Liberalismus und Marxismus: Ideologien und Gesellschaftskritik

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Liberalismus

Der Liberalismus ist die Ideologie der Bourgeoisie und steht im Gegensatz zu Bewegungen, die staatliche Interventionen befürworten (wie Sozialismus oder Faschismus).

Wirtschaftsliberalismus

Der Wirtschaftsliberalismus verteidigt das Privateigentum und die Kapitalakkumulation. Er lehnt die Intervention des Staates in wirtschaftliche Initiativen ab.

Politischer Liberalismus

Der politische Liberalismus fordert eine zunehmende zivile Beteiligung an Regierungsentscheidungen und lehnt daher jede Form von politischem Autoritarismus ab.

Der Utilitaristische Liberalismus nach John Stuart Mill

Utilitarismus

Der Utilitarismus verteidigt einen moralischen Positivismus (Ausschluss metaphysischer Erfahrungen als Wissensquelle).

Der utilitaristische Ansatz

Die Utilitaristen sind der Ansicht, dass für ein erfolgreiches soziales Leben die politische Ökonomie berücksichtigt werden muss. Daher befürworten sie den Wirtschaftsliberalismus.

Utilitaristen besagen, dass Menschen jene Handlungen ausführen sollen, die das größte Glück für die größte Zahl bringen. Dieses Glücksprinzip wird als das Prinzip des maximalen Nutzens bezeichnet.

Glückseligkeit und Freude werden von Utilitaristen oft synonym verwendet. Glück bedeutet Freude und die Abwesenheit von Schmerz. Der Hedonismus plädiert für ein soziales Glück, das Lustgewinn ist.

John Stuart Mill (1806–1873)

Mill gilt als der bedeutendste Vertreter des Utilitarismus. Er war pragmatisch und individualistisch (antigregari).

Er sah den Zweck seines Lebens darin, die Gesellschaft seiner Zeit zu verbessern. Er fühlte sich zum moralischen Reformator berufen.

Die Verwirklichung einer gerechten Gesellschaft würde die Voraussetzungen für das Glück der Menschen schaffen. Es ginge aber auch darum, die Kunst zu pflegen und ein feines Gespür für Schönheit und menschliche Gefühle zu entwickeln, was den Menschen erheben und ihm eine ausgezeichnete Lebensqualität verleihen würde.

In Anlehnung an diese Idee erinnert Mill in einem seiner Werke daran, dass wir unser Leben als ein Kunstwerk betrachten müssen.

Zwei Hauptbereiche in Mills Ansatz

  1. Logik (Wissensfragen)

    Mill war der Ansicht, dass, wenn der Utilitarismus als echte moralische Wissenschaft gelten soll, zunächst die Funktionsweise der Wissenschaft und ihre erkenntnistheoretischen Grundlagen untersucht werden müssen. Diese Forschung wird in seinem System durch die Logik durchgeführt.

    Die Logik ist in Mills Theorie die Grundlage der Beweisführung, da sie die Wege untersucht, auf denen Wissen erlangt werden kann. Sie ist die Basis aller Wissenschaft, aber nur instrumenteller Natur und liefert selbst kein Wissen. Wissen kann nur auf Erfahrung basieren.

    Mills erkenntnistheoretische Grundlagen sind: Logik + Erfahrung. Die Induktion ist die Grundlage des Wissens. Sie nutzt Logik und Erfahrung gleichermaßen. Mill ist Empiriker (es gibt keine angeborenen Ideen). Wissen wird aus Erfahrung gewonnen, und die Logik organisiert die sinnliche Erfahrung.

    Mill analysiert die Realität und leitet daraus allgemeine Gesetze ab (Prinzip der Induktion). Alle Wissenschaft basiert demnach auf der Induktion, verstanden als eine Verallgemeinerung von Erfahrungen. Mill legt Richtlinien fest, die eine möglichst strenge Anwendung der Induktion gewährleisten sollen.

  2. Die Geisteswissenschaften (Politische und soziale Themen)

    Um festzustellen, was moralisch richtig ist, suchte Mill nach einem einzigen Kriterium, das alle Verhaltensregeln leiten und fördern muss. Dieses Kriterium ist, seinem utilitaristischen Ansatz zufolge, das Prinzip des maximalen Nutzens oder Glücks, das alle unsere Regeln bestimmen soll.

    Eine Handlung ist moralisch legitim, wenn sie der Gesellschaft Nutzen bringt. Es gilt: Maximales Glück für die maximale Anzahl von Personen. Das Gemeinwohl und die allgemeine Wohlfahrt stehen über dem individuellen Wohlstand.

