Meister der Spanischen Poesie: Lorca, Alberti, Hernández
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Entwicklung der Spanischen Poesie im 20. Jahrhundert
Die spanische Poesie des 20. Jahrhunderts durchlief verschiedene prägende Phasen, die oft von historischen Ereignissen wie dem Bürgerkrieg beeinflusst wurden. Diese Entwicklung lässt sich grob in drei Hauptströmungen unterteilen:
Frühe Phase: Realismus und Symbolismus
Eine Poesie, die dem Realismus nahesteht, aber einen intimen Weitblick besitzt. Sie ist reich an Metaphern und Symbolen, oft schwer zu entschlüsseln. Themen umfassen das Land, Konflikte (symbolisiert durch „Schwerter und Lippen“), die Zerstörung der Liebe und „Schatten im Paradies“.
Nachkriegszeit: Vereinfachung und Nähe zum Menschen
Nach dem Spanischen Bürgerkrieg entwickelte sich ein Stil, der den Menschen näher war und sich durch eine größere Einfachheit auszeichnete.
Rückkehr zum Surrealismus und Reflexion
In dieser Phase konzentriert sich der Dichter auf sich selbst und schafft reflektierende Poesie. Die Form kehrt zum Surrealismus zurück, der hier seinen Höhepunkt im spanischen Kontext erreicht.
Federico García Lorca: Andalusische Seele und Avantgarde
Biografie und Einfluss
Federico García Lorca, geboren 1898 in Granada, war eine zentrale Figur der spanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Er wurde tragischerweise 1936 im Spanischen Bürgerkrieg getötet. Im Jahr 1929 reiste er nach New York, wo er intensiv mit dem Surrealismus in Kontakt kam. Sein Werk ist bekannt für seine einzigartige Mischung aus volkstümlichen Elementen und avantgardistischen Strömungen.
Poetische Schaffensphasen
1918–1928: Andalusische Volksdichtung
In dieser frühen Phase kultivierte Lorca eine volkstümliche andalusische Poesie, die oft tragische Untertöne hatte. Die Verbindungen zur traditionellen Metrik sind offensichtlich, da er Formen wie Strophen, Couplets und Soleás verwendete. Zu den bekanntesten Werken dieser Zeit gehört der Romancero Gitano.
1929–1930: Surrealismus und Protest
Diese Periode zeigt Lorcas Annäherung an den Surrealismus. Seine Gedichte drücken Protest gegen Schmerz und Entmenschlichung aus. Bedeutende Werke dieser Zeit sind Poeta en Nueva York, Llanto por Ignacio Sánchez Mejías und Diván del Tamarit.
Theaterarbeit: La Barraca
Lorca war auch ein bedeutender Dramatiker und gründete die Wandertheatergruppe La Barraca. Zu seinen herausragenden Tragödien zählen:
- Bodas de Sangre (Bluthochzeit)
- Yerma
- La Casa de Bernarda Alba (Das Haus der Bernarda Alba)
Rafael Alberti: Von der Tradition zur Avantgarde
Biografie und Stil
Rafael Alberti (1902 in Cádiz – 2002) war ein vielseitiger spanischer Dichter, dessen Werk sich durch eine Mischung aus volkstümlicher Dichtung, religiösen Motiven und avantgardistischen Elementen auszeichnete. Er verstand es meisterhaft, Tradition und Avantgarde zu verbinden.
Vier Schaffensphasen
Phase 1: Volkstümliche Poesie und Andalusische Tradition
In dieser Phase kultivierte Alberti eine Poesie mit volkstümlichen Zügen, die tief in der andalusischen Tradition verwurzelt war. Werke dieser Zeit sind Marinero en Tierra, El Amante und El Alba del Alhelí.
Phase 2 (1927–1929): Avantgarde-Elemente
Seine Poesie integrierte nun Avantgarde-Elemente und befasste sich mit Themen wie Tod oder Scheitern. Beispiele hierfür sind Cal y Canto und Sobre los Ángeles.
Phase 3 (1930–1939): Soziale und Politische Dichtung
In dieser Periode schrieb Alberti sozial und politisch engagierte Poesie, die oft in den Straßen vorgetragen wurde. Ein bekanntes Werk ist Entre el Clavel y la Espada.
Phase 4 (Ab 1939): Exil und Heimweh
Ab 1939, während seines Exils, dominierten Themen der Sehnsucht nach der Heimat sein Werk.
Miguel Hernández: Stimme des Volkes und des Leidens
Biografie und Autodidaktik
Miguel Hernández (1910–1942) wird oft nicht direkt der Generation von '27 zugeordnet, aber als deren Unterstützer betrachtet. Er wurde in Orihuela geboren und war ein Autodidakt, der sich sein Wissen selbst aneignete. Nach seiner Inhaftierung im Jahr 1939 blieb er bis zu seinem Tod an Tuberkulose im Gefängnis.
Themen und Werke
Frühe Gedichte: Tradition und Avantgarde
Er schrieb Gedichte, in denen die Tradition Góngoras mit der Avantgarde verschmolz. Ein Beispiel aus dieser Phase ist Perito en Lunas.
Zentrales Thema: Die Liebe
Das zentrale Thema seines Werkes war die Liebe, die sich durch Gedichte wie El Rayo que no Cesa (Der Blitz, der nicht aufhört) manifestiert.
Soziale Dichtung und Gefängnislyrik
Hernández verfasste auch Gedichte sozialer Art, die seinen Ideen dienten. Sein Werk dieser Art ist in Viento del Pueblo (Wind des Volkes) gesammelt. Später, im Gefängnis, schrieb er die Cancionero y Romancero de Ausencias (Liederbuch und Romanzero der Abwesenheiten). Hier nutzte er volkstümliche Formen der Lyrik, um über den Krieg, den Schmerz der Trennung von seiner Familie und die Liebe zu seiner Frau zu sprechen.