Literarische Erneuerung: Der Wandel des Romans im 20. Jahrhundert

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Ein Prozess der Erneuerung: Kritik am Sozialroman der 1950er Jahre

Während der gesamten Dekade gab es einen Prozess der Erneuerung in der Erzählkunst. Die wichtigsten Anklagepunkte gegen die Sozialromanciers der 1950er Jahre waren:

  • Die Vergeblichkeit ihrer Auffassung von Literatur als Instrument des sozialen Wandels.
  • Die Verarmung der künstlerischen Qualität.

Merkmale des experimentellen Romans

  • Fokus: Der experimentelle Roman beschäftigt sich mehr mit formalen und sprachlichen Aspekten der Geschichte als mit der objektiven Wiedergabe der Wirklichkeit. Es zählt, wie erzählt wird, nicht nur was.
  • Erzählperspektive: Der allwissende Erzähler oder die Erzählerin des Sozialromans der 1950er Jahre wird nicht mehr verwendet. Stattdessen wird oft der Spieler-Erzähler eingesetzt, um die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven zu konzentrieren. Einige Romanciers befürworten sogar das Verschwinden des Autors, um nur den Figuren das Wort zu überlassen.
  • Struktur: Kapitel verschwinden oft und werden durch Sequenzen ersetzt, die in der Regel nicht nummeriert und durch Leerzeichen getrennt sind. Viele Romane weisen auch eine „offene Struktur“ auf, bei der das Ende offenbleibt.
  • Handlung: Die Handlung wird manchmal in Form von multiplen, gleichzeitigen Geschichten dargestellt, die wechseln und sich kombinieren.
  • Zeit: Statt der klassischen linearen Zeit wird eine gestörte oder nicht-lineare Zeit bevorzugt. Eine gängige Technik ist der Flashback oder Zeitsprünge.
  • Plot: Neben traditionellen realistischen Argumenten finden sich auch phantasievolle, traumhafte und symbolische Elemente. Ein häufig verwendeter Prozess ist der innere Monolog, bei dem das Schreiben die Gedanken eines Charakters reproduzieren soll, was manchmal die Zeichensetzung eliminiert.

Einflussfaktoren dieser literarischen Veränderung

  • Kenntnis großer europäischer und amerikanischer Romanciers:
    • Marcel Proust: Dessen Werk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.
    • Thomas Mann: Der Schöpfer des Roman-Essays Der Zauberberg, ein symbolischer und allegorischer Roman, der sich völlig von realistischen Tendenzen abwendet.
    • Franz Kafka: Dessen Die Verwandlung einen bescheidenen Angestellten zeigt, der eines Morgens als Insekt erwacht.
    • James Joyce: Sein Roman Ulysses, veröffentlicht 1922, gilt als das revolutionärste und experimentellste Werk des 20. Jahrhunderts. Er behandelt achtzehn Stunden im Leben zweier Figuren.
    • Ernest Hemingway: Ein Vertreter der „verlorenen Generation“ amerikanischer Erzähler.
  • Entdeckung des neuen lateinamerikanischen Romans: Mit zwei wichtigen Werken:
    • Die Stadt und die Hunde (1962) von Mario Vargas Llosa.
    • Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel García Márquez.
  • Veröffentlichung von Tiempo de silencio (1962) von Luis Martín-Santos: Ein wegweisendes Werk, das den Beginn einer neuen Phase der spanischen Fiktion markierte.

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