Kunstgeschichte: Perspektive, Komposition und der Goldene Schnitt
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Quattrocento: Die Renaissance der Perspektive
Die Entdeckung der Perspektive
Im Quattrocento (15. Jahrhundert), der Frührenaissance, revolutionierte die Entdeckung der Perspektive die Kunst. Sie beschreibt den Effekt, dass Objekte aufgrund ihrer relativen Distanz zum Betrachter in ihrer Größe scheinbar variieren. Diese bahnbrechende Entdeckung fand in Florenz statt.
Die sogenannte "künstliche Sicht" zielte darauf ab, die Tiefenwirkung im Bild darzustellen. Der Begriff "Perspektive" leitet sich etymologisch vom lateinischen Verb perspicere ab und ist verwandt mit dem griechischen optiké.
Im Mittelalter war die "Caballero-Ansicht" noch sehr primitiv und basierte auf parallelen Linien. Später sprach Pecham von "visuellen Pyramiden".
Brunelleschi und die Geometrische Perspektive
In der italienischen Renaissance erfand der Architekt Filippo Brunelleschi ein geometrisch-projektives System, die sogenannte künstliche Perspektive, basierend auf der "Pyramiden-Vision".
Die Regeln dieser Perspektive, die Brunelleschi zusammen mit dem Bildhauer Donatello und dem Maler Masaccio entwickelte, wurden von Leon Battista Alberti in seinem Tratado della Pittura (1436) systematisiert. Alberti führte hier den Begriff des "Fensters" ein.
Das "Fenster" stellt nicht nur die Proportionen der Objekte auf einer Ebene dar, sondern auch die Dinge in der Ferne. Tatsächlich gibt es zwei Pyramiden, die Alberti erwähnte: Die erste und die zweite bestehen aus progressiv verkleinerten Objekten und ihren Konturen im Bild, die auf die Fluchtpunkte zulaufen.
Piero della Francesca und Leonardo da Vinci
Piero della Francesca ging in seinem Traktat De prospectiva pingendi (1475) einen Schritt weiter. Er realisierte den "Fenstereffekt" durch die ständige Präsenz architektonischer Elemente in seinen Bildern und verwendete nicht nur den zentralen Fluchtpunkt.
Leonardo da Vinci vertiefte das Studium der Perspektive und führte es zu seiner höchsten Blüte, wie in seinem Traktat über die Malerei beschrieben. Dieses System umfasst verschiedene Darstellungen der linearen, zentralen oder konischen Perspektive.
Leonardo klassifizierte die Perspektive in seinem Traktat in drei Teile:
- Lineare Konstruktion: Umfasst die lineare Konstruktion von Körpern.
- Farbperspektive: Behandelt die Ungenauigkeit der Farben in Bezug auf die Distanz.
- Beziehungen von Körpern: Legt die Grundlagen zur Festlegung der Beziehungen von Körpern über verschiedene Distanzen fest.
Das Sfumato, die Unbestimmtheit von Farben und Konturen, in Kombination mit der rein linearen Perspektive, führte zu einem neuen Verständnis der Perspektive, das Leonardo als Luftperspektive bezeichnete.
Entwicklung der Perspektive nach der Renaissance
Albrecht Dürer und die Barockmalerei
Albrecht Dürer (1471-1528), ein deutscher Maler, geboren in Nürnberg, verfasste verschiedene Traktate, darunter Vier Bücher von menschlicher Proportion. Er trug maßgeblich zur Verbreitung der Perspektivlehre nördlich der Alpen bei.
Die Prinzipien der Perspektive prägten später auch die barocke Malerei, insbesondere bei Meistern wie Diego Velázquez und Rembrandt van Rijn.
Paul Cézanne und der Kubismus
Später beeinflusste Paul Cézanne (und durch ihn Künstler wie Braque, Picasso und Gris) die Bewegung, die als Kubismus bekannt wurde. Der Kubismus brach mit der traditionellen linearen Perspektive und stellte Objekte aus mehreren Blickwinkeln gleichzeitig dar.
Grundlagen der Bildkomposition
Komposition und Point of Interest
Komposition in der Kunst bezeichnet die Anordnung von Bildelementen, sodass die Aufmerksamkeit des Betrachters auf einen bestimmten Punkt, den Point of Interest, gelenkt wird.
Attribute der Bildkomposition
Die visuelle Kraft und das Gewicht von Bildelementen werden durch verschiedene Attribute beeinflusst:
- Größe: Größere Objekte haben mehr visuelles Gewicht.
- Farbe: Warme Farben (z.B. Rot, Orange) haben mehr visuelles Gewicht als kalte Farben (z.B. Blau, Grün).
- Position:
- Eine höhere oder weiter entfernte Position kann mehr Tiefe oder Gewicht verleihen.
- Objekte im unteren Bildbereich haben tendenziell mehr Gewicht.
- Objekte auf der linken Seite können mehr Gewicht haben als auf der rechten.
- Tonwert (Helligkeit/Dunkelheit):
- Dunkle, tiefe Töne wirken schwerer als helle, klare Töne.
- Ein hoher Kontrast erhöht das visuelle Gewicht.
- Eine schwarze Fläche hat mehr Gewicht als eine gleich große weiße Fläche und muss durch eine größere weiße Fläche ausgeglichen werden.
- Form: Eine unregelmäßige Form kann schwerer wirken als eine regelmäßige. Eine kompakte Form wiegt mehr als eine zerstreute.
- Textur: Figuren mit rauer Oberfläche wirken schwerer als glatte, polierte Flächen.
Gleichgewicht und der Goldene Schnitt
Arten des Gleichgewichts
In der Bildkomposition gibt es zwei Hauptarten des Gleichgewichts: Symmetrie und Asymmetrie.
Der Goldene Schnitt (Divina Proportione)
Der Goldene Schnitt, auch bekannt als Divina Proportione oder die Goldene Zahl Phi (ca. 1,618), wurde im 15. Jahrhundert von Luca Pacioli und Leonardo da Vinci wiederentdeckt und populär gemacht.
Bereits Euklid hatte in seinem Werk Elemente diese Teilung als Proportion definiert: Das Verhältnis des Ganzen zum größeren Teil entspricht dem Verhältnis des größeren Teils zum kleineren Teil.
Im Jahr 1509 veröffentlichte Pacioli sein Werk De divina proportione, illustriert von Leonardo. Dieses Werk definierte die Schönheit und das Geheimnis dieser Teilung: Eine Aufteilung eines Ganzen in zwei Teile, sodass der größere Teil zum kleineren Teil im gleichen Verhältnis steht wie das Ganze zum größeren Teil.