Luces de Bohemia: Analyse, Charaktere & Esperpento Stil

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Luces de Bohemia: Eine Analyse von Valle-Incláns Meisterwerk

Handlung: Die nächtliche Odyssee des Max Estrella

Die Handlung beschreibt die nächtliche Odyssee des blinden Dichters Max Estrella, begleitet von Don Latino, durch verschiedene Orte Madrids, bis er die Tür seines Hauses erreicht.

Struktur des Dramas (Szenen I-XV)

  • Teil 1: Max Estrellas Dachboden (Szene I)

    Der Protagonist Max Estrella, ein blinder Schriftsteller, lebt in einem Dachzimmer mit seiner Frau und seiner Tochter. Nachdem er entlassen wurde und kein Geld erhält, schlägt er seiner Familie vor, kollektiven Selbstmord zu begehen. Seine Frau jedoch glaubt, dass ihre Tochter zu jung zum Sterben ist. Don Latino erscheint, und Max bricht von seinem Haus zu einer Reise auf.

  • Teil 2: Der Spaziergang durch Madrid (Szenen II-XIII)

    Der Protagonist wandert durch verschiedene Teile Madrids: eine Buchhandlung, eine Kneipe, die Straßen und ein modernistisches Café.

  • Teil 3: Das tragische Ende (Szenen XIII-XV)

    Nach dem Tod von Max beginnt dieser Teil in seiner Wohnung und führt zu einem neuen Friedhof. Die Handlung endet in einer weiteren bekannten Kneipe, wo die offenen Fragen geklärt werden: das Lotterielos und der durch die Selbstmordtragödie der Familie von Max verbreitete Tod.

Zeit und Raum

Die Handlung erstreckt sich über 24 Stunden, vom Abend des ersten Tages bis zum nächsten. Die Schauplätze sind reale Orte in Madrid, die durch Valle-Incláns außergewöhnliche Dimensionen mit tiefer Bedeutung aufgeladen werden und dem Drama einen fast filmischen Charakter verleihen.

Zentrale Themen

Das Werk ist eine bittere, zeitgenössische Reflexion über die spanische Gesellschaft. Es übt scharfe Kritik an allen Schichten der spanischen Gesellschaft: den Reichen, Dichtern, Politikern, Polizisten, Betrunkenen und Prostituierten. Es enthält zudem Anachronismen und historische Bezüge wie die amerikanischen Kolonien, Alfonso XIII., die Tragische Woche, die Russische Revolution und die Streiks von 1917.

Charaktere

  • Max Estrella

    Sein Name ist ein prächtiger Superlativ des Ruhms, dessen Ehre jedoch durch sein Unglück geschmälert wird. Er ist eine widersprüchliche und komplexe Figur: egoistisch, wenn er das Geld des Ministers für Champagner ausgibt, während seine Familie nichts zu essen hat. Andererseits zeigt er ein großes Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeit und Solidarität mit den Armen, unterdrückten Gefangenen und der Mutter des toten Kindes. Er leidet auch und wird vom Buchhändler Zaratrusta getäuscht und von Don Latino bestohlen. Selbst nach seinem Tod wird er gedemütigt: Man hält ihn für betrunken und später für kataleptisch.

  • Don Latino

    Ein zynischer, heruntergekommener und unseriöser Parasit. Er ist ein bohemischer Gauner, eigennützig und ohne Würde.

  • Tragische Figuren

    Dazu gehören die knienden Bettler, die Familie, der Gefangene und die Mutter des toten Jungen. Sie alle sind Opfer der Umstände.

  • Tragisch-komische Figuren

    Hierzu zählen die stehenden Zuschauer, bescheidene Menschen, die „Bulgaren“ (möglicherweise eine Anspielung auf die Unterschicht oder Ausländer), die „Maulwürfe pisabien“ (eine Metapher für die Unterdrückten), die Betrunkenen und die bohemischen Gauner.

  • Degradierte Figuren

    Diese werden durch die Politik, die Polizei, die Händler, den Buchhändler und die Marquise repräsentiert. Sie sind die letzten, die der Autor mit seinem neuen Stil, dem Esperpento, ablösen möchte.

Stil: Das Esperpento

Der Stil zeichnet sich durch einen Reichtum an Sprache aus, der von populärem Jargon bis zu den kühnsten Metaphern reicht. In den Regieanweisungen verwendet Valle-Inclán eine rhythmische Prosa voller Reime und rhetorischer Poesie, die oft besser geeignet erscheint als das Theaterstück selbst.

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