Kultur, Vielfalt und Universalität: Ein Leitfaden
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Diversität, Universalität und kultureller Relativismus
Kulturelle Vielfalt
Es gibt nicht nur eine Kultur, sondern viele. Im Gegensatz zu Tieren, die instinktiv handeln, sind Menschen offen und haben eine große Bandbreite an Möglichkeiten. Sie besitzen Intelligenz und Freiheit, ihr Verhalten selbst zu bestimmen und auf Situationen so zu reagieren, wie es ihnen am besten erscheint. Daher haben viele Menschen ihre eigene Lebensweise geschaffen.
Menschen sind wie Architekten ihrer eigenen Projekte. Diese Projekte werden mit anderen Menschen geteilt, und das gesamte Geflecht dieser Projekte nennen wir Kultur. Die kulturelle Vielfalt der Menschheit ist enorm, da sie auf unterschiedlichen Wegen und Traditionen basiert.
Kultureller Relativismus
Der kulturelle Relativismus besagt, dass es unmöglich ist, die Besonderheiten verschiedener Kulturen objektiv zu vergleichen oder zu bewerten. Jede Kultur hat einen eigenen Wert und muss aus ihrer eigenen Perspektive betrachtet werden. Die Gefahr besteht darin, dass diese Haltung fälschlicherweise als Entschuldigung für Untätigkeit oder als Rechtfertigung für ungerechte und unmenschliche Handlungen missbraucht wird.
Die Anerkennung, dass verschiedene Kulturen existieren sollten, ist eine eher philosophische Sichtweise, die Achtung vor allen Kulturen, einschließlich der eigenen, erfordert.
Universalität
Universalität fördert den Dialog. Es gibt übergeordnete Werte, die in allen Kulturen zu finden sind. Diese universellen Werte sind nicht an eine spezifische Kultur gebunden, wie zum Beispiel Menschenrechte. Sie sind übergeordnet und gelten für alle. Freiheit ist ein solcher höherer Wert, der nicht nur einer Kultur gehört, sondern allen Menschen.
Universelle Werte können und sollten in jeder Kultur weitergegeben werden. Sie stehen über den spezifischen kulturellen Ausprägungen.
Ethnozentrismus und seine Ableitungen
Die Einstellungen gegenüber kultureller Vielfalt sind unterschiedlich:
- Ethnozentrismus: Die eigene Kultur wird als Maßstab genommen, um andere Kulturen zu beurteilen und zu bewerten. Dies führt oft zu Verachtung und Kritik. Ethnozentrismus ist die Grundlage von Kolonialismus und Imperialismus, da andere Kulturen als minderwertig betrachtet werden.
- Rassismus: Eine Haltung oder ein Verhalten, das andere aufgrund der Annahme bestimmter Rassenmerkmale abwertet. Jedes Verhalten, das sich in Ablehnung oder Isolation einer Person oder Gruppe aufgrund ihrer Rasse, Religion oder ihres Bildungsstandes äußert, ist eine Form von Rassismus.
- Fremdenfeindlichkeit: Einstellungen der Ablehnung oder Verachtung gegenüber Fremden. Dies wird oft aus Angst oder Unwissenheit verursacht.
Kultur als Merkmal menschlicher Gesellschaften: Diachronische und synchronische Sinne
Die Besonderheit der menschlichen Evolution liegt in der Kultur. Individuen wählen nicht einfach Verhaltensweisen aus; sie werden durch kulturelle Prägung beeinflusst. Es gibt zwei Hauptmerkmale, die menschliche Gruppen voneinander unterscheiden und die sich im Laufe der Zeit verändern:
- Diachrone Unterschiede: Beziehen sich auf Veränderungen und Entwicklungen über die Zeit hinweg.
- Synchrone Unterschiede: Beziehen sich auf Unterschiede innerhalb desselben Zeitraums, die zu kulturellen Problemen führen können.
Das menschliche Universum als kulturelle Dimension
Jede Kultur ist untrennbar mit drei Dimensionen verbunden, die miteinander interagieren. Wenn sich eine Dimension verändert, beeinflusst dies auch die anderen. Keine Kultur existiert isoliert von diesen drei Dimensionen.
Wenn Kultur das prägende Element für den Menschen ist, dann schafft sie auch eine eigene Welt. Was den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet, sind nicht nur biologische Faktoren, sondern vor allem erlernte kulturelle Aspekte.
- Materielle Dimension: Umfasst die Objekte, die uns umgeben und die Produkte unserer Kultur sind.
- Praktische Dimension: Bezieht sich auf Verhalten und Handlungen. Unsere Verhaltensweisen und Handlungen werden durch Kultur bedingt. Alles, was wir tun – sei es bei der Nahrungsaufnahme, beim Schlafen oder in sexuellen Beziehungen – ist kulturell geprägt.
- Ideologische Dimension: Umfasst Regeln, Ideen und Überzeugungen. Religion kann als irrational betrachtet werden, während Wissenschaft rational ist. Ein blinder Glaube an die Wissenschaft, die Annahme, dass sie immer die Wahrheit spricht, ist ebenfalls Teil des Glaubenssystems eines Menschen. Glaube führt zu Überzeugungen, die unser Weltverständnis prägen. Ideologie ist ein System von Konzepten und Regeln, das bestimmt, wie jeder Mensch die Welt sieht.