Meisterwerke der Kunstgeschichte: Rubens' Grazien und Goyas 3. Mai

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Rubens' "Die drei Grazien": Eine Analyse des Meisterwerks

„Die drei Grazien“ ist das berühmteste Werk von Peter Paul Rubens. König Philipp IV. erwarb es aus dem Nachlass des Malers, der nach Rubens' Tod versteigert wurde. Am 30. Mai 1640 sollte es einen der Räume des Alcázar in Madrid schmücken. Die Tatsache, dass es auf Holz gemalt ist, zeigt die Verbindung des Meisters mit der alten flämischen Malerei.

Die Darstellung der Grazien und ihre Symbolik

Die drei Grazien hießen Euphrosyne, Thalia und Aglaia und waren Töchter des Zeus und der Eurynome. Sie erscheinen stets nackt, um zu zeigen, dass Schönheit keiner Hülle bedarf. Sie sind Darstellungen von Freundlichkeit, Anmut und Zartheit.

Das Thema und seine künstlerische Behandlung gehen auf die Klassik zurück, wurden aber von Raffael in der Renaissance wieder aufgegriffen. Rubens behielt die italienische Komposition bei, doch die Beziehung zwischen den drei Figuren wird durch ihre Arme, den Schleier und ihre Blicke – also psychologisch – zu einer neuen Einheit verbunden.

Rubens' Innovationen im Schönheitskanon

Rubens veränderte den Schönheitskanon, indem er typisch für seine Gemälde Frauen mit üppigen, aber dennoch anmutigen und eleganten Formen darstellte. Das Gefühl von Bewegung und Anmut, das die drei Mädchen ausstrahlen, ist hervorragend und lädt den Betrachter ein, sich der Szene anzuschließen. Die Blütenkränze und die Landschaft im Hintergrund akzentuieren die Schönheit des Ganzen.

Die starke Lichtquelle, die der Meister verwendet, hebt den perlmuttschimmernden Teint der Mädchen hervor. Einige glaubten, in ihren Gesichtern Züge der beiden Ehefrauen des Malers – Isabella Brant und Hélène Fourment – zu erkennen, während andere verschiedene Varianten der Letzteren sehen. Die weibliche Schönheit in Rubens' Gemälden ist in diesem feinen Trio zusammengefasst.

Goyas "Die Erschießungen des 3. Mai": Krieg und Volk

Hintergrund und Entstehung der Gemälde

Im Jahr 1814, nach der Vertreibung der Franzosen, die in Spanien einmarschiert waren, schuf Goya diese beiden Gemälde, „Der 2. Mai 1808“ und „Der 3. Mai 1808“ in Madrid, für die er von der Regentschaft eine Geldsumme erhielt. Goya wurde zu dieser Zeit als pro-französisch verdächtigt und empfand nach der Rückkehr Ferdinands VII. ein Gefühl der Verfolgung oder Bedrohung.

Abgesehen von dem starken Eindruck, den der Krieg auf ihn gemacht hatte und der ihn zu seinen berühmten „Desastres de la Guerra“ (Katastrophen des Krieges) führte, bekräftigten diese beiden Gemälde seine Verbundenheit mit dem spanischen Volk, seine Verpflichtungen gegenüber der intellektuellen Kultur und seine Annäherung an die politische Illustration.

Das Volk als Held: Goyas revolutionäres Konzept

In all seinen Werken ist die Hauptfigur das Volk, eine anonyme Masse, ein kollektiver Held, und nicht, wie es sonst üblich wäre, der siegreiche Feldherr oder der König auf dem Schlachtfeld. Dieses Konzept ist klar romantisch und entspricht einem modernen Verständnis von Krieg und nationalen Errungenschaften, die den Menschen und ihrem Willen zugeschrieben werden, anstatt ihren Führern.

Das Gemälde „Der 2. Mai 1808“ (Der Aufstand der Mamelucken) zeigt ebenfalls die Volksmasse, die die ägyptischen Wachen umzingelt, welche Teil der französischen Truppen waren und für ihre Grausamkeit bei Angriffen auf die Zivilbevölkerung berüchtigt waren. In diesem Gemälde, „Die Erschießungen des 3. Mai“, sehen wir die Folgen dieses Widerstands von Madrid.

Die dramatische Komposition und ihre Wirkung

Die Komposition der Szene bestimmt die Eigenschaften der beiden Protagonistengruppen: Erstens die Hingerichteten, deren Gesichter dem Betrachter zugewandt sind – gewöhnliche, verängstigte und verzweifelte Gesichter, eine Galerie der Angst, wie Goya sie darstellt. Jeder ist in einer anderen Position gefangen, je nach seiner Einstellung zum Tod: Einer bedeckt sein Gesicht, weil er es nicht ertragen kann, ein anderer öffnet seine Arme weit und bietet seine Brust den Kugeln dar. Dieser besondere Charakter ist furchtbar dramatisch, da er sich direkt den Soldaten entgegenstellt, und sein weißes Hemd zieht den Blickpunkt der Öffentlichkeit auf sich, als eine Erinnerung an den bevorstehenden Tod. Zu seinen Füßen liegen die Leichen der zuvor Hingerichteten in Unordnung. Hinter ihm warten die anderen Verurteilten auf ihre Hinrichtung.

Die andere Gruppe, parallel zu den Opfern, besteht aus französischen Soldaten, die die Patrioten hinrichten. Die Soldaten sind mit dem Rücken zum Betrachter dargestellt, sodass ihre Gesichter nicht zu sehen sind, da sie keine individuelle Bedeutung haben: Sie sind anonyme Henker, die einen Befehl ausführen. Ihre Aufstellung ist perfekt, eine tödlich effektive Ausrichtung, die in ihrer Gleichförmigkeit erschreckt.

Die Szene spielt in einer unbestimmten Nacht im Freien, historisch jedoch am Berg Príncipe Pío, wo den Chroniken zufolge am Vortag Waffen an die Rebellen übergeben wurden. Goyas Pinselführung ist recht locker und unabhängig vom Design, was die Schaffung einer düsteren Atmosphäre durch Lichter, Farben und Rauch erleichtert.

Historischer Kontext und künstlerischer Einfluss

Die fast impressionistische Komposition wurde von einem Bewunderer der spanischen Malerei, Manet, in seinem Werk „Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko“ kopiert. Sowohl „Der 2. Mai“ als auch „Der 3. Mai“ wurden von Anfang an im Museo del Prado ausgestellt. Das einzige Mal, dass sie das Museum verließen, war während der Evakuierung durch die Republikaner im Jahr 1936, um die großen Gemälde des Prado während des Bürgerkriegs zu schützen.

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