    Mills Utilitarismus ist keine Verteidigung der Einzelhandlung, sondern ein Regel-Utilitarismus. Mill untersucht, welche Verhaltensregeln mit dem Streben nach maximalem Glück für die größtmögliche Anzahl von Menschen vereinbar sind und welche nicht.

    Mill warnt jedoch davor, dass es Fälle geben kann, in denen es vorzuziehen ist, eine Ausnahme zu machen (z. B. wenn Lügen Schaden verhindern kann).

    In Bezug auf die Verwirklichung des größten Glücks für die größte Zahl betont Mill, dass nicht alle Freuden gleich sind oder gleichermaßen von Menschen gewünscht werden, sondern einige qualitativ besser sind als andere. Er etabliert eine Hierarchie der Genüsse.

Politik und Staat

In Bezug auf Politik und die Rolle des Staates meint Mill, dass dieser Normen auferlegen soll, die das Glück der größten Zahl begünstigen. Zunächst muss jedoch die Freiheit des Individuums verteidigt werden. Der Staat soll nicht eingreifen.

Es ist besser, wenn alle Bürger ihren eigenen Weg gehen, anstatt jemanden zu zwingen, auf eine bestimmte Weise zu leben. Die einzig mögliche Rechtfertigung für die Einschränkung der Freiheit des Einzelnen ist die Verhinderung von Schaden für andere.

Jeder sollte die Möglichkeit haben, sein eigenes Wohl zu suchen, solange er dadurch nicht das Glück anderer verhindert.

Marxismus

Sein Schöpfer ist Karl Marx (1818–1883). Der Marxismus basiert auf der Hegelschen Linken, dem französischen utopischen Sozialismus und Elementen der Anarchie. Er ist gegen den Liberalismus.

Der Marxismus strebt das Ende der Macht der Bourgeoisie an. Das Proletariat muss an die Macht kommen und eine Diktatur errichten. Von hier aus müssen Privateigentum und soziale Klassen abgeschafft werden. Ziel ist ein kollektivistischer Staat.

Materialismus

Marx glaubte, dass die Realität nicht statisch, sondern dynamisch und veränderlich ist. Nicht die Ideologien bestimmen die Realität, sondern die konkrete Realität produziert ihre eigene Ideologie.

Die wirtschaftlichen Beziehungen und Spannungen, insbesondere das Produktionssystem einer Gemeinschaft, bestimmen deren Kultur, Religion, Bräuche und Sitten. Es ist nicht verwunderlich, dass verschiedene Gemeinschaften unterschiedliche Bräuche haben. Die Infrastruktur bestimmt den Überbau.

Definitionen

  • Infrastruktur: Die materielle/ökonomische Basis der Gesellschaft. Alles, was in Geld umgesetzt werden kann.
  • Überbau: Die Ideologie (Kultur, Religion, Politik, etc.).

Historischer Materialismus

Die Geschichte schreitet voran, angetrieben durch angespannte Produktionsverhältnisse. Ein ökonomisches System (These) erzeugt seine Fehler, die sein Gegenteil (Antithese) hervorbringen. Der Kampf zwischen beiden führt zu einer neuen wirtschaftlichen und sozialen Situation (Synthese).

Sobald die Synthese etabliert und akzeptiert ist, wiederholt sich der Prozess. In der Menschheitsgeschichte gab es immer wieder soziale Kämpfe. Soziale Kämpfe sind der Motor der Geschichte.

Soziale Entfremdung

1. Ökonomische Entfremdung

Der Kapitalismus beutet das Proletariat zunehmend aus, da der Arbeitgeber maximalen Gewinn erzielen will.

Der Arbeitgeber strebt zunehmend nach maximalem Gewinn. Der Arbeiter hat keine Entscheidungsbefugnis über das Unternehmen (Entfremdung). Hinzu kommen unmenschliche Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne.

2. Politische Entfremdung

Der Sozialismus konnte nicht in die Politik vordringen, da die Regierung ihn als Bedrohung ansah. Es gab keine Partei, die das Proletariat repräsentierte.

Nicht alle Menschen haben gleiche Rechte und die gleiche Macht.

3. Religiöse Entfremdung

„Religion ist das Opium des Volkes“

Die Versprechungen der Religion auf ein schönes Leben nach dem Tod führen dazu, dass Menschen in soziale Ungerechtigkeit und schwierige Bedingungen resignieren, anstatt für die Transformation der Gesellschaft zu kämpfen.

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