Marx und Hobbes: Politische Philosophie
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Marx: Eine materialistische Philosophie der Praxis
Marx verbindet in seiner marxistischen Philosophie Theorie und Praxis eng miteinander. Er reduziert idealistische Theorien und utopische Hoffnungen des Sozialismus auf die realen, konkreten Grenzen, die der Gesellschaft durch die Analyse der neuen industriellen Produktionsweise auferlegt werden. Marx wendet sich von der reinen Philosophie (Theorie) ab und untersucht die wirtschaftliche Situation, um die Theorie durch politisches Handeln in die Praxis umzusetzen.
Der Marxismus betrachtet die Philosophie nicht als reine Spekulation, weder als theoretische noch als moralische Praxis, sondern als eine Philosophie der Praxis. Marx definiert den Materialismus anhand der theologischen Frage nach der Schöpfung: Wurde die Welt von Gott geschaffen oder ist sie ewig? Diese Frage teilt Philosophen in zwei Gruppen:
- Idealisten: Behaupten, Gott sei der Schöpfer der Welt.
- Materialisten: Argumentieren, dass die Materie ewig ist.
Marx unterscheidet zwei Arten von Materialismus:
- Metaphysischer Materialismus: Materie ist eine träge, feste und unbewegliche Masse.
- Dialektischer Materialismus (Marxismus): Materie ist in ständiger Bewegung.
Die Trennung zwischen Bourgeoisie und Proletariat ist ein Produkt der industriellen Fertigung. Vor der industriellen Revolution wurde die Arbeit durch individuelle Handlungen verrichtet, jetzt aber durch soziale Handlungen, die durch Maschinen unterstützt werden und kollektive Arbeit erfordern.
Arten der Entfremdung nach Marx:
- Ökonomische Entfremdung: Die grundlegende Form der Entfremdung, aus der sich alle anderen ableiten.
- Philosophische Entfremdung: Die Illusion, die Wirklichkeit losgelöst von der Praxis und den materiellen Bedingungen der menschlichen Existenz zu interpretieren.
- Politische Entfremdung: Die Annahme, dass der Staat die Interessen aller vertritt, obwohl er in Wirklichkeit ein repressives Instrument der herrschenden Klasse ist.
- Religiöse Entfremdung: Die Projektion eines imaginären Gottes mit Attributen, die eigentlich dem Menschen gehören. Der Mensch verliert sich in der Transzendenz.
- Soziale Entfremdung: Die Projektion des Klassenkonflikts auf die Ebene einer unrealistischen harmonischen Gesellschaft, die die Realität des Klassenkampfes ausblendet. Der Klassenkampf ist nicht zufällig, sondern konstitutiv.
Marx betont, dass der Mensch in der Praxis die Wahrheit beweisen muss. Die Frage, ob menschliches Denken objektive Wahrheit besitzt, ist keine theoretische, sondern eine praktische Frage. Marx kritisiert den Materialismus des 18. Jahrhunderts, der den Menschen als passives Produkt historischer Umstände und Bedingungen sieht. Für Marx führt dieser passive Materialismus zur Spaltung der Gesellschaft in zwei Teile.
Hobbes: Rationalismus, Materialismus und der Staat
Hobbes ist ein rationalistischer und materialistischer Philosoph. Er betrachtet die Politik als Wissenschaft. Er zerlegt die Gesellschaft in ihre Elemente und setzt sie dann in einem logischen und systematischen Ganzen wieder zusammen. Die Methode der Wissenschaft besteht in diesem Fall darin, das soziale Leben auf die Natur des Menschen zurückzuführen, die aus zwei Elementen besteht:
- Vernunft
- Leidenschaften
Naturzustand und Gesellschaftsvertrag
Hobbes geht von einer natürlichen Gleichheit der Menschen aus. Die Natur hat die Menschen in ihren körperlichen und geistigen Fähigkeiten so gleich gemacht, dass alle Menschen aufgrund ihrer Bedürfnisse nach denselben Gütern streben. Aus dieser Gleichheit (im Wettbewerb um knappe Güter) entstehen Unsicherheit und Krieg.
Hobbes unterscheidet mehrere Stufen in der Geschichte der Macht:
- Der Naturzustand: Ein hypothetischer Zustand, in dem Menschen ohne eine Macht wie den Staat leben. Der natürliche Mensch strebt nach Selbsterhaltung. Dies führt zum "Krieg aller gegen alle".
- Die Zivilgesellschaft: Hobbes unterscheidet zwischen Naturrecht und Naturgesetzen. Das Naturrecht ist das Recht auf Selbsterhaltung. Hobbes definiert es als die Freiheit jedes Einzelnen, seine eigene Macht zur Erhaltung seiner Natur, d.h. seines eigenen Lebens, einzusetzen. Das Naturgesetz ist "ein Gebot oder eine allgemeine Regel der Vernunft, die es verbietet, das zu tun, was das eigene Leben zerstören oder die Mittel zu seiner Erhaltung behindern kann, und das zu unterlassen, was zur bestmöglichen Erhaltung des Lebens beitragen kann." Die ersten beiden Naturgesetze bestehen darin, Frieden zu suchen und sich mit allen Mitteln zu verteidigen.
Der Staat als Person und die Souveränität
Der Staat ist eine Person: Eine Menge wird zu einer Person, wenn sie durch einen einzigen Mann oder eine Person repräsentiert wird, vorausgesetzt, dass dies mit der Zustimmung jedes Einzelnen geschieht, der sie bildet. Hobbes kritisiert die Gewaltenteilung und unterstützt die Theorie der absoluten Souveränität.
Die Souveränität hat keine äußeren Grenzen ihrer Macht. Da sie aber höchst rational ist, hat sie keine Macht, zu tun, was sie will, zumindest nicht, ohne die Souveränität in Frage zu stellen. Die wichtigsten Einschränkungen der Souveränität sind die Vernunft und in gewisser Weise das professionelle Gewissen des Souveräns. Es wäre unangemessen, wenn der Souverän nicht versuchen würde, die Interessen seines Volkes zu rechtfertigen.
Hobbes begründet seinen Absolutismus mit utilitaristischen Argumenten. Sein Denken ist im Wesentlichen individualistisch. Die Grundlage des Absolutismus ist das individuelle Recht auf Selbsterhaltung. Der Ursprung des Absolutismus ist aufgeklärtes Eigeninteresse. Der Einzelne erreicht seine vollkommenste Entwicklung im autoritären Staat. Seine politische Konzeption ist mit seiner Ontologie verbunden und direkt von der neuen Physik und ihrem Mechanismus inspiriert.