Maslows Bedürfnisse, Identität & Eriksons Lebensphasen

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Maslows Bedürfnishierarchie

Die Befriedigung niedrigerer Bedürfnisse ist greifbarer und quantitativ messbarer als die Befriedigung höherer Bedürfnisse. Höhere Bedürfnisse sind spätere evolutionäre Entwicklungen, weniger dringlich und können länger aufgeschoben werden.

Physiologische Bedürfnisse

Dies sind grundlegende Bedürfnisse wie Aktivität, Schlaf, Ruhe, Ausscheidung, Schmerzvermeidung und Sexualität. Sie sind individuell.

  • Somatische Quelle: Sie sind physischer Natur.
  • Relative Unabhängigkeit: Physiologische Bedürfnisse sind relativ unabhängig voneinander.
  • Priorität: Sie werden in der Regel als Erste befriedigt.

Sicherheitsbedürfnisse

Wenn die physiologischen Bedürfnisse weitgehend befriedigt sind, strebt der Mensch nach Sicherheit, Schutz und Stabilität. Er beschäftigt sich mit seinen Ängsten und Befürchtungen. Insbesondere Kinder benötigen eine sichere und vertraute Umgebung, die sie vor beängstigenden Erfahrungen schützt und ihnen Geborgenheit bietet.

Soziale Bedürfnisse (Liebe, Zugehörigkeit)

Nachdem die physiologischen und Sicherheitsbedürfnisse erfüllt sind, entstehen Bedürfnisse nach Freundschaft, Partnerschaft, Familie und Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Werden diese Bedürfnisse nicht erfüllt, können Gefühle von Einsamkeit und sozialen Ängsten entstehen.

Bedürfnis nach Achtung und Wertschätzung

Diese Stufe umfasst zwei Aspekte:

Selbstachtung

Hierzu gehören Bedürfnisse nach Selbstvertrauen, Kompetenz, Leistung, Meisterschaft, Unabhängigkeit und Freiheit.

Anerkennung durch andere

Dies bezieht sich auf das Bedürfnis nach Ansehen, Status, Ruhm, Ehre, Anerkennung, Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Würde und mitunter auch Dominanz.

Maslow bezeichnet die ersten vier Stufen als Defizitbedürfnisse (D-Bedürfnisse). Ein Mangel in diesen Bereichen erzeugt ein Bedürfnis. Ist dieses Bedürfnis befriedigt, hört es auf, als primärer Motivator zu wirken.

Bedürfnis nach Selbstverwirklichung

Dies ist das Streben, das eigene volle Potenzial auszuschöpfen, Talente zu entwickeln, Ideen und Wissen auszudrücken und als Persönlichkeit zu wachsen und sich zu entfalten. Dieses Bedürfnis ist bei jedem Menschen individuell ausgeprägt und setzt die Erfüllung der grundlegenden Bedürfnisse voraus. Menschen, die Selbstverwirklichung erreichen, betrachtet Maslow als integre Persönlichkeiten.

Eigenschaften selbstverwirklichter Menschen

  • Realitätsorientierung: Eine effiziente, genaue und ganzheitliche Wahrnehmung der Realität.
  • Selbstakzeptanz und Authentizität: Die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu kennen, ihnen zu vertrauen und danach zu handeln.
  • Gemeinschaftsgefühl: Ein tiefes Interesse an Mitmenschen und der Menschheit; die Fähigkeit, tiefe Beziehungen einzugehen sowie Liebe zu geben und zu empfangen.
  • Toleranz und demokratische Grundhaltung: Eine tolerante und demokratisch gesinnte Haltung sowie die Akzeptanz anderer.

Persönliche Identität

Persönliche Identität ist ein komplexer Prozess, der sich in der Interaktion mit anderen formt.

„Identitätsbildung ist ein Prozess der Selbstreflexion und gleichzeitigen Beobachtung, der auf allen Ebenen des psychischen Geschehens stattfindet. Das Individuum beurteilt sich selbst danach, wie es glaubt, von anderen wahrgenommen und im Vergleich zu für es relevanten Gruppen bewertet zu werden. Gleichzeitig wird es von anderen im Kontext von Typologien beurteilt, die ihm wichtig geworden sind. Dieser Prozess verläuft glücklicherweise meist unbewusst.“

Merkmale der Identität

  • Sie wird durch die Meinungen anderer mitgeformt und ist eine sozial konstruierte Definition des Selbst.
  • Sie ist individuell und von emotionaler Natur.
  • Sie stellt eine wichtige Realisierung des eigenen Daseins im Laufe des Lebens dar.
  • Sie ist ein Prozess der Anerkennung und Wertschätzung der eigenen Person und somit eng mit Selbstbestimmung verbunden.

Die Geschlechtsidentität ist eine grundlegende und primäre Komponente der Identität.

Soziale Definition der Identität

Aus sozialer Sicht wird Identität als ein einheitliches System von Selbstdarstellungen definiert, das sich im Laufe des Lebens eines Menschen entwickelt. Durch dieses System erkennen sich Menschen selbst und werden von anderen als Individuen sowie als Mitglieder verschiedener sozialer Gruppen anerkannt. Die Identität ist das Prinzip, nach dem das Subjekt definiert, was es ist und was es für andere bedeutet.

Das Geschlecht ist eine primäre Kategorie der Identität. Wir sind von Geburt an einem Geschlecht zugeordnet und lernen im Laufe unseres Lebens, unsere geschlechtliche Identität zu akzeptieren. Nach psychoanalytischer Auffassung ist die Persönlichkeit nicht statisch, sondern verändert sich in der Interaktion mit verschiedenen kulturellen Gruppen.

Erfahrungen und Erfolge sind oft das Ergebnis der Wechselwirkung zwischen Umwelt und Selbst. Ein Kind, das ermutigt wird, Initiative zu entwickeln, wird dies tun, während ein Kind, dessen Initiative gehemmt oder bestraft wird, eher Schuldgefühle entwickelt. Die Reaktion auf die Umwelt ist besonders prägend, beispielsweise in der fünften Entwicklungsphase.

Entwicklungsphasen nach Erikson

  • 1. Phase (0-1 Jahr): Urvertrauen vs. Urmisstrauen
  • 2. Phase (1-3 Jahre): Autonomie vs. Scham und Zweifel
  • 3. Phase (4-5 Jahre): Initiative vs. Schuldgefühl
  • 4. Phase (6-11 Jahre): Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl
  • 5. Phase (Adoleszenz): Identität vs. Identitätsdiffusion
  • 6. Phase (junges Erwachsenenalter): Intimität vs. Isolation
  • 7. Phase (mittleres Erwachsenenalter): Generativität vs. Stagnation
  • 8. Phase (reifes Erwachsenenalter/Alter): Ich-Integrität vs. Verzweiflung

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