Lateinamerikas Romane: 20. Jhd. Strömungen & Autoren
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Lateinamerikanische Romane des 20. Jahrhunderts
Die lateinamerikanischen Romane des zwanzigsten Jahrhunderts spiegeln die modernen Strömungen wider, die zu Beginn des Jahrhunderts nach Amerika gelangten. Frühe bedeutende Werke sind beispielsweise Don Segundo Sombra von Ricardo Güiraldes oder Doña Bárbara von Rómulo Gallegos.
Frühe Strömungen und Themen
Der soziale Roman thematisierte soziale Konflikte in den verschiedenen Ländern und hob insbesondere die Mexikanische Revolution hervor. Der indigene Roman (oder Roman mit indigener Thematik) konzentrierte sich auf die Probleme der indigenen Völker und Mestizen, die in vielen Gebieten als Großteil der Bevölkerung Unterdrückung und Ausbeutung erlitten. Ein Beispiel hierfür ist Huasipungo von Jorge Icaza, geprägt von Realismus und Naturalismus. Auch Ciro Alegría mit Die Welt ist weit und fremd (Original: El mundo es ancho y ajeno), der den Glauben der indigenen Gemeinschaften als magisch darstellt, ist hier zu nennen. Der Magische Realismus wurde später, insbesondere in den 60er Jahren, zu einer wichtigen Strömung.
Entwicklungen der 40er Jahre
In den 40er Jahren wuchs das Interesse an den charakteristischen Eigenschaften des amerikanischen Romans sowie an der Ästhetik der europäischen und US-amerikanischen Erzählkunst. Es entstanden mehrere neue Strömungen:
- Metaphysische Erzählungen von Jorge Luis Borges und José Lezama Lima.
- Existenzielle Erzählungen von Juan Carlos Onetti und Ernesto Sabato.
Höhepunkte und wegweisende Werke
Ein herausragendes Werk des mexikanischen Romans ist Pedro Páramo von Juan Rulfo, das zu den bedeutendsten Romanen Lateinamerikas zählt. In Werken wie diesem verschmolz die soziale Realität oft mit mythischen, legendären Elementen der amerikanischen Natur, was zur Ausprägung des Begriffs Magischer Realismus beitrug.
Wichtige Erzählströmungen und Autoren
Metaphysische Erzählkunst
Jorge Luis Borges präsentiert in seinen Werken Paradoxien und intellektuelle Spiele, die das Schicksal des Menschen, seinen Tod und klassische philosophische Probleme thematisieren.
José Lezama Lima zeichnet sich in seinem Roman Paradiso durch eine barocke Sprache aus und behandelt metaphysische sowie existenzielle Fragestellungen.
Existenzielle Erzählkunst
Juan Carlos Onetti vertritt eine pessimistische Lebensauffassung; seine Charaktere sind oft einsam und kommunikationslos. Seine Romane nutzen zeitgenössische Erzähltechniken.
Ernesto Sabato, ursprünglich Atomphysiker, widmete sich später der Literatur. In seinen Werken prangerte er aus moralischer Perspektive soziale Ungerechtigkeiten an.
Magischer Realismus
Miguel Ángel Asturias verband in seinen avantgardistischen Werken soziale Kritik mit neuen literarischen Formen, die das Wunderbare (lo real maravilloso) einbeziehen und somit den Magischen Realismus mitbegründeten.
Der Roman der 60er Jahre: Der "Boom"
In den 60er Jahren erlangte die lateinamerikanische Erzählkunst weltweite Verbreitung – eine Phase der Erneuerung, die bereits zuvor begonnen hatte. Diese Periode ist als der "Boom" bekannt. Bedeutende Autoren dieser Zeit sind:
- Carlos Fuentes
- Gabriel García Márquez
- Mario Vargas Llosa
Viele dieser Autoren lebten zeitweise im Exil in Europa, was ihnen eine größere Nähe zur europäischen literarischen Welt ermöglichte. Dadurch gewann die spanischsprachige Erzählkunst um die 70er Jahre herum international enorm an Bedeutung. Diese Autoren standen für kulturelle Eigenständigkeit und nutzten innovative erzählerische Techniken des 20. Jahrhunderts.