Ländlicher Raum in Spanien: Nutzung, Wandel & Herausforderungen

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1. Materielle Faktoren und menschliche Aspekte des ländlichen Raums

1.1 Die natürliche Umwelt

Die traditionelle Landwirtschaft war stark von der physischen Umgebung abhängig. Physische Faktoren üben auch heute noch ihren Einfluss aus, der im Fall von Spanien nicht immer günstig ist.

a) Das Relief

Spaniens Relief ist durch große Höhen und ausgedehnte Ebenen gekennzeichnet.

b) Das Klima

Das Klima ist durch geringe und unregelmäßige Niederschläge gekennzeichnet.

c) Die Böden

Die Böden sind von schlechter Qualität.

1.2 Die Agrarstruktur

Die traditionelle Agrarstruktur war durch arbeitsintensive Methoden und eine geringe technologische Entwicklung gekennzeichnet.

a) Demografische Veränderungen

Die ländliche Bevölkerung Spaniens ist gesunken. Die Hauptursache für diesen demografischen Rückgang ist die Landflucht, die durch die Mechanisierung der landwirtschaftlichen Aufgaben und die niedrigen Einkommen auf dem Land ausgelöst wurde. Die Folgen der Entvölkerung waren besonders in den rückständigsten Gebieten zu spüren, einhergehend mit einer Überalterung der ländlichen Bevölkerung. Die Prognosen für die nächsten Jahre gehen von einem weiteren Bevölkerungsrückgang aus, jedoch mit einer gewissen Verjüngung des ländlichen Raums durch die Zunahme junger Landwirte, die durch die Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche in der Stadt begünstigt wird.

b) Veränderungen in der Betriebs-, Eigentums- und Besitzstruktur

Der ländliche Raum ist in Parzellen unterteilt.

  • Betrieb: Alle Flächen, die von einem einzigen landwirtschaftlichen Produzenten bewirtschaftet werden.
  • Eigentum: Ein juristischer Begriff, der sich auf den Eigentümer des Grundstücks bezieht.
    • Großgrundbesitz: Umfasst mehr als 50 % der Fläche und nur 0,8 % der Eigentümer.
    • Kleinbesitz: Umfasst nur 10,5 % der Fläche und 52,3 % der Eigentümer.
  • Besitz: Der Grad der Kontrolle über das Land. Der Besitz ist einfach, wenn Eigentümer und Unternehmer ein und dieselbe Person sind.

c) Veränderungen in den landwirtschaftlichen Techniken und Systemen

Technische Veränderungen umfassen die Mechanisierung der Landwirtschaft und den Einsatz von chemischen Düngemitteln. Die Veränderungen in den landwirtschaftlichen Systemen führten zu einer zunehmenden Intensivierung der Produktion.

1.3 Die Siedlungsstruktur und der ländliche Lebensraum

**a) Die ländliche Siedlungsstruktur**

Die ländliche Siedlungsstruktur besteht aus kleineren Städten oder ländlichen Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern. Die Typologie lässt sich in zwei Modelle unterteilen:

  • Streusiedlung: Das Haus ist von Feldern umgeben und von anderen Häusern getrennt.
    • Reine Streusiedlung: Keine dichte Besiedlung.
    • Gruppensiedlung: Kleine Häusergruppen bilden Dörfer.
    • Gemischte Streusiedlung: Häuser sind von eigenen historischen Gebäuden umgeben.
  • Haufendorf: Die Häuser liegen dicht beieinander.
    • Straßendorf: Häuser sind entlang einer Straße oder eines Weges angeordnet.
    • Kompaktes Haufendorf: Häuser gruppieren sich um einen Kern.

