Maquiladora-Industrie in Mexiko: Wandel, Herausforderungen und Chancen
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Die Maquiladora-Industrie in Mexiko: Wandel und Herausforderungen (1982-1994)
**Regionale sozioökonomische Lage**
Das Maquiladora-Programm wurde 1964 initiiert, um den Wegfall des Abkommens über landwirtschaftliche Arbeitnehmer zu kompensieren. Hauptziele waren die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Ausbildung von Arbeitskräften in den Grenzgebieten. Seit den frühen 1950er Jahren überstieg das Bevölkerungswachstum in den Grenzregionen den nationalen Durchschnitt. In den frühen 1970er Jahren war die städtische Bevölkerung größer als die ländliche, was den Bedarf an Arbeitsplätzen erhöhte.
Tijuana und Juarez sind zwei große Gemeinden mit vielen Maquiladoras. Die Entwicklung der Maquiladoras hat die Betriebsstruktur der Industrie in der Region stark geprägt.
Die Grenzstaaten, wie Nuevo León, wurden in ihrer sozioökonomischen Struktur stark von der Präsenz der Maquiladoras beeinflusst. Die Dynamik der Maquiladoras führte zur Schaffung von Arbeitsplätzen, vor allem für Frauen, jedoch mit einem unterdurchschnittlichen Gehaltsniveau. Dies führte zu einer Verstetigung von Bevölkerungsteilen mit niedrigem Einkommen und prekären Lebensbedingungen.
**Regulierungsrahmen und Funktionsweise der Maquiladoras**
Maquila-Tätigkeiten umfassen die Montage und Fertigung von Produkten, die vorübergehend in die Grenzgebiete importiert und anschließend wieder exportiert werden. Maquiladoras dürfen Folgendes importieren:
- Rohstoffe, Hilfsstoffe und Teile für die Montage, Fertigung oder Veredelung
- Maschinen, Apparate und Geräte für diese Tätigkeiten
- Ersatzteile für die Maschinen
- Werkzeuge, Ausrüstung und Sicherheitsausstattung
- Behälter, Verpackungen, Etiketten, Broschüren, technische Handbücher
Für die Errichtung einer Maquiladora sind folgende Angaben erforderlich:
- Name und Anschrift des Antragstellers
- Standort der Anlage
- Zusammensetzung und Herkunft des Kapitals
- Maquila-Vertrag
- Anzahl der mexikanischen Mitarbeiter
- Wert der vorübergehend importierten Rohstoffe pro Semester
Die ersten Genehmigungen wurden 1965 für 12 Montagewerke erteilt. Anreize für diese Unternehmen waren die niedrigen Löhne, die geringen Ausbildungsanforderungen und die Nähe zum US-Markt.
Bis Mitte der 1980er Jahre war Mexiko unter den Top 3 Anbietern von in den USA montierten Produkten.
Arten von Maquiladoras:
- Reine Maquila-Dienstleister
- Allgemeine Dienstleister
- Unternehmen in ausländischem Besitz
**Wirtschaftliche Dynamik der Maquiladoras**
Der Ausbau der Maquiladoras basierte auf steuerlichen Anreizen, niedrigen Löhnen und Standortvorteilen, die sie für amerikanische Unternehmen attraktiv machten. Die wichtigsten Maquiladoras sind Niederlassungen großer US-amerikanischer und japanischer Unternehmen. Transnationale Unternehmen segmentieren oder dezentralisieren ihre Produktion, um ihre wirtschaftliche Stärke zu erhöhen. Die Wahl zwischen arbeits- oder kapitalintensiven Techniken ist entscheidend für die Gesamtstrategie.
Die Maquiladora-Produktion in Nordmexiko ist nur eine Form der Dezentralisierung, neben der direkten Produktion durch die Muttergesellschaft und dem Outsourcing an mittlere und kleine Unternehmen in den Herkunftsländern.
Neben der Beschäftigung ist die positive Handelsbilanz bzw. Wertschöpfung ein weiterer wichtiger Aspekt der Maquiladoras. Ihr Anteil an den Gesamtexporten wächst stetig.
