Leitfaden zum chilenischen Arbeitsschutzgesetz (Ley 16.744)
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1. Wie definiert die WHO Gesundheit?
Die WHO definiert Gesundheit als „einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“
2. Wann gilt ein Unfall als schwerwiegend?
Ein Unfall gilt unter folgenden Umständen als schwerwiegend:
- Er erfordert eine Evakuierung.
- Er verursacht unmittelbar eine Amputation oder den Verlust eines Körperteils.
- Er erfordert Reanimations- oder Rettungsmaßnahmen.
- Er ereignet sich bei einem Sturz aus über zwei Metern Höhe.
3. Wann wurde das Gesetz Nr. 16.744 veröffentlicht?
Das Gesetz wurde am 1. Februar 1968 im Amtsblatt veröffentlicht.
4. Was sind die Grundsätze des Gesetzes 16.744?
- Solidarität
- Universalität
- Integrität
- Gleichheit
5. Wer ist durch das Gesetz 16.744 geschützt?
Durch das Gesetz sind folgende Personengruppen geschützt:
- Alle Arbeitnehmer
- Gewerkschaftsführer
- Selbstständige
- Mithelfende Familienangehörige in Familien-Kleinstunternehmen
- Alle Studierenden an staatlichen oder privaten Bildungseinrichtungen
- Beamte der Staatsverwaltung, der Gemeinden und dezentralisierter staatlicher Institutionen
6. Wer ist nicht durch das Gesetz 16.744 geschützt?
Angehörige der Streitkräfte und der Polizei sind nicht durch dieses Gesetz geschützt, da sie über eigene Versorgungssysteme verfügen: CAPREDENA (Caja de Previsión de la Defensa Nacional) und DIPRECA (Dirección de Previsión de Carabineros de Chile).
7. Wer verwaltet die Sozialversicherung?
Die Sozialversicherung gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten wird verwaltet von:
- Private Verwaltung (Mutuas):
- ACHS (Asociación Chilena de Seguridad)
- Mutual de Seguridad
- IST (Instituto de Seguridad del Trabajo)
- Staatliche Verwaltung:
- INP (Instituto de Normalización Previsional)
- Gesundheitsdienste (Servicios de Salud)
- Delegierte Verwaltung (Administración Delegada)
8. Was ist eine delegierte Verwaltung?
Dies sind Unternehmen, die von der Aufsichtsbehörde für soziale Sicherheit (Superintendencia de Seguridad Social) ermächtigt wurden, die Sozialversicherung für ihre eigenen Arbeitnehmer zu verwalten. Voraussetzung dafür ist in der Regel eine Mitarbeiterzahl von über 2.000.
9. Wie wird das Gesetz 16.744 finanziert?
Die Finanzierung erfolgt hauptsächlich durch:
- Einen Grundbeitrag von 0,95 % der steuerpflichtigen Bezüge jedes Arbeitnehmers, der für alle Unternehmen gleich ist.
- Einen differenzierten Zusatzbeitrag, der je nach Tätigkeit und Risiko des Unternehmens zwischen 0 % und 3,4 % des steuerpflichtigen Entgelts variiert.
- Einnahmen aus Bußgeldern, die von den Verwaltungsorganen gemäß diesem Gesetz verhängt werden.
- Beträge, die durch die Ausübung des Rückgriffsrechts gemäß den Artikeln 56 und 69 des Gesetzes 16.744 eingenommen werden.
10. Welche Risiken deckt das Gesetz 16.744 ab?
- Arbeitsunfälle
- Wegeunfälle
- Berufskrankheiten
11. Welche Leistungen sieht das Gesetz 16.744 vor?
Das Gesetz sieht folgende Arten von Leistungen vor:
- Medizinische Leistungen: Zur Heilung des Arbeitnehmers und zur Wiederherstellung seiner Arbeitsfähigkeit.
- Wirtschaftliche Leistungen: Entschädigungen bei vorübergehender oder dauerhafter Arbeitsunfähigkeit (Invalidität) sowie Renten im Todesfall.