Die Veränderungen in der ländlichen Siedlungsstruktur sind:

  • Im Landesinneren hat die Größe der Siedlungskerne abgenommen.
  • An der Küste haben sich neue Orte für die Freizeit entwickelt.
  • In periurbanen Gebieten dominieren Wohnnutzungen.

b) Der ländliche Lebensraum

Die Baumaterialien für die Häuser stammen aus der Umgebung, was zu verschiedenen Haustypen führt:

  • Steinhaus: Kann aus unbearbeiteten, behauenen oder bearbeiteten Steinen bestehen, die ohne Zement oder mit Lehm- oder Kalkzement verbunden sind.
  • Holzhaus: Die Holzkonstruktion wird mit Mauerwerk oder Ziegeln ausgefüllt.
  • Lehmhaus: Als Rohstoff dient Lehm, der mit Stroh vermischt und an der Sonne getrocknet wird.

1.4 Die Agrarpolitik

**a) Die Agrarpolitik von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Einführung der GAP**

Die Agrarpolitik konzentrierte sich auf das System des Landbesitzes.

  • Das System der Bodennutzung änderte sich mit der Politik der Desamortisation im 19. Jahrhundert.
  • Die unzureichende Größe der Betriebe wurde mit der Politik der Flurbereinigung angegangen.
    • Flurbereinigung: Ziel ist es, den Kleinbesitz zu reduzieren, sodass jeder Eigentümer nur noch eine einzige oder wenige Parzellen besitzt.
    • Gesetzgebung über Großbetriebe: Betroffene Betriebe, die nicht ausreichend bewirtschaftet wurden, konnten enteignet werden.

b) Die GAP (Gemeinsame Agrarpolitik)

Die GAP prägt die spanische Agrarpolitik seit dem Beitritt Spaniens zur EU. Ihre Folgen sind:

  • Spanien trat dem EU-Binnenmarkt bei.
  • Der Handel mit der EU wurde liberalisiert.
  • Es mussten erhebliche Anstrengungen zur Modernisierung unternommen werden.
  • Spanien ist von den Problemen der landwirtschaftlichen Bevölkerung betroffen.

Die Probleme sind:

  • Hohe Produktpreise im Verhältnis zum Markt.
  • Überschüsse in der landwirtschaftlichen und tierischen Produktion.
  • Umweltzerstörung.
  • Entvölkerung der ländlichen Gebiete.
  • Die Folgen der GAP sind je nach Region unterschiedlich problematisch.

2. Die Nutzung des ländlichen Raums

2.1 Die landwirtschaftliche Tätigkeit

Die traditionelle Landwirtschaft basierte auf Mischkulturen. Die heutige Landwirtschaft hat bemerkenswerte Veränderungen erfahren.

a) Veränderungen in der Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe

  • Die Landwirtschaft tendiert zur Spezialisierung auf Produkte, die in der jeweiligen Region am besten gedeihen.
  • Moderne Techniken umfassen:
    • Verstärkte Mechanisierung.
    • Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln.
    • Nutzung von transgenen Pflanzen, die widerstandsfähiger gegen Trockenheit sind.
    • Intensive Landwirtschaft gewinnt gegenüber der extensiven an Bedeutung.

b) Die landwirtschaftliche Produktion

  • Getreide: Der Anbau von Getreide, vor allem in den Trockengebieten der Halbinsel.
  • Hülsenfrüchte: Werden grün oder getrocknet verwendet.
  • Weinbau: Trockenanbau von Sträuchern, die Trauben für den Frischverzehr produzieren, aber auch für die Weinherstellung verwendet werden.
  • Olivenanbau: Sehr widerstandsfähig gegen Sommertrockenheit. Ein Teil der Ernte wird für Tafeloliven verwendet, der Rest für die Ölgewinnung.
  • Obst- und Gemüseanbau: Produkte für den Frischverzehr oder für die Konservenindustrie.
  • Blumenzucht: Hat auf den Kanarischen Inseln und in Katalonien zunehmend an Bedeutung gewonnen.
  • Industriepflanzen: Erfordern vor ihrem Konsum eine spezifische industrielle Verarbeitung. Das Hauptanbaugebiet ist die südliche Hälfte der Halbinsel.
  • Futterpflanzen: Anbau für die Tierhaltung. Das Anbaugebiet konzentriert sich auf die nördliche Hälfte der Halbinsel.

