Linguistik Grundlagen: Wortbau, Textanalyse und Argumentation
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Grundlagen der Linguistik: Wortbau und Textanalyse
Morphologie: Die Lehre vom Wortbau
Die Morphologie ist der Teil der Grammatik, der die Klassifikation von Wörtern (z.B. Nomen, Verben), deren Varianten (z.B. Numerus, Person) und ihre Zusammensetzung (einfache, zusammengesetzte Wörter) untersucht.
Bausteine des Wortes: Moneme, Lexeme und Morpheme
Wörter werden aus Monemen gebildet, den kleinsten bedeutungstragenden Einheiten der Sprache. Wir unterscheiden zwei Arten von Monemen:
- Lexem: Das Lexem enthält die lexikalische Grundbedeutung eines Wortes. Es ist der konstante Teil des Wortes, der bei Flexion, Ableitung und Zusammensetzung unverändert bleibt. Wörter, die dasselbe Lexem teilen, bilden eine Wortfamilie.
- Morphem: Morpheme enthalten grammatische Bedeutung (z.B. Genus, Numerus). Ihre Funktion ist es, Informationen über die Organisation von Wörtern zu liefern und uns beim Bilden von Sätzen zu helfen. Sie spielen eine Rolle bei der Ableitung, Zusammensetzung und Flexion von Wörtern. Auch Präpositionen und Konjunktionen sind Morpheme, die Beziehungen zwischen Wörtern herstellen.
Klassen von Morphemen
Morpheme können nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden:
- Nach der Art der Darstellung:
- Gebundene Morpheme: Kommen nur zusammen mit anderen Elementen eines Wortes vor.
Beispiel: Im Wort „Länder“ ist „Länd-“ das Lexem und „-er“ das gebundene Morphem für den Plural. - Freie Morpheme (unabhängige Morpheme): Bilden allein ein Wort, wie Artikel, Präpositionen oder Konjunktionen.
Beispiel: „der“, „auf“, „und“.
- Gebundene Morpheme: Kommen nur zusammen mit anderen Elementen eines Wortes vor.
- Nach ihrer Bedeutung:
- Derivationsmorpheme (Ableitungsmorpheme): Werden verwendet, um neue Wörter aus einem Lexem zu bilden. Je nach ihrer Position zum Lexem werden Derivationsmorpheme als Affixe unterteilt:
- Präfixe: Stehen vor dem Lexem (z.B. un-glücklich).
- Infixe: Stehen innerhalb des Wortes (im Deutschen selten, z.B. bei Fugenlauten wie in „Liebeslied“).
- Suffixe: Stehen am Ende des Lexems (z.B. glücklich-keit).
- Flexionsmorpheme (Beugungsmorpheme): Stehen am Wortende und werden auch als grammatische Merkmale bezeichnet. Bei Substantiven und Adjektiven drücken sie Genus und Numerus aus; bei Verben drücken sie Werte wie Modus, Tempus, Aspekt, Person und Numerus aus.
- Derivationsmorpheme (Ableitungsmorpheme): Werden verwendet, um neue Wörter aus einem Lexem zu bilden. Je nach ihrer Position zum Lexem werden Derivationsmorpheme als Affixe unterteilt:
Morphologische Analyse: Den Wortstamm identifizieren
Ziel der morphologischen Analyse ist es, die Form, Zusammensetzung und Bedeutung eines Wortes zu beschreiben. Der Wortstamm ist der konstante Teil des Wortes, der übrig bleibt, wenn man die Flexionsmorpheme entfernt. Es ist wichtig, den Stamm zu identifizieren, denn:
- Wenn zwei Wörter denselben Stamm haben, handelt es sich um dasselbe Wort mit unterschiedlichen Beugungsformen.
- Wenn sie einen anderen Stamm haben, handelt es sich um verschiedene Wörter mit unterschiedlichen Einträgen in Wörterbüchern.
Wortbildung: Neue Wörter schaffen
Es gibt mehrere Möglichkeiten, neue Wörter zu bilden, darunter die Ableitung, die Zusammensetzung und andere Mechanismen wie die Parasynthese, Akronyme, Siglen und Abkürzungen.
Ableitung: Präfigierung und Suffigierung
Neue Wörter werden aus einfachen Wörtern durch zwei Hauptverfahren gebildet:
- Suffigierung: Das Hinzufügen eines oder mehrerer Suffixe zu einem Lexem (z.B. Uhr + -macher = Uhrmacher).
- Präfigierung: Das Hinzufügen eines Präfixes zu einem Lexem (z.B. un- + glücklich = unglücklich).
Klassen der Ableitung
- Homogene Ableitung: Die grammatische Kategorie des Wortes ändert sich nicht (z.B. Uhr (Nomen) → Uhrmacher (Nomen)).
- Heterogene Ableitung: Die grammatische Kategorie des Wortes ändert sich (z.B. weiß (Adjektiv) → Weiße (Nomen)).
- Einfache Ableitung: Erfolgt mit einem einzigen Derivationsmorphem (z.B. im Wort „Uhrmacher“ ist „Uhr“ das Lexem und „-macher“ das Derivationsmorphem).
