Medien, Simulation und postmoderne Realität

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Die mediale Konstruktion der Wirklichkeit

Simulation und Inszenierung im Informationszeitalter

Das Leben in der modernen Gesellschaft erscheint zunehmend als eine Simulation, beeinflusst vom Kapitalismus und verursacht durch mediale Sättigung und Inflation. Medien und transnationale Diskurse haben sich vervielfacht. Das einzelne Individuum oder Unternehmen ist den Massenkommunikationsmitteln (MKM) unterworfen, da diese oft den einzigen Weg zur Teilnahme am öffentlichen Leben darstellen. Ereignisse liegen häufig außerhalb unserer direkten Kontrolle, daher nutzen wir Medien und Diskurse, die die Realität notgedrungen vereinfachen. Wir glauben, dies sei die Realität, leben aber tatsächlich in einer einstudierten Inszenierung. Hier liegt das Problem: Wir sind uns dieser Simulation oft nicht bewusst. Diese Inszenierung kann ein leeres Wort sein, eine Fassade ohne tiefere Substanz.

Durch die Dominanz der Medien halten wir alles für real und glauben, die Mittel zur Unterscheidung zu besitzen, können aber oft nicht zwischen Wahrheit und Fälschung unterscheiden. Wir konstruieren unser gesellschaftliches Leben basierend auf dem, was uns die Medien als soziale Wirklichkeit präsentieren. Die Form der Realität hängt von der rezeptiven und kognitiven Fähigkeit des Subjekts ab. Angesichts der Komplexität sozialer Beziehungen und der Wirklichkeit selbst ist es notwendig, die MKM genauer zu betrachten, um die uns betreffenden Probleme zu verstehen (z. B. was im Irak geschieht, betrifft uns durch den Benzinpreis). Wir wollen wissen, was geschieht, aber die Welt um uns herum ist sehr komplex und geprägt von dominanten politischen und wirtschaftlichen Systemen. Wir entscheiden uns für das Bild, das wir uns konstruiert haben.

Wir können nicht anders leben, als Teil einer Farce zu sein. Eine absolute Wahrheit existiert nicht oder hat nie existiert. Wir leben in einer nachgebauten, leicht handhabbaren Realität. Die kulturelle Medienproduktion basiert erfolgreich auf dem Spektakulären. Die Transformation der Realität in den Medien lässt sie beeindruckend erscheinen. Wir leben in einer „Mediengalaxie“. Wie entsteht dieses Medienbild? Durch das Spektakel. Es herrscht große Konkurrenz um das Publikum. Alle Diskurse ähneln sich, was die Auswahl erschwert. Daher versuchen die Medien, etwas noch Schockierenderes zu bieten, um Aufmerksamkeit zu erregen. Dafür müssen sie aktuelle Ereignisse in ein Spektakel verwandeln, das bewegt und in Erinnerung bleibt.

Wir leben in einer von den MKM konstruierten virtuellen Realität. Das klingt a priori schlecht, aber da die Gesellschaft so komplex ist, gäbe es ohne die Medien, die notwendig sind, kaum eine Möglichkeit, informiert zu werden, und wir können ihnen nicht entkommen. Die direkte Erfahrung der Realität ist in der heutigen Gesellschaft unmöglich, aber es ist möglich zu erkennen, dass wir in einer Simulation leben und die Informationen, die uns erreichen, kritisch zu hinterfragen.

Postmoderne und der Wandel der Moderne

Die dominante kulturelle Logik der Postmoderne bedeutet nicht, dass die Moderne verschwunden ist. Elemente der Moderne und Postmoderne koexistieren. Wir wissen nicht genau, wann die Postmoderne beginnt; es gibt nur Meilensteine, die dies markieren, aber kein exaktes Datum. Dies hängt jedoch mit globalen politischen, wirtschaftlichen und spirituellen Krisen zusammen. Die Krise führte zu einer Aufspaltung in der modernen Kunst. In der Moderne verkündeten Ideen wie die der Avantgarden Veränderungen. Der Wandel vollzieht sich schneller als die Gesellschaft und erfindet die Modernität neu. Aktuell gibt es keine so extreme und klare Klassendifferenzierung mehr wie in der Moderne, sodass nun andere Aspekte im Vordergrund stehen.

Die schweigende Mehrheit nach Baudrillard

Ein zentrales Konzept, das laut Jean Baudrillard in der Postmoderne noch funktioniert, ist das der schweigenden Mehrheit. Alle aktuellen Systeme operieren auf dieser nebulösen Einheit, die auf einer diffusen Substanz basiert, deren Existenz nicht primär sozial, sondern statistisch ist und deren einzige Erscheinungsform Umfragen sind. Es handelt sich um eine Simulation des sozialen Horizonts, oder vielmehr eines Horizonts, an dem das Soziale als handlungsfähige Entität verschwunden ist. Laut Baudrillard ist die schweigende Mehrheit die bestimmende, wenn auch passive Kraft. Sie ist diejenige, die „funktioniert“ (indem sie wählt oder eben nicht wählt).

Die Politik befindet sich in einer Krise. Es gibt verschiedene Strategien, die sich oft ähneln. Wenn politische Akteure scheitern, bleibt die schweigende Mehrheit die einzige soziale politische Referenz. Es ist nicht möglich, „die Mehrheit“ als homogene, handlungsfähige Gruppe zu bilden. Die Bezugsgröße ist imaginär; sie repräsentiert nicht etwas real Existierendes, sondern ein heterogenes Kollektiv, das als solches nicht handelt. Es gibt keine zielgerichtete Bewegung in der Geschichte mehr. Dies bedeutet das Ende der revolutionären Hoffnungen.

Mark Posters Theorie des Informationsmodus (1992)

Mark Poster analysiert in seinem Werk von 1992 den Übergang zu einem neuen „Informationsmodus“. Seine Überlegungen umfassen folgende Kernpunkte:

1. Marxistische Grundlagen und neue Determinanten

Posters Ansatz wurzelt in der marxistischen Analyse der Produktionsweisen als Determinanten ideologischer Überbauten, erweitert diese jedoch um die spezifische Rolle der Informationstechnologie in der Postmoderne.

2. Postmoderne als technologische Transformation

Für Poster ist die Postmoderne durch eine radikale technologische Veränderung gekennzeichnet. Diese transformiert die in der Moderne vorherrschende kapitalistische Produktionsweise grundlegend.

3. Revolution der Kommunikation und Machtverschiebung

Die Revolution in den Telekommunikations- und Informationstechnologiesystemen führt zu einer signifikanten Machtverschiebung: weg von den traditionellen Zentren industrieller Produktion und des Kapitals hin zu Zentren des Informationsflusses.

4. Die zentrale Rolle der Massenmedien

In diesem Kontext spielen die Massenmedien eine entscheidende Rolle. Sie besitzen die Macht, Informationen zu verwalten, zu steuern und somit die öffentliche Meinung maßgeblich zu formen.

Merkmale der Informationsgesellschaft nach Poster

  • Dominanz des Informationsmanagements: Das Management von Informationen tritt an die Stelle der industriellen, materiellen Produktion als treibende Kraft der Wirtschaft.
  • Veränderte Kapitalflüsse: Der Informationsfluss wird zum primären Kapitalweg und überlagert die traditionelle Bedeutung der materiellen Kapitalerzeugung.
  • Neue Herrschaftsstrukturen: Die Steuerung der Gesellschaft verlagert sich. Nicht mehr primär das Volk oder etablierte politische Institutionen üben die Kontrolle aus, sondern zunehmend der Markt und die Börse, deren Dynamiken stark von Informationsströmen beeinflusst werden.

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