2.2 Tierhaltung

**a) Veränderungen in der Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe**

  • Die Tierhaltung spezialisiert sich zunehmend auf die Fleisch- oder Milchproduktion.
  • Allmähliche Zunahme der Mechanisierung und der Betriebsgröße.
  • Intensive Tierhaltung gewinnt an Bedeutung.

Die spanische Viehzucht hat noch einige Probleme:

  • Futtermangel aufgrund der geringen Niederschläge in weiten Teilen des Landes.
  • Die Größe vieler Betriebe ist noch nicht ausreichend.
  • Starke Konkurrenz durch andere EU-Länder und Überschüsse in der EU-Viehhaltung.
  • Tierseuchen, die den Export beeinträchtigen, auch wenn sie deutlich verbessert wurden.

b) Die tierische Erzeugung

Auch die tierische Erzeugung hat sich gewandelt.

  • Rinderhaltung: Wird für die Milch- und Fleischproduktion genutzt. Die Standorte variieren:
    • Milchviehhaltung: Extensiv im Norden der Halbinsel und intensiv in der Nähe von Städten.
    • Fleischrinderhaltung: In Bergregionen, Wäldern und auf Weideland.
  • Schafhaltung: Dient der Fleisch- und Milchproduktion, mit großer Nachfrage für die Herstellung von Manchego-Käse.
    • Wanderschäferei: Saisonale Wanderung der Tiere zwischen Sommer- und Winterweiden.
    • Stationäre Schafhaltung: Eine Nebenerwerbsform mit variabler Futterversorgung, die nur auf Stoppelfeldern und Brachland oder sehr großen Flächen weidet.
    • Mastlämmer: Spezielle Lämmer für höhere Erträge.
  • Schweinehaltung: Dient zum Teil dem Frischverzehr und zum Teil der Wurstwarenherstellung. Die Standorte variieren:
    • Intensive und industrielle Haltung: Überwiegt in Katalonien.
    • Extensive Haltung: In der Extremadura und Salamanca.
  • Geflügelhaltung: Dient der Fleisch- und Eierproduktion. Die intensive und industrielle Haltung konzentriert sich auf Katalonien, Kastilien-León und Aragonien.

2.3 Forstwirtschaft

Die Waldfläche in Spanien umfasst 16,4 Millionen Hektar, davon sind 13,9 Millionen Hektar bewaldet, bestehend aus Laub- und Nadelhölzern. Die wichtigsten Anbaugebiete sind die Provinzen im Norden der Halbinsel und Huelva. Die Holzproduktion hat durch den Anbau von schnell wachsenden Arten zugenommen. Das Problem der Forstwirtschaft ist die Entwaldung durch Abholzung und Brände, sauren Regen und Waldkrankheiten.

2.4 Neue Nutzungen des ländlichen Raums

Der ländliche Raum diversifiziert seine Aktivitäten im Zusammenhang mit der Ausübung verschiedener Nutzungen neben den traditionellen.

  • Wohnnutzung: Als Zweitwohnsitz für Wochenenden oder Feiertage und sogar als Hauptwohnsitz.
  • Industrielle Nutzung: Durch die Ansiedlung bestimmter Industrien an kostengünstigeren Standorten in Bezug auf Boden und Beschäftigung.
  • Touristische Nutzung: Anziehung von Personen oder Orten im Zusammenhang mit dem steigenden Lebensstandard und der Freizeit.
  • Erholungsnutzung: Wie die Jagd in Gebieten wie den Montes de Toledo, der Sierra Morena und anderen Gebieten.

Die Folgen dieser neuen Nutzungsmöglichkeiten sind einerseits positiv, da sie zur Erholung der Wirtschaft im ländlichen Raum beitragen. Andererseits können sie negative Auswirkungen haben, wie die Zerstörung von Naturräumen.

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