- Mehrfache Ableitung: Wenn an dasselbe Wort mehrere Derivationsmorpheme angefügt werden (z.B. Europa → Europäisch → Europäisierung).
Bedeutung und Funktion von Suffixen
Aus semantischer Sicht können Suffixe die ursprüngliche Bedeutung eines Wortes verändern und/oder seine grammatische Kategorie ändern. Wertende Suffixe können quantitative Werte (z.B. Diminutive wie in „Häuschen“, Augmentative wie in „Riesenhund“) oder qualitative Werte (z.B. emotionale, abfällige) ausdrücken.
Zusammensetzung: Wortkombinationen
Die Zusammensetzung ist die Bildung eines neuen Wortes durch die Kombination von zwei oder mehr Wörtern. Die aus der Zusammensetzung resultierenden Wörter können vollständige oder unvollständige Komposita sein.
- Vollständige Komposita: Das Wort bildet eine Einheit, nicht nur in seiner Bedeutung und Funktion, sondern auch in seiner Schreibweise. Je nach ihren Komponenten können sie sein:
- Nomen + Nomen (z.B. Kinderwagen)
- Adjektiv + Nomen (z.B. Rotwein)
- Verb + Nomen (z.B. Fliegenklatsche)
- Verb + Verb (z.B. unterschätzen)
- Adjektiv + Adjektiv (z.B. rot-weiß)
- Unvollständige Komposita: Das neue zusammengesetzte Wort bildet, auch wenn es ein einheitliches Konzept bezeichnet, keine Einheit in der Schreibweise, sondern behält die Trennung zwischen den Wörtern der Zusammensetzung bei. Es gibt verschiedene Arten:
- Durch Bindestrich getrennte Wörter (z.B. physikalisch-chemisch)
- Feste Wortgruppen (z.B. sozialer Wohnungsbau)
Parasynthische Wortbildung
Ein Wort wird als parasynthisch gebildet, wenn es sowohl durch Zusammensetzung als auch durch Ableitung entsteht (z.B. ver- + ein + fachen → vereinfachen; Berg + steigen + -er → Bergsteiger).
Weitere Wortbildungsarten: Abkürzungen, Akronyme, Siglen
Siglen, Akronyme und Abkürzungen sind weniger häufige Wortbildungsarten als Ableitung und Zusammensetzung.
- Siglen (Initialwörter): Werden in der Regel aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildet, um eine Realität zu benennen (z.B. ARD, UNO). Sie werden buchstabenweise ausgesprochen.
- Akronyme: Sind Wörter, die durch die Vereinigung von Elementen oder Fragmenten von zwei oder mehr Wörtern gebildet werden (z.B. Bonobo aus Bon (Bonheur) + obo (obo)). Sie werden wie normale Wörter ausgesprochen.
Beispiele:- Aus Teilen des ersten und des ganzen zweiten Wortes (z.B. Bonobus aus Bon (Bon) + obus (Omnibus)).
- Aus Fragmenten von drei Wörtern (z.B. Banesto aus Banco Español de Crédito).
- Abkürzungen: Es gibt verschiedene Varianten bei der Bildung von Abkürzungen:
- Durch Wortkürzung, vor allem durch das Weglassen der letzten Silben oder Teile (z.B. Zoo für Zoologischer Garten).
- Durch das Weglassen eines oder mehrerer Buchstaben im geschriebenen Wort (z.B. Dr. für Doktor).
Textualität: Angemessenheit und Kohärenz
Angemessenheit (Situationsbezug)
Die Angemessenheit ist die Eigenschaft eines Textes, die besagt, ob er den sozialen, persönlichen, sprachlichen und situativen Normen eines Kommunikationsaktes entspricht. Ein Text ist angemessen, wenn er:
- zum Thema passt, dem er sich widmet.
- zur Person passt, die ihn verfasst oder empfängt.
- dem Ort der Äußerung angemessen ist.
- zum Zweck passt, den er verfolgt.
- zum Ton oder Grad der Formalität der Situation passt.
- im Einklang mit den Regeln einer sozialen Gruppe steht.
- dem Sprachregister entspricht, in dem die Kommunikation stattfindet.
- sich an die Regeln der Höflichkeit anpasst.
Kohärenz (Sinnzusammenhang)
Kohärenz ist eine Eigenschaft des Textes, die ihm Einheit und Sinn verleiht und seine Interpretation ermöglicht. In Bezug auf die reale oder mögliche Welt ist ein Text kohärent, wenn seine Aussagen nicht im Widerspruch zum allgemeinen Verständnis der Dinge stehen. In sich selbst ist ein Text kohärent, wenn:
- sich alle Teile des Textes auf ein zentrales Thema beziehen.
- die Wörter oder Aussagen nicht miteinander in Konflikt stehen.
- das Gesagte relevant und wichtig im globalen Sinn ist.
- die Informationen geordnet und hierarchisch fortschreiten.
- keine Elemente eingeführt werden, die nichts mit dem Thema zu tun haben.
