Lebensgeschichte und Ethnographie: Qualitative Forschungsmethoden

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Lebensgeschichte: Eine qualitative Forschungsmethode

Die Lebensgeschichte ist eine qualitative Forschungsmethode, die auf biographischen Daten basiert. Im Zentrum steht der Lebensweg und die Entwicklungstendenzen der untersuchten Person. Der Fokus liegt dabei auf dem Individuum und dessen einzigartiger Reise durch das Leben.

Merkmale der Lebensgeschichte

  • Wissenschaftlichkeit: Die Lebensgeschichte basiert auf empirischen Daten, wie z. B. Dokumenten, Fotos, Objekten und den Erfahrungen der Person.
  • Beiträge der Chicago School: Die Chicago School verlieh der Lebensgeschichte wissenschaftliche Relevanz, indem sie objektive und empirische Aspekte in den Vordergrund stellte. Sie kombinierte qualitative und quantitative Ansätze sowie direkte und indirekte Methoden.
  • Direkte Methode: Direkter Kontakt mit der untersuchten Person.
  • Indirekte Methode: Informationen über die untersuchte Person werden durch Dritte eingeholt.

11 Aspekte der Lebensgeschichte (Fenster zum Sinn)

  1. Räume: Orte, an denen wichtige Erfahrungen gemacht wurden.
  2. Intensität: Wendepunkte oder einschneidende Erlebnisse, die das Leben der Person prägten.
  3. Dauer: Zyklen und Phasen des Lebens.
  4. Nähe: Die zeitliche Distanz zwischen der Gegenwart und der erinnerten Situation.
  5. Sinn: Symbolische Aspekte einer Erfahrung, die zu Veränderungen im Laufe der Zeit führen.
  6. Transzendenz: Auswirkungen und Folgen von Ereignissen.
  7. Soziale Zugehörigkeit: Wie die Person Mitglied eines Kollektivs wurde und soziale Erfahrungen machte.
  8. Bewusstsein: Der Prozess der Reifung und der Neuinterpretation von Erfahrungen.
  9. Körperlich-emotionale Matrix: Emotionale Zustände, die in der persönlichen Geschichte und im diskursiven Prozess des Informanten präsent sind.
  10. Sensorische Kanäle: Die Sinne, die zur Erinnerung und zum Ausdruck von Gedächtnisinhalten beitragen.
  11. Ausdruckskanäle: Geschlechterrollen und narrative Modelle, die die Erinnerung beeinflussen.

Abgrenzung zu anderen Begriffen

  • Biografie: Die Geschichte einer Person, die von einer anderen Person geschrieben wird, oft nach dem Tod der Person.
  • Autobiografie: Die Geschichte einer Person, die von ihr selbst bis zur Gegenwart verfasst wurde.

Prozess der qualitativen Forschung in der Lebensgeschichte

  1. Planung: Auswahl der Person, Auswahl der Informanten, Auswahl der Forschungsmittel, Entwicklung von Leitfäden, Arbeitsplänen und Zeitplänen.
  2. Durchführung: Feldarbeit, direkte Interviews und Informationsbeschaffung.
  3. Analyse: Klassifizierung des Materials, Erstellung von Chronologien, Umschreiben von Informationen und Identifizierung des Lebenswegs und der Entwicklungstendenzen.

Ethnographie: Eine qualitative Forschungsmethode

Die Ethnographie ist eine qualitative Forschungsmethode, bei der die Forschenden in eine Gruppe oder Gesellschaft eintauchen, um deren Kultur und Lebensweise zu verstehen.

Merkmale der Ethnographie

  • Fokus: Untersuchung von sozialen Gruppen und deren Interaktionen.
  • Multidisziplinarität: Die Ethnographie bedient sich der Disziplinen Psychologie, Soziologie, Philosophie und Anthropologie sowie Methoden der Phänomenologie, Hermeneutik und Diskursanalyse.

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