Lazarillo de Tormes: Analyse, Kritik und Struktur des Schelmenromans
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Lazarillo de Tormes: Eine Analyse des Schelmenromans
Der Lazarillo de Tormes ist die Geschichte eines Charakters, dessen Merkmale denen eines Menschen aus Fleisch und Blut ähneln, weit entfernt von den Figuren idealistischer Erzählungen. Diese Figur entwickelt sich in einem spezifischen sozialen Umfeld, das sie prägt und zu Anpassung zwingt. Das Werk beschreibt den Lernprozess eines Individuums und zugleich dessen Anpassung an ein komplexes soziales Umfeld bis zu seiner vollständigen Integration.
Diese Assimilation geht jedoch auf Kosten der menschlichen Würde. Nachdem Lazarillo die Welt, in der er lebt, verstanden hat, akzeptiert er deren Regeln und Formen.
Dieser Roman ist eine scharfe und vehemente Kritik an der Gesellschaft seiner Zeit, sowohl am individuellen Verhalten der Charaktere (Heuchler und Nutznießer) als auch am sozialen System, das sie dazu zwingt. Zwei Mythen stehen im Zentrum der Kritik: die Besessenheit von Ehre und die Religion. Die meisten Herren des Lazarillo sind Kleriker, und alle nutzen ihn rücksichtslos aus. Der Antiklerikalismus dieses Werkes ist offensichtlich.
Auch andere Institutionen entgehen der Kritik nicht, wie die Justiz oder das Militär. Im Lazarillo de Tormes sind die am häufigsten thematisierten Werte: Ehrgeiz, Gier und Geld.
Der Autor enthüllt damit, oft mit beißendem Spott, die grausame Realität des spanischen Lebens in der Mitte des 16. Jahrhunderts.
Struktur des Lazarillo de Tormes
Der Roman ist in sieben sogenannte "Tratados" (Verträge) unterteilt, die Lazarillos Entwicklung und seine Erfahrungen mit verschiedenen Herren beschreiben:
Erster Vertrag: Der blinde Bettler
Hier erkennt Lazarillo seine Isolation. Er lernt, schlau zu sein. Nachdem er den Blinden überlistet hat, erkennt er, dass er nichts mehr von ihm lernen kann.
Zweiter Vertrag: Der Priester
Lazarillo setzt sein Lernen fort, muss aber noch mehr Witz entwickeln, um den Priester zu überlisten.
Dritter Vertrag: Der verarmte Gutsherr
Der Knappe lehrt Lazarillo, dass Ehre etwas rein Äußerliches und Verachtenswertes ist. Eine weitere Lektion ist, dass Schein und Realität oft auseinanderklaffen.
Vierter Vertrag: Der Mönch des Mercedarierordens
Dies ist Lazarillos sexuelle Initiation.
Fünfter Vertrag: Der Ablasskrämer
Der Ablasskrämer lehrt Lazarillo durch seine Täuschungen, dass es möglich ist, sich ein angenehmes Leben auf der Grundlage des Scheins aufzubauen.
Sechster Vertrag: Der Kaplan
Lazarillo akzeptiert die Integration in die Gesellschaft und trägt Kleidung, die für einen angesehenen Mann typisch ist.
Siebter Vertrag: Der Gerichtsdiener und der Erzdiakon
Dieser Vertrag beschreibt das Opfer seiner Ehre, um seinen sozialen Aufstieg zu sichern.