Arten von Kohärenz
- Lokale Kohärenz (Satzebene): Wenn die Wörter und Aussagen in sich sinnvoll sind.
- Kohärenz zwischen den Aussagen: Wenn jede Aussage logisch an die vorhergehenden anknüpft und erweiterte Informationen liefert, ohne widersprüchlich zu sein.
- Globale Kohärenz: Wenn alle Teile des Textes eine Einheit und einen Sinn bilden. Sie manifestiert sich darin, dass der Text hierarchisch organisiert und strukturiert ist und die Relevanz oder Bedeutung der einzelnen Teile im Ganzen erkennbar ist.
Kohärenz und Textanalyse
Bei der Analyse von Texten ist es notwendig, ihre Struktur zu identifizieren, d.h. zu zeigen, welche die Bestandteile sind und ihre Beziehungen zueinander aufzudecken.
Kohäsionsmechanismen: Textverknüpfung
Kohäsionsmechanismen sind eine Reihe von sprachlichen Mitteln, die dazu beitragen, die Einheit und den Zusammenhang zwischen den Teilen eines Textes und zum Ganzen herzustellen. Sie werden unterteilt in:
Konnektoren und Diskursmarker
Konnektoren oder Diskursmarker sind Elemente, die die Verknüpfung, den Fortschritt und die Beziehungen zwischen Aussagen anzeigen. Es gibt mehrere Arten:
- Semantische Konnektoren: Verbinden Textblöcke oder -teile. Sie dienen verschiedenen Zwecken: um eine Idee fortzuführen, einen Gegensatz auszudrücken oder eine Konsequenz anzugeben.
- Metadiskursive Konnektoren: Wir unterscheiden die Organisatoren (die die Reihenfolge oder die Struktur angeben, z.B. „erstens“, „zweitens“) und die Reformulierer (die etwas erklären, korrigieren oder zusammenfassen, z.B. „das heißt“, „kurz gesagt“).
- Konversationskonnektoren: Wir unterscheiden drei Typen:
- Kontakt (z.B. „Hallo!“, „Hör mal!“)
- Bestätigung (z.B. „natürlich“, „genau“)
- Zustimmung (z.B. „ja“, „stimmt“)
Wiederholung als Kohäsionsmittel
Wiederholung trägt zur Kohäsion eines Textes bei und findet auf verschiedenen Sprachebenen statt:
- Phonische Ebene: Die Verwendung phonischer Mittel ist in der Poesie sehr verbreitet (z.B. Alliteration, Assonanz).
- Grammatische Ebene: Kohäsionsmittel, die auf der Wiederholung derselben Verbform oder derselben syntaktischen Satzstruktur basieren.
- Semantische Ebene: Trägt zur Vereinheitlichung des Textes bei (z.B. Wiederholung von Schlüsselwörtern, Synonyme).
Anaphora und Kataphora
- Anaphora: Eine Bezugnahme auf einen bereits genannten Ausdruck (Referenten) im Text (z.B. „Der Mann kam. Er setzte sich.“).
- Kataphora: Eine Bezugnahme auf einen Ausdruck, der erst später im Text genannt wird (z.B. „Das hier ist wichtig: Du musst lernen.“).
Ellipsen
Die Ellipse ist ein Prozess im Text, der das Weglassen von Elementen beinhaltet, die der Empfänger leicht ergänzen kann, um den Text zu verdichten und Wiederholungen zu vermeiden (z.B. „Ich gehe ins Kino, du [gehst] nach Hause.“).
Argumentative Texte: Überzeugen und Beweisen
Die wissenschaftliche Beweisführung ist ein Vorgang, der eine These mit objektiven Gründen stützt. Die Argumentation hingegen ist anders; sie verfolgt nicht die logische Stringenz der wissenschaftlichen Beweisführung. Der Unterschied zwischen Argumentation und Demonstration besteht darin, dass während die Demonstration auf Fakten und universell gültigen Prinzipien basiert, die Argumentation oft auf Annahmen, Meinungen, Neuigkeiten etc. beruht.
Arten der Argumentation
- Deduktive Argumentation: Geht von einer allgemeinen Wahrheit zu einem spezifischen Fall, von Ursachen zu Konsequenzen.
Beispiel: „Alle Menschen sind sterblich. Sokrates ist ein Mensch. Also ist Sokrates sterblich.“ - Induktive Argumentation: Geht von spezifischen Beobachtungen zu einer allgemeinen Regel oder Theorie.
Beispiel: „Jeder Schwan, den ich bisher gesehen habe, war weiß. Daher sind alle Schwäne weiß.“ (Dies ist ein klassisches Beispiel, das die Grenzen der Induktion zeigt, da es schwarze Schwäne gibt.) - Rahmenargumentation (Zirkuläre Argumentation): Wenn das Argument zu Beginn und am Ende des argumentativen Textes wiederholt wird, um die Hauptthese zu betonen.
Beispiel: „Umweltschutz ist entscheidend für unsere Zukunft. Wir müssen jetzt handeln, um den Planeten zu retten. Daher ist Umweltschutz entscheidend für unsere Zukunft.“