Kunst und Architektur im frühmittelalterlichen Hispanien: Westgoten, Asturien und Mozaraber
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Westgoten in Hispanien (V. bis VIII. Jahrhundert)
Die Präsenz der Westgoten in Hispanien erstreckte sich vom 5. Jahrhundert bis zur muslimischen Invasion im Jahr 711. Wichtige Etappen waren die Zeit bis zur Bekehrung König Rekkareds (587) und die anschließende Periode bis 711.
Kulturelle Einflüsse
- Klassisches Erbe: Griechisch-römisches Erbe.
- Religiöse Tradition: Tradition der frühchristlichen Kunst.
- Fremde Einflüsse: Byzantinischer Einfluss aus dem Osten und barbarische Einflüsse.
Architektur (Baukunst)
Dekorative Motive und Baumerkmale:
- Grundriss: Basilika-Grundriss, oft in Form eines griechischen Kreuzes.
- Gewölbe: Tonnengewölbe (auch in der Apsis).
- Wände: Wände mit geschnitzten Kämmen.
- Licht: Wenige Fenster, was zu einem dunklen Innenraum führt (z. B. San Pedro de la Nave).
- Kapitelle: Byzantinische korinthische Kapitelle.
- Apsis: Quadratische Apsis.
- Bögen: Hufeisenbögen.
- Ikonostase: Ein Bildwerk, das zwischen Kirchenschiff und Querschiff liegt.
- Dekoration: Tempel sind mit Lünetten und Skulpturenreliefs dekoriert. Die skulpturale Dekoration ist meist geometrisch (Rauten, Blumen).
Beispiele Westgotischer Kirchen
- San Juan de Baños: Geweiht von König Rekkeswinth. Die Basilika besitzt einen Narthex (oder Terrasse), drei Längsschiffe, ein Querschiff und eine viereckige Apsis. Der Zugang zur Veranda und zur Apsis ist durch einen großen Hufeisenbogen mit einem geschnitzten Kreuz in der Mitte markiert.
- San Pedro de la Nave: Zentralisierter Basilika-Grundriss mit drei Apsiden und einer prominenten quadratischen Apsis. Das Querschiff hat an jedem Ende eine Sakristei.
Goldschmiedekunst (Orfebre)
Die Arbeit mit Edelmetallen war bedeutend. Votivkronen waren Objekte, die Könige als Gaben an Schreine stifteten, oft bei ihrer Krönung, und die in der Regel in der Apsis aufgehängt wurden.
Asturisches Königreich (Präromanik)
Nach der muslimischen Invasion im Jahr 711 und dem Fall des Westgotenreichs blieb das Königreich Asturien der einzige Ort, der nicht in die Hände der Mauren fiel. Die asturische Kunst basiert auf westgotischen Traditionen und erlebte ihre Blütezeit im 9. Jahrhundert, insbesondere unter Ramiro I. (842–850).
Architektur (Baukunst)
Die asturische Architektur zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
- Grundriss: Basilika-Grundriss mit rechteckiger Apsis.
- Mauern: Sehr hohe Mauern aus Quadersteinen.
- Struktur: Strebepfeiler, Tonnengewölbe und Hufeisenbögen.
- Dekoration: Medaillons, Alfices (rechteckige Rahmen um Bögen) und Bänder in den Rissen auf Säulen und Bögen.
- Zusätze: Vorhallen und Seitentüren.
- Innenraum: Wandmalereien.
Wichtige Bauwerke und Herrscher
- Alfonso II. (791–842): Cámara Santa de Oviedo, San Julián de los Prados.
- Ramiro I. (842–850): Santa María del Naranco, San Miguel de Lillo.
- Alfons III. (866–910): San Salvador de Valdediós.
Mozaraber
Als Mozaraber bezeichnet man Christen, die in muslimisch beherrschten Gebieten lebten und später in christliche Gebiete umsiedelten. Ihre Kunst zeigt eine breite geografische Streuung und vereint starke westgotische und vor allem arabische Einflüsse.
Architektur (Baukunst)
Die mozarabische Architektur integriert Elemente des Kalifats von Córdoba:
- Motive: Vielfalt an pflanzlichen und geometrischen Motiven.
- Gewölbe: Rippengewölbe.
- Bögen: Hufeisenbögen (oft gelappt oder gekerbt) und Auskragungen.
- Rahmung: Alfices (rechteckige Rahmen).
- Beispiel: San Miguel de Escalada.
Buchmalerei (Miniaturen)
Die mozarabische Buchmalerei ist bekannt für die Kopien von Manuskripten, die reich mit Miniaturen verziert sind. Alle diese Kopien, insbesondere die Kommentare zur Apokalypse des Heiligen Johannes, werden nach ihrem Autor als „Beatus“ bezeichnet. Sie zeichnen sich durch intensive Farbigkeit (Chroma) und Expressionismus aus.