- Hinterbliebenenleistungen: Im Todesfall eines Rentenempfängers haben anspruchsberechtigte Hinterbliebene (Ehepartner, Kinder, Eltern etc.) Anspruch auf eine Hinterbliebenenrente.
12. Pflichten von Staat, Verwaltung, Unternehmen & Arbeitnehmer
Pflichten des Staates
- Überwachung und Kontrolle von Prävention, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz durch die Gesundheitsbehörde (SEREMI de Salud).
- Anordnung notwendiger Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen in Unternehmen und Verhängung von Sanktionen bei Verstößen.
- Überwachung der medizinischen Einrichtungen der Verwaltungsorgane und der von ihnen erbrachten Leistungen.
Pflichten der Verwaltungsorgane
- Erbringung aller Gesundheitsleistungen.
- Vorschreiben aller erforderlichen Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen, die Unternehmen umsetzen müssen. Die SEREMI und die Arbeitsdirektion können die Umsetzung dieser Maßnahmen einfordern.
- Anwendung von Zu- oder Abschlägen auf den differenzierten Zusatzbeitrag.
Pflichten des Unternehmens
- Umfassende und rechtzeitige Information aller Arbeitnehmer über die Risiken ihrer Arbeit, Präventivmaßnahmen und korrekte Arbeitsweisen.
- Einhaltung der geltenden Hygiene- und Sicherheitsvorschriften.
- Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen.
- Kostenlose Bereitstellung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) für die Arbeitnehmer.
- Führung aktueller Unfallstatistiken.
Pflichten der Arbeitnehmer
- Einhaltung der internen Betriebsordnung.
- Verwendung der bereitgestellten persönlichen Schutzausrüstung (PSA).
13. Was regelt das Oberste Dekret Nr. 54?
Dieses Dekret regelt die Gründung und den Betrieb der Paritätischen Ausschüsse für Hygiene und Sicherheit (Comités Paritarios de Higiene y Seguridad).
14. Was regelt das Oberste Dekret Nr. 594?
Dieses Dekret genehmigt die Verordnung über die grundlegenden sanitären und umweltbezogenen Bedingungen am Arbeitsplatz.
15. Was regelt das Oberste Dekret Nr. 40?
Es enthält die Verordnung über die Prävention von Berufsrisiken.
16. Wann muss ein Paritätischer Ausschuss gebildet werden?
Ein Paritätischer Ausschuss für Hygiene und Sicherheit muss in jedem Unternehmen oder an jedem Arbeitsort mit mehr als 25 Arbeitnehmern eingerichtet werden, unabhängig von der wirtschaftlichen Tätigkeit und davon, ob Zusatzbeiträge gezahlt werden.
17. Wie werden die Arbeitnehmervertreter im Ausschuss gewählt?
Die Arbeitnehmervertreter werden durch eine Abstimmung unter den Mitarbeitern des jeweiligen Betriebs oder der Niederlassung gewählt. Die drei Kandidaten mit den meisten Stimmen werden zu ordentlichen Mitgliedern (Titulares), die nächsten drei zu stellvertretenden Mitgliedern (Suplentes).
18. Was sind die Aufgaben des Paritätischen Ausschusses?
Die Hauptaufgaben des Ausschusses (CPHYS) sind:
- Arbeitnehmer über die korrekte Verwendung von Schutzausrüstung zu beraten und zu schulen.
- Die Ursachen von Unfällen und Krankheiten zu untersuchen.
- Die Einhaltung von Präventions- und Hygienemaßnahmen zu überwachen.
- Schulungsmaßnahmen zu fördern.
- Zu entscheiden, ob ein Unfall auf grobe Fahrlässigkeit des Arbeitnehmers zurückzuführen ist.
19. Was regelt das Gesetz 20.123 (Subcontracting Act)?
Dieses Gesetz regelt die Arbeit in Form von Leiharbeit und die Vergabe von Unteraufträgen.
20. Wann ist eine Abteilung für Risikoprävention Pflicht?
In jedem Handels-, Industrie- oder Bergbauunternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern muss eine Abteilung für Risikoprävention eingerichtet werden, die von einem Experten für Risikoprävention geleitet wird.