gesellschaft
Es werden jedoch auch einige Tugenden Spaniens gelobt.