Dieser Anstieg ist auf die größere Anzahl von Werken und Arbeitnehmern zurückzuführen, ein Phänomen, das sich in Zeiten der Abwertung des Wechselkurses verstärkt. Die Maquiladoras haben eine starke soziale und wirtschaftliche Bedeutung und tragen zur Diversifizierung der städtischen Strukturen bei.
**Herausforderungen: Verlust der Wettbewerbsfähigkeit**
Neben den Problemen in der Maquiladora-Industrie, der begrenzten Entwicklung lokaler Zulieferer und der Umweltzerstörung stellt sich die Frage, wie bestehende Montagewerke gehalten, Arbeitsplätze gesichert und die Technologie verbessert werden können, während gleichzeitig neue Investitionen in einem unsicheren Umfeld getätigt werden müssen.
Mitte der 1980er Jahre begannen viele Maquiladoras, japanische Produktionssysteme wie Arbeitsteams und Qualitätszirkel zu implementieren. Jorge Carrillo und Alfredo Hualde nannten diesen Prozess die Entwicklung der zweiten Generation der Maquiladoras, mit einem höheren technologischen Niveau und beginnender Autonomie gegenüber den Muttergesellschaften.
**Schritt zur wissensbasierten Industrie?**
Industrielle Skalierung (industrial upgrading) wird oft mit industrieller Entwicklung gleichgesetzt. Gary Gereffi unterscheidet vier Arten:
- Prozess-Upgrade
- Produkt-Upgrade
- Funktionales Upgrade
- Ketten-Upgrade
Weitere Indikatoren für industrielle Fähigkeiten sind der Stand der Technik, der Grad der Autonomie gegenüber der Muttergesellschaft und die Generierung von technischem Know-how.
Die meisten Studien über Elektronik- und Autoteile-Maquiladoras zeigen, dass diese dynamische und technologisch fortschrittliche Aktivitäten sind. Sie stellen mehr als 50 % der Arbeitsplätze in der Branche in Mexiko. Folgende Punkte sind hervorzuheben:
- Verlagerung von arbeitsintensiven zu technologieintensiven Tätigkeiten (z. B. in der Autoteilemontage)
- Verlagerung von der Rohstoffherstellung zur Herstellung von Gütern mit hoher Wertschöpfung
- Entwicklung von Erstausrüstungs-, Forschungs- und Entwicklungsprozessen, einschließlich Design
- Deutliche Anhebung des technologischen Niveaus der Produkte
- Größere Autonomie der Unternehmen von der Muttergesellschaft
- Zunahme der technischen und industriellen Kapazitäten
**Organisation und Technologie**
Studien zeigen den Transfer neuer Managementmodelle auf die Maquiladoras. Japanische Werke haben bei der Einführung von kontinuierlichen Lernprozessen Fortschritte gemacht und vier Lernbereiche identifiziert:
- Qualitätskontrolle: Der Arbeiter ist am besten geeignet, die Qualität der Prozesse zu verbessern.
- Qualitätszirkel: Personen aus dem gleichen Arbeitsbereich identifizieren und lösen Probleme.
- Qualitätsfokus: Identifizierung von Schlüsselthemen in allen Bereichen.
- Lernen aus Fehlern: Fehler erkennen und vermeiden.
Informationstechnologie ist in jedem Glied der Wertschöpfungskette präsent und trägt zur Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen bei. Investitionen in diese Technologie zielen in erster Linie auf die Kostensenkung ab. Eine der wichtigsten Investitionen ist die Einführung von Enterprise Resource Planning (ERP)-Systemen.
**Verlust von Wettbewerbsvorteilen: Ursachen**
Wettbewerbsvorteile müssen aktiv geschaffen und erhalten werden. Sie können gewonnen und verloren gehen. Die Ursachen für den Verlust von Wettbewerbsvorteilen lassen sich in strukturelle, zyklische und institutionelle Faktoren unterteilen.
Strukturelle Faktoren (langfristige Veränderungen):
- Makroökonomie: Überbewerteter Wechselkurs führte zu einem Anstieg der Löhne und Produktionskosten.
- Nordamerikanisches Freihandelsabkommen (NAFTA)
- Verschlechterung der Infrastruktur: Mangel an Ressourcen für Investitionen, längere Lieferzeiten und höhere Kosten.
- Aufstieg von Ländern mit hoher Wettbewerbsfähigkeit durch niedrige Löhne, staatliche Subventionen, größere Verfügbarkeit von Arbeitskräften und riesiges Marktpotenzial.
