Lernprozesse und Verhaltensmuster: Eine Einführung
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Definition von Lernen
Lernen ist eine dauerhafte Veränderung im Verhalten, die die Aneignung von Wissen oder Fähigkeiten widerspiegelt. Es geschieht durch Erfahrung, Studium, Beobachtung und praktische Anwendung. Theoretische und praktische Phänomene erklären, wie Verhaltensweisen erworben werden und welche Bedingungen das Lernen beeinflussen.
Angeborene Verhaltensmuster
Reflexe
Ein Reflex ist ein automatischer, unwillkürlicher Teil des Verhaltensprogramms einer Art. Er spiegelt eine angeborene Reaktion wider, die als Reaktion auf einen spezifischen Reiz auftritt. Reflexe ermöglichen eine schnelle Verhaltensanpassung und fördern das Wohlbefinden.
Fixierte Handlungsmuster
Dies sind komplexe, artspezifische Verhaltensweisen mit entscheidenden Merkmalen:
- Spezifität der Art: Sie sind typisch für eine bestimmte Spezies.
- Stereotyp: Sie sind immer gleichbleibend.
- Nicht gelernt: Sie sind angeboren.
- Resistent gegenüber Veränderungen: Sie sind schwer zu beeinflussen.
- Ausgelöst durch einen spezifischen Reiz: Ein bestimmter Auslöser initiiert sie.
Gewöhnung (Habituation)
Gewöhnung ist ein Phänomen, bei dem die Reaktion auf einen wiederholten Reiz abnimmt, wenn dieser Reiz keine relevanten Konsequenzen hat.
Sensibilisierung
Sensibilisierung ist die Zunahme der Reaktion auf ein Umweltereignis, oft nach einer intensiven oder aversiven Stimulation.
Soziales Lernen nach Bandura
Soziales Lernen findet statt, wenn ein Subjekt Verhaltensmuster durch Beobachtung anderer lernt. Die Prozesse umfassen:
- Aneignung (Akquisition): Das Beobachten und Verstehen des Verhaltens.
- Behalten (Retention): Das Speichern des beobachteten Verhaltens im Gedächtnis.
- Ausführung (Reproduktion): Die Fähigkeit, das beobachtete Verhalten selbst auszuführen.
- Motivation (Konsequenzen): Die Bereitschaft, das Verhalten aufgrund erwarteter Belohnungen oder Bestrafungen zu zeigen.
Modelle sind effektiver, wenn ihre Worte und Taten übereinstimmen und wenn sie als Autoritätspersonen oder relevante Vorbilder wahrgenommen werden.
Kognitives Lernen
Kognitives Lernen ist ein Prozess, bei dem das Subjekt Wissen aus der Erfahrung aufbaut, die äußere Welt interpretiert und aktiv seine eigene Realität konstruiert. Nach Ausubel geht es darum, neue Informationen in unser vorhandenes Wissen zu integrieren und zu verarbeiten.
Arten des Lernens
- Verhaltenslernen: Lernen durch direkte Ereignisse und Konsequenzen.
- Soziales Lernen: Erwerb sozialer Fähigkeiten durch Beobachtung.
- Verbales Lernen: Aneignung von Wissen und Prozeduren durch Sprache.
Konditionierung
Klassische Konditionierung
Bei der klassischen Konditionierung lernt ein Organismus die Beziehungen zwischen Reizen. Ein bekanntes Beispiel ist Pawlows Experiment, bei dem ein Hund lernt, auf einen ursprünglich neutralen Reiz (z.B. einen Glockenton) mit einer biologischen Reaktion (Speichelfluss) zu reagieren, nachdem dieser Reiz wiederholt mit Futter (einem unkonditionierten Reiz) präsentiert wurde. Dies schafft einen neuen, gelernten Reflex durch Assoziation.
Instrumentelle (Operante) Konditionierung
Die instrumentelle Konditionierung bezieht sich auf das Lernen von Verhaltensweisen, bei denen eine Reaktion aufgrund ihrer Konsequenzen (positiv oder negativ) verstärkt oder geschwächt wird. Der Organismus agiert hierbei aktiv und freiwillig, um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen.
Verstärkung und Bestrafung
- Verstärkung: Ein Reiz, der die Wahrscheinlichkeit eines Verhaltens erhöht.
- Primäre Verstärkung: Befriedigt grundlegende Bedürfnisse (z.B. Nahrung).
- Sekundäre Verstärkung: Erlangt Wert durch Assoziation mit primären Verstärkern (z.B. Geld).
- Positive Verstärkung: Hinzufügen eines angenehmen Reizes.
- Negative Verstärkung: Entfernen eines unangenehmen Reizes.
- Bestrafung: Ein Reiz, der die Wahrscheinlichkeit eines unerwünschten Verhaltens verringert. Sie dient dazu, bestimmte Standards einzuhalten und tritt auf, wenn auf ein Verhalten ein unangenehmer Reiz folgt.
Verstärkungspläne
Verstärkungspläne sind Muster und Regeln, die angeben, wann und wie eine verstärkende Reaktion erfolgt. Man unterscheidet zwischen:
- Kontinuierliche Verstärkung: Jede gewünschte Reaktion wird verstärkt.
- Intermittierende Verstärkung: Nicht jede gewünschte Reaktion wird verstärkt. Diese ist widerstandsfähiger gegen Löschung.
Quotenpläne (Ratio Schedules)
- Feste Quotenpläne: Verstärkung erfolgt nach einer festen Anzahl von Reaktionen (z.B. nach jeder 10. Reaktion).
- Variable Quotenpläne: Verstärkung erfolgt nach einer variablen, durchschnittlichen Anzahl von Reaktionen (z.B. nach durchschnittlich jeder 10. Reaktion, aber unvorhersehbar).
Intervallpläne (Interval Schedules)
- Feste Intervallpläne: Verstärkung erfolgt nach einer festen Zeitspanne, vorausgesetzt, es wurde mindestens eine Reaktion gezeigt (z.B. alle 5 Minuten).
- Variable Intervallpläne: Verstärkung erfolgt nach einer variablen, durchschnittlichen Zeitspanne, vorausgesetzt, es wurde mindestens eine Reaktion gezeigt (z.B. nach durchschnittlich 5 Minuten, aber unvorhersehbar).