Die Lateinische Lyrik: Von Catull bis Ovid – Eine Einführung

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Die Lateinische Lyrik: Ursprünge und Entwicklung

Die Lyrik war in ihrem Ursprung eine Gedichtform, die zum Singen bestimmt war. Oft wurde sie von einem Instrument, wie der Leier, begleitet. Daher ist Lyrik primär ein Lied, ein Gedicht oder eine Hymne, die Gefühle ausdrückt.

Römische Poesie: Catull – Der Wegbereiter

Catull, geboren in Verona, gilt als der Einführer der griechischen Lyrik in Rom. Seine Dichtung, oft als Hochzeitslyrik (*carmen nuptiale*) bekannt, zeichnet sich durch eine besondere Form aus. Mit Ausnahme mythologischer Gedichte wie „Die Hochzeit des Peleus und Thetis“ hat sein Werk oft elegischen oder epigrammatischen Charakter.

Seine Elegien sind häufig mit Trauer verbunden, doch das vorherrschende Thema ist die Liebe (*Amor*), meist an seine Geliebte Lesbia gerichtet. Was seine Epigramme betrifft, so gehörte Catull einer Gruppe namens poetae Novi (neue Dichter) an. Diese wählten das kürzeste Gedicht, das Epigramm (oft nur zwei Verse), als die geeignetste Form, um Dichtung als eine Kunst der formalen Perfektion auszudrücken.

Die Elegiker der augusteischen Zeit

Die Elegie entwickelte sich maßgeblich in der augusteischen Generation. Ihre Vertreter waren oft Pazifisten und unpolitische Männer und Frauen. Die Liebe (*Amor*) ist das zentrale Thema: eine totale Liebe, die Sexualität einschließt und der alles untergeordnet werden muss.

Man darf nicht glauben, dass die Dichter nur ihre eigenen Gefühle besingen. Die Leidenschaft existiert sicherlich, ist aber literarisch stilisiert. Ein weiteres Novum dieser Zeit ist die große Zahl weiblicher Leserinnen.

Tibull – Der Verächter des Krieges

Tibull bekundet seine Verachtung für Krieg, Krankheit, Alter und Tod. Er kontrastiert dies mit der Liebe auf dem Land. Er feiert die Liebe (*Amor*), die dem Leben Sinn verleiht. Seine Geliebte ist Delia.

Properz – Liebe als Bündnis

Properz strebt danach, ein foedus (Bündnis) zu schaffen: eine auf Liebe basierende Beziehung, die durch einen Vertrag mit den Göttern gesichert ist, und castitas (Keuschheit) sowie fides (Treue) zu begründen. Doch der Wunsch nach Tugend steht im Widerspruch zur Sinnlichkeit und Schönheit seiner Geliebten Cynthia und auch zu ihrer Ehe.

Es treten Eifersucht, Tränen, Qualen, Trennungen und leidenschaftliche Versöhnungen auf. Im dritten Buch ist der Abschied oft das Thema. Doch am Ende widmet er sich nationalen und mythologischen Gedichten.

Ovid – Der letzte augusteische Dichter

Ovid ist der letzte der augusteischen Dichter, der einen entspannteren Lebensstil pflegt. Augustus klagte ihn der Perversion an, was zu seinem Exil führte. In seinen Amores hat Corinna keine reale Existenz; sie ist eine reine Konvention. Die Liebesdichtung ist für Ovid nicht der alleinige Existenzgrund des Dichters.

Ovids Mythologische Dichtung

  • Heroides: Poetische Episteln von Heldinnen (z.B. Dido, Sappho).
  • Metamorphosen: Das übergeordnete Thema ist die Verwandlung eines menschlichen Wesens in eine Statue oder eine andere Form, vom Anbeginn der Welt bis zur Vergöttlichung des Augustus.
  • Fasti: Ein Projekt, das die Mythen und Bräuche der Römer in der Reihenfolge des römischen Kalenders illustriert.
  • Ars Amatoria, Medicamina faciei femineae und Remedia Amoris: Unterhaltungswerke, die im Widerspruch zu Augustus' Bestreben standen, die traditionelle Moral wiederherzustellen. Deshalb wurde Ovid nach Tomi, weit weg an der Schwarzmeerküste, verbannt, wo er starb.

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