Madoz-Gesetz 1855: Desamortisation & Folgen für Spanien
Eingeordnet in Geschichte
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 2,4 KB
Das Madoz-Gesetz von 1855: Desamortisation der Kommunalgüter
Dieses Gesetz wurde am 1. Mai 1855 von Pascual Madoz erlassen und betraf Ländereien im Besitz der Kommunen. Ziel dieses Gesetzes war die Beschaffung von Mitteln für die Staatskasse zur Finanzierung öffentlicher Arbeiten.
Das Gesetz verpflichtete die Kommunen zum Verkauf ihrer eigenen Güter. Ursprünglich sollten nur bestimmte Bestände veräußert werden, doch die Kommunen verkauften unterschiedslos alle Gemeindegüter. Das Eigentum an diesen Ländereien wurde zu nationalem Eigentum erklärt und in öffentlichen Versteigerungen verkauft. Die Bezahlung konnte bar (sofort) oder auf Kredit erfolgen, wobei im letzteren Fall der tatsächliche Wert zugrunde gelegt wurde.
Auswirkungen der Desamortisation
Die Desamortisation hatte weitreichende Konsequenzen in drei Hauptbereichen:
1. Soziale Auswirkungen
- Der Klerus erlitt einen schweren Schlag.
- Der Adel hingegen litt keinen Machtverlust, da seine wirtschaftliche Macht weiterhin bedeutend war. Die meisten Adligen veräußerten ihr Land nicht, um es produktiver zu machen.
- Es entstand eine Klasse reicher bürgerlicher Großgrundbesitzer, die von den Einkünften aus ihren Gütern lebten und kaum Produktionsverbesserungen vornahmen.
- Nur wenige Pächter oder Kleinbauern konnten Land erwerben. Viele Pächter waren schlechter gestellt, da die neuen Eigentümer oft härtere Verträge anboten.
- Viele Bauern verloren die Möglichkeit, die Gemeindeländereien zu nutzen. Die Zahl der Landarbeiter stieg.
2. Finanzielle Auswirkungen
- Es kam zu einer Zunahme der Anbaufläche, vor allem für Getreide.
- Der verstärkte Weinanbau trug zur Reduzierung des Defizits bei.
- Die meisten Investitionen flossen in den Agrarsektor, während Investitionen in die Industrie vernachlässigt wurden.
- Die Desamortisation trug zur Aktivierung des Agrarlandes bei.
3. Politische Auswirkungen
- Das Gesetz führte zur Konsolidierung des liberalen Regimes und zum Triumph des liberal-kapitalistischen Systems sowie des Privateigentums.
- Der Verkauf hatte auch Einfluss auf die Stadtplanung: Große Klosteranlagen wurden in Plätze und Straßen umgewandelt.
- Die Beziehungen zwischen Kirche und Staat wurden erneut belastet, nachdem sie erst 1851 durch das Konkordat geregelt worden waren.