Die letzten Jahre der Franco-Diktatur (1969-1975)

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Die sechziger Jahre galten lange als eine Zeit des Glanzes für die Diktatur. Während dieser Jahre begann das System jedoch, Risse zu zeigen, was sich im **Matesa-Skandal** von 1969 offenbarte. Dieser zeigte, wie Subventionen illegal zur persönlichen Bereicherung missbraucht wurden. Obwohl Korruptionsskandale nicht neu waren, war dieser wichtig, da er eine Konfrontation zwischen den politischen „Familien“ des Regimes auslöste. Die **Falange** nutzte ihn, um das **Opus Dei** zu diskreditieren. Die Presse konnte ungehindert über den Fall berichten und politische Verantwortung einfordern. Als Ergebnis wurden die Minister für Handel und Finanzen sowie **Manuel Fraga** entlassen. Die nachfolgende Regierung zeigte, dass keine ehemaligen Falangisten für die Aufdeckung des Skandals zur Rechenschaft gezogen wurden.

Die Nachfolgefrage und Juan Carlos

In der politischen Sphäre hatte das Erbfolgegesetz von 1947 die Monarchie als Formel für die Nachfolge etabliert, falls der Diktator verschwinden sollte. Obwohl **Juan Carlos** als Nachfolger vorgesehen war, begann er seine Ausbildung unter der direkten Kontrolle Francos. Unter dem Druck von **Carrero Blanco** und **Laureano López Rodó** wurde Juan Carlos schließlich 1969 offiziell zum Nachfolger ernannt. Die Cortes (Parlament) billigten dies, und eine Verordnung von 1971 legte die Bedingungen fest, unter denen der Prinz vorübergehend die Aufgaben des Staatsoberhaupts bei vorübergehender Krankheit oder Behinderung des Diktators übernehmen konnte.

Zunehmende Schwäche und Carrero Blancos Ende

Die zunehmende Schwäche der Diktatur und der sich verschlechternde Gesundheitszustand des Diktators führten zu Nervosität unter den politischen Familien. Im Jahr 1973 wurde **Carrero Blanco** Ministerpräsident. Es war das erste Mal, dass ein Ministerpräsident ernannt wurde, und dies sollte seine Rolle als designierter Nachfolger der Diktatur festigen. Andere wichtige Figuren der Regierung vertraten weiterhin eine unnachgiebige Haltung, den sogenannten „**Bunker**“. Die demokratische Opposition wuchs, während gleichzeitig die Repression gegen Terrorismus zunahm. Ausrufung des Ausnahmezustands und die Verschärfung der öffentlichen Ordnung zeigten den Willen der Diktatur, fortzubestehen. Am 20. Dezember 1973 begann in Madrid der Prozess gegen Mitglieder der Gewerkschaft **CCOO**. Noch am selben Tag wurde **Carrero Blanco** von der **ETA** ermordet. Damit verschwand der starke Mann des Franco-Regimes, und die öffentliche Meinung war schockiert.

Die Regierung Arias Navarro und Repression

Nach der Ermordung Carrero Blancos bildete sich eine neue Regierung unter der Leitung von **Carlos Arias Navarro**. Dies war eine weitere Demonstration der Unnachgiebigkeit des „Bunkers“. Arias Navarro wollte die öffentliche Ordnung und die Opposition „mildern“, sodass er 1974 in einer programmatischen Rede eine angebliche „Öffnung“ durch die Zulassung politischer Vereinigungen zum Ausdruck brachte. Diese Bewegungen kamen zu spät und fanden bei der demokratischen Opposition wenig Anklang. Die anhaltende Unterdrückung der Diktatur zeigte sich jedoch im Jahr 1975 mit dem Anti-Terror-Gesetz von Arias, das die Todesstrafe für Beteiligte an bestimmten Angriffen verordnete. Als Ergebnis wurden fünf Mitglieder der **ETA** und der **FRAP** hingerichtet, was international eine Welle von Protesten auslöste.

Die Westsahara-Krise 1975

Zeitgleich mit Francos Agonie brach das Problem der Westsahara auf. Dort hatte sich die **Frente Polisario** für die Unabhängigkeit formiert. Seit Mitte der fünfziger Jahre hatte die UN Spanien aufgefordert, die Entkolonialisierung einzuleiten. Im Jahr 1975 trafen sich Vertreter der spanischen Regierung und der Frente Polisario, um die Selbstbestimmung für die Westsahara zu planen. Unter Ausnutzung von Francos offenkundiger Krankheit wollte der marokkanische König die Region annektieren. Im Oktober fand der „**Grüne Marsch**“ statt. Die Befürchtung war, dass die Diktatur die Annexion der Sahara durch Marokko und Mauretanien akzeptieren würde.

Francos Tod und das Ende des Regimes

Im Jahr 1975 wurde Francos körperliche Beeinträchtigung offensichtlich. Sein ständiger Rückfall führte dazu, dass **Juan Carlos** im Juli vorübergehend die Führung des Staates übernahm, Franco aber am 40. dieses Monats (Anm.: vermutlich 40 Tage später oder Ende August) seine Befugnisse wiedererlangte. In Spanien erwartete man den Tod des Diktators in der Hoffnung auf einen Regimewechsel. Am 15. Oktober erlitt der Diktator einen Herzinfarkt. Angesichts dessen wurden seine Befugnisse übertragen, und schließlich starb Franco am 20. November 1975. Zu seiner Beerdigung erschien kein ausländisches Staatsoberhaupt.

Bilanz und gesellschaftlicher Wandel

Rückblickend war die Diktatur ein Rückschlag für die spanische Gesellschaft, und die Modernisierung, die im ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts begonnen hatte, wurde unterbrochen. Die Kosten des Exils und der Unterdrückung waren enorm, und die Autarkie führte zu katastrophalem Hunger und Entbehrungen. Der **Desarrollismo** (Entwicklungsmodell) festigte zwar die Diktatur, erhöhte aber auch die Anforderungen und Erwartungen der Gesellschaft. Es vollzog sich ein Wandel in Mentalität und Kultur, da die Verbesserung des Lebensstandards auch die Einbindung der Jugend aus städtischen Mittelschichten in ein Hochschulstudium ermöglichte. Sie fanden sich in einer Konsumgesellschaft und einer kulturellen Unterhaltungsindustrie wieder, die der in Nordamerika und Europa ähnelte. Auch Frauen stellten die ihnen von der Diktatur zugewiesene Rolle infrage, forderten ihre persönliche und berufliche Autonomie sowie gleiche Rechte. Ästhetische Merkmale wurden zum Markenzeichen der Jugend. In der Popkultur fand sie eine Form des Ausdrucks, und im Klima der Unterdrückung gediehen Liedermacher als Sprecher ihrer Generation sowie Dichter im Exil als Verfechter demokratischer Bestrebungen.

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