Management von Fischereiaufwand und Fangselektivität

Eingeordnet in Elektronik

Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 9,08 KB

Definition des Fischereiaufwands (Fishing Effort)

Der Fischereiaufwand ist die Aktivität, die der Mensch in einer Fischerei ausübt. Er wird bestimmt durch die Fischereileistung (oder Fischereikraft) jedes einzelnen Schiffes und die Zeit, die für die Fischerei aufgewendet wird. Die Fischereileistung beschreibt die Merkmale des Bootes, welche die Effizienz der Fischerei bestimmen.

Der Gesamtaufwand ist die Summe des Fischereiaufwands aller Schiffe und der Zeit, die für die Fangtätigkeit aufgewendet wird.

Faktoren des Gesamtfischereiaufwands

  • Anzahl der Schiffe
  • Arbeitsbelastung der einzelnen Schiffe
  • Fangleistung
  • Fangzeit

Selektivität von Fanggeräten

Um eine optimale Fischereisituation zu erreichen, kann man auf die Variable der Selektivität einwirken.

Die Selektivität der Fanggeräte beschreibt die Trennung der Population in verschiedene Gruppen (z. B. nach Größe oder Alter). Die Selektivitätsspanne gibt an, wie breit der Bereich der Selektion ist.

Es sind zwei Hauptarten der Selektion bekannt:

  1. Trennung der Population in zwei Gruppen (z. B. bei Schleppnetzen, Ringwaden): Individuen werden entweder gefangen oder entkommen.
  2. Trennung der Population in drei Gruppen (z. B. bei Langleinen, Handleinen, Kiemennetzen): Individuen werden gefangen, entkommen oder werden verletzt/getötet, ohne genutzt zu werden.

Selektion in zwei Gruppen (z. B. Schleppnetze)

Bei der Selektion in zwei Gruppen werden in der Regel die größeren Individuen zurückgehalten. Kleinere Fische können durch die Maschen entkommen, wodurch jüngere Jahrgänge überleben können. Die Selektion erfolgt basierend auf der Länge, bei der die Fische die maximale Größe der Maschen passieren können.

Selektivitätskurven und der Selektionsfaktor (FS)

Die Selektivitätskurve beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fisch einer bestimmten Größe entweder gefangen wird (beibehalten) oder entkommt. Sehr große Exemplare werden beibehalten, während sehr junge Fische entkommen. Diese Wahrscheinlichkeit ist abhängig von der Größe des Fisches.

  • Länge der 50%-Selektion (TS - Talla de Selección): Dies ist die Größe, bei der ein Fisch eine 50%ige Wahrscheinlichkeit hat, gefangen zu werden oder zu entkommen.

Der Selektionsfaktor (FS) ist das Verhältnis zwischen der Länge der 50%-Selektion (TS) und der Maschenlänge (ML):

$$FS = \frac{\text{Länge der 50\%-Selektion (TS)}}{\text{Maschenlänge (ML)}}$$

Beispielrechnung:

1. $TS_{1} (147 ext{ mm}) / ML_{1} (40 ext{ mm}) = 3,67$
2. $TS_{2} (215 ext{ mm}) / ML_{2} (60 ext{ mm}) = 3,58$
3. $TS_{3} (290 ext{ mm}) / ML_{3} (80 ext{ mm}) = 3,62$

Der durchschnittliche Selektionsfaktor beträgt: $(3,67 + 3,58 + 3,62) / 3 \approx 3,6$

Wenn die gesetzliche Mindestgröße 25 cm (250 mm) beträgt, wird diese als Länge der 50%-Selektion angenommen. Die erforderliche Maschenlänge (ML) berechnet sich dann wie folgt:

$$ML = \frac{250 ext{ mm}}{3,6} \approx 69 ext{ mm}$$

Selektion in drei Gruppen (z. B. Langleinen, Kiemennetze)

Diese Art der Selektion gilt für Fanggeräte wie Langleinen, Handleinen, Stellnetze und Kiemennetze.

Hierbei werden drei Gruppen unterschieden:

  1. Sehr kleine Fische: Sie werden aufgrund der Dimensionen der Haken oder Maschen nicht gefangen.
  2. Mittlere Fische: Sie werden gefangen und in unterschiedlichen Anteilen je nach Größe zurückgehalten.
  3. Sehr große Fische: Sie können ebenfalls entkommen oder werden verletzt/getötet.

Auch für diese Fangmethoden wird die Länge der 50%-Retention (die Größe, bei der die Wahrscheinlichkeit, gefangen zu werden, 50 % beträgt) bestimmt.

Methoden zur Messung der Selektivität eines Fanggeräts

Eine gängige Methode ist die Methode des bedeckten Steerts (Covered Codend Method).

Diese Methode besteht darin, den Steert (den hinteren, geschlossenen Teil des Netzes) mit einem feinen, engmaschigen Netz (dem Cover) zu umhüllen. Dieses äußere Netz fängt alle Fische auf, die durch die Maschen des eigentlichen Steerts entkommen.

