Lyrik als literarische Gattung: Definition, Merkmale & Geschichte
Eingeordnet in Sprache und Philologie
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 2,99 KB
Dichtung als literarische Gattung
Lyrik ist eine poetische Komposition, in der der Autor seine Gefühle subjektiv ausdrückt. Sie wird sowohl in Versen als auch in poetischer Prosa verfasst. Ihre polyseme Sprache zielt darauf ab, eine konnotative, stimmungsvolle Welt zu schaffen, wodurch ein sehr ausgefeiltes, nuancenreiches und ausdrucksstarkes Ergebnis entsteht.
Die lyrische Sprache: Drei Haltungen
Die lyrische Sprache offenbart drei Haltungen im Spannungsfeld zwischen Realität (Materie) und dem Dichter:
- Emotion des Lyrikers: Die äußere Realität ist das, was den Lyriker zur Komposition inspiriert.
- Lyrischer Apostroph: Der Dichter wendet sich an ein 'Du', das die ständige Bezugnahme im Gedicht darstellt und eine lyrische Auseinandersetzung ermöglicht.
- Sprache der Spur (Ich-Lyrik): Der Autor, nur auf sein Ego konzentriert, gibt uns seine Vision seiner erlebten Wirklichkeit oder seiner inneren Welt. Dies ist die Ich-Lyrik.
Ursprünge und Entwicklung der Lyrik
Schon bei den Griechen wurde Lyrik, begleitet von einer Leier, gesungen. Bis ins 15. Jahrhundert wurde sie in ihrer einfachsten Form als kultivierte Volkspoesie gesungen. Später verlor sie die musikalische Begleitung und wurde für die Rezitation oder das Lesen reserviert. Im Gegensatz zur epischen oder dramatischen Dichtung zeichnet sich Lyrik, wie wir gesehen haben, durch ihre Kürze und größere Vielfalt aus.
Zweck und Merkmale poetischer Texte
Der Zweck der Lyrik ist im Wesentlichen ästhetisch, das heißt, sie soll Schönheit erzeugen. Der poetische Text zeichnet sich unter anderem durch folgende Eigenschaften aus:
- Dominanz der poetischen Funktion der Sprache: Der Text lenkt die Aufmerksamkeit durch seinen originellen Aufbau auf sich, der ihn vom normalen Sprachgebrauch unterscheidet und ihm eine besondere, neue Bedeutung verleiht.
- Die besondere Relevanz der Konnotation: Das dichterische Wort ist nicht auf eine einzige Bedeutung beschränkt; es dient nicht einfach als Ersatz für ein bezeichnetes Objekt wie in der Alltagssprache, sondern seine Bedeutung wird von verschiedenen Anregungen und Sinnen begleitet, die nur in diesem Kontext zu sehen sind.
- Mehrdeutigkeit (Polysemie): Der literarische Text ermöglicht immer mehr als eine Lesart.
- Fiktionalität: Poetische Welten sind nicht real, können aber möglich sein. Einige Autoren sprechen in diesem Zusammenhang von Fantasie, Ausdruck oder literarischem Kunstgriff und schätzen diese gleichermaßen. Aristoteles betonte den Unterschied zwischen Poesie (= Literatur) und Geschichte: Literatur behandelt das, was geschehen könnte, während Geschichte eine Erzählung dessen ist, was tatsächlich geschehen ist.