Marx und Engels: Die Klassifikation der Gesellschaftsformen

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Marx und Engels: Klassifikation der Gesellschaftsformen

Marx und Engels klassifizierten Gesellschaften anhand unterschiedlicher Produktionsweisen. Es gab nie eine einzige, endgültige Klassifikation; in ihren Werken finden sich verschiedene Vorschläge. Die bekannteste Gliederung umfasst die folgenden Phasen:

1) Stammesgemeinschaft (Urgesellschaft)

Dies ist die älteste Form der Produktion. Sie wurde durch die Vereinigung mehrerer Familien gebildet. Zunächst war sie nomadisch, später landwirtschaftlich. Aufgrund der geringen Arbeitsteilung und niedrigen Produktivität herrschte eine Urgemeinschaft, in der keine sozialen Schichten oder Klassen existierten.

2) Asiatische Gesellschaft (Asiatische Produktionsweise)

Diese Form gilt als Fortsetzung der vorhergehenden. Es handelt sich um eine ländliche Gesellschaft, in der es noch keinen umfassenden Privatbesitz gibt. Das Eigentum liegt in den Händen von Despoten oder dem Rat der Staatsfamilien, die das gemeinsame Interesse der alten Eigentumsordnung vertreten.

3) Antike Gesellschaft (Staat und Stadt)

Die soziale Organisation des antiken Griechenlands und Roms sind Beispiele für diese Gesellschaftsform. Sie entsteht durch die Gruppierung verschiedener Stämme. Die Macht konzentriert sich in der Stadt, nicht auf dem Land. Ursprünglich basiert die soziale Organisation auf dem Militärdienst, und Landbesitz wird durch Krieg erworben. Neben staatlichem Land entsteht Privateigentum. Der Staat ist der Ausdruck des freien Menschen oder Bürgers.

Die grundlegenden sozialen Klassen sind die Bürger und die Sklaven.

4) Feudale Gesellschaft (Feudalismus)

Diese Gesellschaftsform ist primär ländlich geprägt, entwickelt aber bald auch städtische Strukturen. Das Land befindet sich in den Händen der Großgrundbesitzer, während Leibeigene die Arbeit verrichten. Hier finden wir bereits eine ausgeprägte Arbeitsteilung, soziale Klassen und eine soziale Hierarchie.

In den Städten existiert ebenfalls eine soziale Gliederung und Hierarchie:

  • Handwerker müssen Zünften angehören.
  • Die grundlegende Hierarchie besteht aus Meistern, Gesellen und Lehrlingen.

5) Bürgerlich-Kapitalistische Gesellschaft

Diese Gesellschaftsform entsteht durch die Entwicklung von Handel und Industrie. Sie ist gekennzeichnet durch große technologische Entwicklung und eine starke Arbeitsteilung, was zur Entstehung sehr unterschiedlicher sozialer Schichten führt. Die herrschende Klasse ist die Bourgeoisie (städtischen Ursprungs). Die Konzentration der Arbeiter zur Steigerung der Produktivität führt zur Entstehung des Proletariats (der Arbeiterklasse).

Phasen des Kapitalismus:

  • Gewerblicher Kapitalismus

    Gekennzeichnet durch die Ausdehnung der Märkte und die Entdeckung neuer Produkte und Rohstoffe. In dieser Phase entwickelt sich die Mittelschicht.

  • Manufaktur- und Industriekapitalismus

    Massenproduktion findet in Städten statt, begünstigt durch das Aufkommen von Fabriken, die auf spezialisierte Produktionsaktivitäten ausgerichtet sind. Die Konzentration der Arbeiter nimmt zu. Die Produktion verlagert sich vom ländlichen in den städtischen Raum. Die Arbeiterklasse (Proletariat) tritt deutlich in Erscheinung.

  • Finanzkapitalismus und Kolonialismus

    Diese Phase war Marx und Engels noch unbekannt und wurde später von Lenin analysiert.

Zusammenfassung der Klassenbeziehungen

Die soziale Struktur wird maßgeblich durch die Art der Produktion und die daraus resultierenden sozialen Beziehungen bestimmt. Wenn nicht alle Mitglieder einer Gesellschaft an der Produktion beteiligt sind (d. h., wenn die Arbeitsteilung zur Entfremdung führt), teilt sich die Gesellschaft in zwei Hauptklassen: eine ausbeutende Klasse und eine ausgebeutete Klasse (die Arbeiter).

Historische Beispiele für diese Klassenspaltung:

  • In der Antike: Herren und Sklaven.
  • Im Mittelalter: Grundherren und Leibeigene.
  • Im Kapitalismus: Kapitalisten und Proletarier.

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