Marx' Philosophie: Historischer Materialismus & Klassenkampf

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Marx' Philosophie: Historischer Materialismus

Die wissenschaftliche Interpretation der Geschichte

Marx' Philosophie wird als wissenschaftliche Interpretation der Menschheitsgeschichte verstanden, die darauf abzielt, deren zukünftige Entwicklung vorherzusagen. In diesem Sinne argumentiert Marx, dass die Geschichte nicht durch oberflächliche Anekdoten über Herrscher oder vorherrschende Gedanken zu interpretieren ist, sondern durch das direkte Verständnis ihres Motors: die Ökonomie und die Produktionsverhältnisse zwischen den Menschen.

Der Motor der Geschichte: Klassenkampf

Für Marx ist der Motor der Geschichte der Klassenkampf. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Wirtschaftssysteme entwickelt (Sklaverei, Feudalismus, Kapitalismus), die jeweils unterschiedliche Formen der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen darstellen. In jedem dieser Systeme gab es stets eine unterdrückende Klasse (Herren, Feudalherren, Bourgeoisie) und eine unterdrückte Klasse (Sklaven, Leibeigene, Proletariat).

Die unterdrückenden Klassen vermehren die Zahl der Unterdrückten, die ihnen übermäßigen Nutzen bringen, während die Zahl der Herrschenden kleiner bleibt. Dies wird als eines der Gesetze der Geschichte, das Gesetz der Kapitalakkumulation, verstanden. Es kommt der Zeitpunkt, an dem die unterdrückte Klasse sich ihrer Macht bewusst wird – dass die gesamte Macht in ihren Händen liegt, wenn sie sich gegen die Minderheit, die sie unterdrückt, vereinen kann.

Früher oder später wird es eine soziale Revolution geben, die die bestehende Wirtschaftsordnung verändert. Doch leider wird auf die alte Ordnung ein neues, immer raffinierteres System folgen, bis hin zum Kapitalismus, der den Ausgebeuteten eine Illusion demokratischer Freiheit vorgaukelt, solange sie nicht versuchen, die Dinge grundlegend zu ändern.

Die Rolle des Proletariats und das Privateigentum

Hier setzt der Marxismus an: Das Proletariat muss historisch sensibilisiert werden, um das folgende System so schnell wie möglich zu etablieren und die Quelle vieler Formen der Entfremdung zu beseitigen: das Privateigentum. Ohne Privateigentum wird es keiner sozialen Klasse möglich sein, sich auf Kosten einer anderen zu bereichern, da soziale Ungleichheiten nicht existieren und die Anhäufung von Reichtum unmöglich wird.

Die kommunistische Wirtschaft: Zwei Phasen

Die kommunistische Wirtschaft besteht aus zwei Phasen:

  1. Phase 1: Die Diktatur des Proletariats

    Je nach ihrem historischen Verlauf wird die kommunistische Revolution in ihrem eigenen Tempo voranschreiten. Das Proletariat muss stark und organisiert sein, um sich inmitten seiner Feinde zu behaupten. Es wird eine Diktatur des Proletariats geben, die die Güter und die Arbeitsorganisation verwaltet. Jeder wird nach seinen Bedürfnissen erhalten, und jeder wird nach seinen Fähigkeiten für die Gemeinschaft arbeiten. Die kommunistischen Staaten werden organisiert sein.

    Da sich kein Privateigentum in wenigen Händen ansammeln würde, könnten diese Staaten viele Ressourcen nutzen, um das Wohlergehen ihrer Mitglieder zu gewährleisten, was die Revolution bald in der ganzen Welt verbreiten würde.

  2. Phase 2: Die klassenlose Gesellschaft

    Sobald dies geschehen ist, würde sich jeder Staat auflösen. Es wäre das Ende der Politik, der Grenzen und nationalen Unterschiede. Die gesamte Erde würde eine undifferenzierte Abfolge von Gemeinden und Arbeitergenossenschaften bilden – die Form der kommunistischen Gesellschaft, in der soziale Ungerechtigkeit unmöglich wäre.

Der ideologische Überbau und die Religion

Es sei darauf hingewiesen, dass Marx über die ökonomische Basis der Geschichte hinaus auch das ideologische Gerüst beschreibt: einen Überbau von Ideen (Religion, Philosophie, Recht, Moral) für jede Periode, der die ökonomische Ordnung rechtfertigt. Diese Ideen dienen den unterdrückenden Klassen und werden genutzt, um die revolutionäre Fähigkeit der unterdrückten Klassen zu betäuben, damit diese sich ihrer Lage nicht bewusst werden.

Von der griechischen Philosophie über das römische Recht bis hin zur modernen Wissenschaft ist jedes kulturelle Produkt ideologisch verdächtig. Wir müssen uns stets fragen, wem es nützt. Die hartnäckigste Ideologie ist die Religion. Hier folgt Marx den Gedanken Feuerbachs: Religion lenkt die Unterdrückten vom Hier und Jetzt ab und verspricht ihnen Belohnung im Jenseits, wenn sie geduldig und selbstlos in ihren Opfern sind. So ist die Religion das „Opium des Volkes“.

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