Zyklische Faktoren (kurzfristige Veränderungen):
- Abhängigkeit der Maquiladora-Produktion von der Nachfrage in den USA
- Größere wirtschaftliche Bedeutung der Maquiladora-Exporte für Mexiko
- Asymmetrische Beziehung zwischen den beiden Volkswirtschaften
- Drastischer Rückgang des Konsums in den USA nach dem 11. September
Institutionelle Faktoren:
- Zunehmende Bürokratie
- Erhöhter bürokratischer Aufwand
- Falsche Signale der Regierung
- Erhöhung der Kosten für Straßen- und Telekommunikation sowie der Wartezeiten beim Zoll
Strukturwandel im mexikanischen Fertigungssektor (1988-1994)
**Industriepolitik in Mexiko (1988-1994)**
Die Industriepolitik nach 1988 war eine Folge der Liberalisierungsstrategie und des makroökonomischen Strukturwandels. Die Kontrolle der Inflation, die Beseitigung finanzieller Ungleichgewichte und die Anwerbung ausländischer Investitionen standen im Vordergrund. Die makroökonomische Strukturveränderung wurde durch die Liberalisierung des Handels, insbesondere im Hinblick auf die Exporte, verstärkt. Die Industriepolitik konzentrierte sich auf die Liberalisierung der Einfuhrregelungen und der Industrie.
Ende 1992 begann die Regierung eine neue Form der Industriepolitik, die sich auf Industriecluster konzentrierte. Zwei wichtige Exportförderungsprogramme wurden 1985 initiiert:
- PITEX (Programm für vorübergehende Einfuhren zur Herstellung von Exportgütern): Erlaubt Nicht-Öl-Exporteuren, Waren für den Export ohne Zölle zu importieren.
- ALTEX (Programm für Unternehmen mit hohen Exporten): Erleichtert bürokratische Verfahren, beschleunigt die Mehrwertsteuerrückerstattung und bietet Zollabfertigungseinrichtungen.
Die hohe Konzentration der Ressourcen auf wenige Sektoren und das Scheitern von PITEX und ALTEX bei der Förderung der Exporte wurden von führenden privaten Industrieverbänden stark kritisiert.
**Vorläufige Ergebnisse der Industriepolitik (1988-1994)**
- Fehlende industrielle Strategie in der Liberalisierungspolitik
- Mangelnde Kohärenz und Konsistenz zwischen Makro- und Mikroökonomie
- Starke Unverträglichkeit zwischen Liberalisierung und exportorientierter Industrialisierung
- Mangelnde Koordination und Verantwortlichkeit der beteiligten Institutionen
**Allgemeine Trends im verarbeitenden Gewerbe**
- Rückgang der Wachstumsraten des BIP im verarbeitenden Gewerbe
- Reduzierung der produktiven Verbindungen mit dem Rest der Wirtschaft
**Typologie der Fertigungsunternehmen (1988-1994)**
Die 49 Branchen des verarbeitenden Gewerbes wurden nach ihrer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate des BIP klassifiziert:
- Gruppe I: Höhere Wachstumsrate als 2 % des Durchschnitts des verarbeitenden Gewerbes.
- Gruppe II: Wachstumsrate zwischen +/- 2 % des Durchschnitts des verarbeitenden Gewerbes.
- Gruppe III: Wachstumsrate unter 2 % des Durchschnitts des verarbeitenden Gewerbes.
Innerhalb jeder Gruppe wurden Untergruppen gebildet, basierend auf der Kapitalintensität der Fertigung:
- Untergruppe A: Kapitalintensität über dem Durchschnitt.
- Untergruppe B: Kapitalintensität unter dem Durchschnitt.
Diese Typologie zeigt die Heterogenität innerhalb des verarbeitenden Gewerbes und betont die Bedeutung der Branchen im Hinblick auf ihre Leistung im BIP.
**Veränderungen der Anreize im Fertigungssektor**
Relative Preise und Renditen wurden seit Herbst 1988 durch den verstärkten Wettbewerb und die allgemeine Liberalisierung der Einfuhren beeinflusst. Die Gewinnsätze sind die entscheidende Variable für die Akkumulation von Kapital und das BIP-Wachstum.