Durch den Vergleich der Größenverteilung der Fische im Steert und im Cover kann die Selektivitätskurve ermittelt werden. Die Kurve wird gezeichnet, indem der Anteil der im Steert verbliebenen Fische an der Gesamtzahl der gefangenen Fische (Steert + Cover) für jede Größenklasse berechnet wird.

Zusammenfassung des Fischereiaufwands und CPUE

Der Gesamtfischereiaufwand umfasst alle menschlichen Aktivitäten in einer Fischerei und hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Anzahl der Boote
  • Aufwand pro Boot
  • Fangzeit
  • Bootsleistung (Motorisierung, Tonnage)
  • Detektionssysteme (Sonden)
  • Art des Fanggeräts

Fang pro Aufwandseinheit (CPUE - Catch Per Unit Effort)

Die CPUE ist das Verhältnis zwischen der Menge des Fangs und dem dafür verwendeten Aufwand (z. B. die Gesamtzahl der Schiffe oder die Gesamtfangzeit). Eine größere Anstrengung führt oft zu einem niedrigeren Ertrag pro Aufwandseinheit, wenn die Bestände überfischt sind. Die CPUE ist ein wichtiger Indikator zur Bestimmung des optimalen Fangs pro Aufwand.

Methoden zur Regulierung der Größe oder des Alters der Erstentnahme

  1. Mindestfanggröße: Die Festlegung einer Mindestgröße stellt sicher, dass Individuen, die diese Größe unterschreiten, nicht gefangen und verwertet werden dürfen.
  2. Einrichtung von Schutzgebieten (Closed Areas): Diese Gebiete werden in Regionen mit einer erhöhten Konzentration von Jungfischen eingerichtet. Diese Maßnahme ist nur effektiv, wenn eine räumliche Trennung zwischen Jungfischen und erwachsenen Fischen besteht.
  3. Festlegung von Grenzwerten für den Anteil an Jungfischen im Fang: Dieses System wird beispielsweise in der norwegischen Arktis-Dorschfischerei angewandt, wo ein bestimmter Prozentsatz an Jungfischen im Gesamtfang nicht überschritten werden darf.
  4. Einführung von Schonzeiten: Schonzeiten sind Maßnahmen, die indirekt den Fischereiaufwand regulieren, indem sie die Fangzeit begrenzen.
  5. Änderung der Selektivität der Fanggeräte: Dies geschieht durch die Regulierung der Maschengröße oder der Hakengröße.
    • Hinweis zur Selektivitätsregulierung: Bei Fischereien, die auf mehrere Arten abzielen, ist die Regulierung der Selektivität oft nur für eine Art optimal und kann für andere Arten ungeeignet sein.
    • Sonderfall Ringwadenfischerei: Dieses System ist für die Ringwadenfischerei nicht geeignet. Wenn das Netz zu großmaschig ist, verhält es sich wie ein Kiemennetz, in dem sich Fische verfangen, sterben und unbrauchbar werden. In diesem Fall ist es besser, die Größe der Erstentnahme durch ein System der Mindestgröße zu regeln.

Methoden zur Regulierung des Fischereiaufwands

  1. Beschränkung des Flottenwachstums: Dies ist ein gutes System zur langfristigen Regulierung des Fischereiaufwands, dient jedoch nicht dazu, grundlegende Veränderungen im bestehenden Aufwand zu bewirken.
  2. Beschränkung des Zugangs zu den Gewässern: Lizenzierung oder Zugangsbeschränkungen.
  3. Beschränkung der Fischereileistung (Bootsmerkmale): Dies umfasst Begrenzungen der Effizienz der Schiffe (z. B. Größe des Laderaums, Motorleistung, Detektionssysteme) oder der Fanggeräte (z. B. Verbot sehr effektiver Geräte, Beschränkung der Länge oder Öffnung von Netzen, Begrenzung der Anzahl der Haken bei Langleinen). Diese Methode ermöglicht eine kurzfristige Regulierung des Fischereiaufwands.
  4. Einschränkung der Fanggebiete: Die Schließung von Gebieten kann permanent oder temporär (intermittierend) sein. Diese Methode ist besonders geeignet für ökologisch sensible Arten. Sie kann die Kosten erhöhen, ist aber relativ einfach zu überwachen, wenn geeignete Schiffe eingesetzt werden.
  5. Einschränkung der Fangzeit: Hierbei gibt es zwei Varianten:
    • a) Zeitliches Fangverbot oder vollständige Verbote (Biologische Schonzeit): Geeignet für Arten mit saisonalen Veränderungen in der Fangbarkeit. Sie sind einfach in industriellen Fischereien anzuwenden und ermöglichen eine kurzfristige Regulierung des Fischereiaufwands.
    • b) Beschränkung der Anzahl der Fangstunden pro Tag, Woche oder Monat.
  6. Begrenzung des Ertrags (Output Control): Hierzu werden Gesamtfangmengen (TAC - Total Allowable Catch) oder jährliche Quoten festgelegt. Dies erfordert einen großen Aufwand bei der Datenerhebung, um korrekte Bestandsbewertungen zu gewährleisten.

Verwandte Einträge: